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Höhere Steuern für BesserverdienendeIns Schlammloch steigen

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat Pläne zur stärkeren Besteuerung von Besserverdienenden angekündigt. Die Idee ist politisch richtig, aber riskant.

Foto: imago

D ie Ankündigung ist vage. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat in einem Zeitungsinterview erklärt, Besserverdienende sollten einen „etwas größeren Beitrag“ zur Finanzierung des Gemeinwesens beitragen. Die SPD befürworte die Vermögenssteuer. Sofort machte die Meldung die Runde, die SPD wolle die Besserverdienenden höher besteuern. Die Kommentare im Internet zeigten, dass allein schon die Frage ungeklärt ist: Wer gehört eigentlich zu den Gutgestellten? Und wer eher nicht?

Wer ein Vermögen von 280.000 Euro (inklusive Immobilien) hat, gehört statistisch schon zu den obersten 10 Prozent, sagt das DIW-Institut. DieseR Vermögende wird sich etwa in Berlin aber als bedauernswerte Mittelschicht fühlen, weil man mit dem Geld nicht mal eine Wohnung für eine Familie kaufen kann.

Die Idee, einfach nur das reichste Prozent der Bevölkerung besonders hoch zu besteuern, klappt aber auch nicht so einfach. Zum reichsten Prozent gehört man ab einem Vermögen von 1,3 Millionen Euro. In hohen Vermögen stecken Altersvorsorge, Mietshäuser, Betriebsvermögen. In einer Zeit, in der dank Corona viele Selbstständige als neue Opfergruppe dastehen, kann man sich den Gegenwind vorstellen, wollte die Politik häppchenweise hohe Privatvermögen abtragen.

Trotzdem ist die Ankündigung von Scholz richtig, wenn sie ernst gemeint ist. Denn die Folgen von Corona kosten viel Geld und die Möglichkeiten von Steuererhöhungen auf mehreren Ebenen müssen offenstehen. Es gab vor Jahren schon einen deutlich höheren Spitzensteuersatz und eine Vermögenssteuer, es gab und gibt noch den Solidaritätszuschlag, in anderen Ländern sind die Erbschaftssteuern zudem höher.

Umverteilungspolitik ist keine Robin-Hood-Heldengeschichte, sondern „dirty“ – ein Schlammloch, in das man sich als PolitikerIn tapfer mit Gummistiefeln reinwagen muss, um aufzuräumen, und dabei garantiert mit Dreck beworfen wird. Wer den Mut nicht hat, kann sich oben auf die grüne Wiese legen. Wer dagegen etwas riskiert, verdient Beifall.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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6 Kommentare

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Dem Mann ist meiner Ansicht nach nicht zu trauen, ebenso wie der gesamten SPD.

  • Steueroasen für große Konzerne und Superreiche in der der EU dichtmachen wär' auch mal ein Anfang.

    Und es würde endlich mal den unfairen Wettbewerbsvorteil beseitigen, den große Konzerne und supergroße Vermögen haben: Es geht um das oberste 1%.

    Aber was will man von der SPD erwarten. Die besteuert lieber die 9% davor, bevor sie an die wesentlichen 1% ran geht.

  • RS
    Ria Sauter

    Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen“ — Warren Buffett

    Quelle: beruhmte-zitate.de...g-aber-es-ist-mei/



    Mehr braucht man dazu nicht zu wissen. So ist es und ein SPDmensch wird und will daran nichts grundlegendes ändern.

  • Besserverdiener ist ein Single ab ca 3500 Nettoeinkommen. Hier setzt Scholz an.

    • 1G
      14390 (Profil gelöscht)
      @Chutriella:

      So ärgerlich es ist, aber mit 3.500,- netto kommt man heute auch nicht unbedingt weit. Eine 50qm-Wohnung in Berlin, schon sind die ersten 1.200,- weg, in Hamburg oder München deutlich mehr.



      Und dann ist die Frage, ob man Angestellter oder (Solo)Selbständiger ist. Als (Solo)Selbständiger sind dann nämlich - abhängig vom Beruf - auch mal schnell die nächsten 300,- bis 500,- für Fortbildungen weg. Im Monat! Dann noch die empfohlene Sparquote von 10%...und schon bleiben noch gerade mal 1.400,- übrig für Essen/Trinken, Kleidung, Auto, Sozialleben, Kultur, Hobbies...