Homophobie in Gambia: Der Präsident jagt Moskitos
Weil die EU Gambias Verfolgung von Homosexuellen nicht gutheißt, wird eine Diplomatin ausgewiesen. Die EU protestiert.
Berichten zufolge ist der Grund für die Ausweisung die Kritik der Europäischen Union an Gambias staatlicher Homophobie. In seiner Stellungnahme vom Freitag zur Ausweisung präzisierte Gambias Präsidialamt, Homosexualität sei „total gegen die religiösen, kulturellen und traditionellen Werte Gambias und wird daher nicht toleriert“. Schwule und lesbische Beziehungen sind in dem kleinen westafrikanischen Land, wie in zahlreichen anderen Ländern Afrikas auch, illegal; seit 2014 steht auf „besonders schweren Homosexualismus“ lebenslange Haft.
Seither nimmt die Verfolgung von Homosexuellen zu und die EU hat ihre Entwicklungshilfe für Gambia gestoppt. Das neue Gesetz folgte auf eine Äußerung des Präsidenten Jammeh, der Homosexuelle „Ungeziefer“ nannte und ankündigte, sie „wie Moskitos“ zu jagen. Dem US-Nachrichtendienst „Vice News“ zufolge hielt Jammeh vor kurzem eine Rede vor Bauern in einem Dorf, in der er in Bezug auf Homosexualität sagte: „Wenn ihr es tut, werde ich euch die Kehle durchschneiden.
Wenn du ein Mann bist und einen anderen Mann heiraten willst und wir dich erwischen, wird niemand dich je wiedersehen und kein Weißer kann da irgendetwas tun.“ Im November berichtete Amnesty International, Gambias Präsidialgarde und Geheimdienst hätten fünf Schwule und drei Lesben verhaftet und in der Geheimdienstzentrale gefoltert, um Auskunft über ihre Kontakte zu erhalten.
Gambia ist derzeit eines der Hauptherkunftsländer für Flüchtlinge im Mittelmeer, und politische Verfolgung hat seit einem gescheiterten Putschversuch gegen Jammeh Ende 2014 stark zugenommen, berichten Menschenrechtsgruppen.
Das Drama der afrikanischen Flüchtlinge im Mittelmeer versucht Jammeh jetzt im Tauziehen mit der EU für sich zu nutzen: Nachdem er in der Vergangenheit vor allem die Emigranten kritisiert hatte, hat er am Freitag nach amtlichen Angaben den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angerufen, um wegen des Todes Tausender Flüchtlinge im Mittelmeer Ermittlungen aufzunehmen. Die Chefanklägerin des Strafgerichtshofs, Fatou Bensouda, kommt aus Gambia.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe