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Historischer Zirkusbau verrottetNoch ein harter Winter

Die Sicherung der Schilleroper auf St.Pauli verzögert sich weiter. Ob das alte ehemalige Zirkus-Gebäude das aushält, ist fraglich.

Regen, Eis und Schnee könnten ihr den Rest geben: Schilleroper Foto: hh oldman/Wikimedia Commons

Hamburg taz | Der sanierungsbedürftigen Schilleroper auf St. Pauli steht wahrscheinlich ein weiterer harter Winter bevor. Wie aus einer Anfrage der Linken-Abgeordneten Heike Sudmann hervorgeht, könnte sich die Sicherung des Stahlskelettbaus bis ins Frühjahr verschieben.

Die Schilleroper-Initiative befürchtet, dass dadurch Tatsachen geschaffen werden. „Lange hält die Schiller-Oper in diesem Zustand nicht mehr durch“, warnt die Initiative. Ein zentraler identitätsstiftender Ort für Generationen drohe verloren zu gehen.

Die Abgeordnete Sudmann stößt sich außerdem daran, dass die Investorin nur 50.000 Euro Strafe bezahlen muss, wenn sie die mit der Stadt vor Gericht vereinbarte Frist zur Sicherung nicht einhält. „Lächerlich sind die 50.000 Euro“, findet Sudmann, „bei so einem Sahnegrundstück, das nach dem Zusammenbruch der Schilleroper wertvoller für die Eigentümerin wird.“

Mitte Juni hatte die Stadt mit der Eigentümerin einen gerichtlichen Vergleich geschlossen, der vorsieht, dass das 1891 errichtete ehemalige Zirkusgebäude bis zum 31. Dezember gesichert werden muss. Laut der Senatsantwort verlängert sich die Frist „um den Zeitraum, der von Einreichung des Bauantrags für die Sicherung bis zu dessen Genehmigung vergeht“.

Sobald die Antragsunterlagen vollständig seien, müsse der Antrag binnen drei Monaten bearbeitet werden, sagt Sorina Weiland vom Bezirk Mitte, der für die Genehmigung zuständig ist.

Lange hält die Schilleroper in diesem Zustand nicht mehr durch

Schiller-Oper-Initiative

„Statt die Sicherungsvereinbarung endlich durchzusetzen, bekommen die offensichtlichen Pläne der Eigentümerin, auf Zeit zu spielen bis das Gebäude zusammenbricht, weiter Unterstützung von der Kulturbehörde“, kritisiert die Initiative. Deutlicher könne die Stadt nicht vermitteln, dass sie das Denkmal aufgegeben habe.

Dieser Vorwurf lasse außer Acht, „dass die Alternative gewesen wäre, dass wir über Monate weiter vor Gericht gestritten hätten – mit ungewissem Ausgang“, sagt der Sprecher der Kulturbehörde, Enno Isermann. Das Gericht habe der Behörde deshalb dringend geraten, den Vergleich mit der Eigentümerin einzugehen.

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