Historien-Liebesdrama bei Arte: Die Spione, die sich liebten

Kurz vor Beginn des zweiten Weltkriegs treffen sich „Die Spione von Warschau“. Mittendrin ein aufrechter Agent – ohne Fehl und Tadel.

Jean-François Mercier (David Tennat) und seine Geliebte Anna Skarbek (Janet Montgomery). Bild: Robert Palka/Arte

Europa 1937, am Vorabend des Weltkriegs. Luxuriöse Domizile, glänzende Oldtimer, schöne Menschen – gehüllt in Stoffe, die Garderobe sind und nicht Klamotten. Von den sorgsam patinierten Lederjacken ganz zu schweigen, die der Held immer dann trägt, wenn er nicht den charmanten Militärattaché an der französischen Botschaft in Warschau gibt, sondern den furchtlosen Spion.

Die Geschichte ist eigentlich unappetitlich – aber die Vergangenheit sieht so ungemein stilvoll aus. Coky Giedroyc dürfte sich als Regisseurin für „Die Spione von Warschau“ qualifiziert haben, weil sie zuvor die Regie bei den ersten beiden Folgen von „The Hour“ geführt hatte. Beide Miniserien sehen sich sehr ähnlich.

Hitler und Stalin haben also gerade ihren Pakt verabredet: „Und noch vor ein paar Tagen haben die Sowjets mit uns einen Pakt geschlossen. – Ich sehe sie noch vor mir mit ihren schlecht sitzenden Anzügen!“ Der Militärattaché/Spion Jean-Francois Mercier (David Tennant) ist nicht nur als Ästhet, sondern auch als Filmheld ganz alte Schule – ohne Fehl und Tadel, ohne jede Brechung.

Der sadistische kleine Spaß am Töten, den ein von Connery verkörperter Bond bereits 1962 hatte, geht ihm ab. So pazifistisch wie der Agent in „Es muss nicht immer Kaviar sein“ ist er andererseits auch nicht. Denn wie die Spione in „Das Rätsel der Sandbank“ und in „Die Nadel“ deckt er immerhin die feindlichen Invasionspläne auf seine Heimat als erster auf.

Zwischen Pflicht und Liebe

Und wie „Die Nadel“ scheint er dann zwischen seiner vaterländischen Pflicht und der Liebe zu einer wunderschönen Frau (Janet Montgomery) aufgerieben zu werden. Ein Agentenfilm braucht offenbar immer einen berühmten Spionageroman eines berühmten Autors als Grundlage.

Aber hätte der auch schon mal mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnete Alan Furst seinen Protagonisten nicht ein klitzekleines bisschen ambivalenter oder zeitgemäß soziopathisch anlegen können? Zum Beispiel so wie den modernen Holmes in „Sherlock“? Die englische Serie ist ein Hit, aber die Pilotfolge fand die BBC so schlecht, dass sie neu gedreht werden musste. Regisseurin des nicht ausgestrahlten Piloten: Coky Giedroyc.

20.15 Uhr, Arte, „Die Spione von Warschau“ (Teil 1), 21.45 Uhr, Arte, „Die Spione von Warschau“ (Teil 2).
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