Homo-Vorwürfe bei der NPD: Schwule Nazis
Sachsens NPD-Chef muss zurücktreten, weil auf seinem Rechner Homo-Pornos gefunden worden sein sollen. Ach NPD, entspann dich mal.
Die NPD. Dieser kleine lustige Männer-Haufen. Immer wieder für eine bunte Meldung gut. Die neueste Posse kommt aus Sachsen. Dort trat am Donnerstag Landeschef und Bundesgeschäftsführer Holger Szymanski von seinen Ämtern zurück. Aus „persönlichen Gründen“.
Doch laut MDR und Leipziger Volkszeitung wurde er aus den Ämtern gedrängt, da junge Parteigenossen, dank Akteneinsicht nach einer Hausdurchsuchung, erfahren haben, was der blasse Mann so alles auf seinem Computer sammelt. Schmuddelbilder und Sexfilmchen. Wäre ja nicht schlimm, wenn es sich nicht um „homoerotisches Material“ handeln würde. Und schon war er da, der Homo-Vorwurf gegen den NPD-Mann.
Szymanski ist nicht der erste, der sich wohl wegen seiner Sexualität, die so schlecht zum Heilige-Deutsche-Familie-Klischee seiner Partei passt, aus der NPD verabschieden muss. Im Dezember 2013 warf der damalige Parteichef Holger Apfel hin. Offiziell aus „gesundheitlichen Gründen“, inoffiziell, weil er sich einem jungen Kameraden unsittlich genähert haben soll. Ob Intrige oder nicht, der Homo-Vorwurf war in der Welt, Apfel damit am Ende. Er selbst könne sich an den Vorfall nicht erinnern, so Apfel. Alkoholbedingt.
Nichts wiegt bei Neonazis schwerer, als der Vorwurf, Spitzel zu sein – oder eben schwul. Dabei wäre die NPD gut beraten – um auch sie mal in den Genuss der bei Politjournalisten so beliebten Empfehlungsrhetorik kommen zu lassen – sich mal locker zu machen. Hey, Schwule sind gar nicht so schlimm, sie sind mitten unter euch. Wenn ihr noch etwas Überlebenswillen habt, seht über sie hinweg. Denn eines muss man den beiden Holgers lassen: Sie waren Hoffnungsträger der NPD. Und ihr habt sie vergrault, mit eurem Homo-Hass. Klassisches Eigentor.
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