Hilfen des Internationalen Währungsfonds: Almosen für den Süden
Der IWF leistet symbolische Hilfe. Aber Corona wird erst verschwinden, wenn sich arme Länder wappnen können.
I n der Coronakrise denken die Industrieländer bisher nur an sich selbst. Europa, die USA und China haben Billionen Dollar mobilisiert, um die eigene Wirtschaft möglichst sanft durch die Pandemie zu schleusen. Aber was ist mit dem Globalen Süden? Diese Frage wird lieber verdrängt.
Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) leistet nur symbolische Hilfe. Der Fonds kündigte jetzt zwar an, dass er 500 Millionen Dollar zur Verfügung stellen will – aber dieses Geld soll gleich für 25 Staaten reichen. Pro Land bleiben also im Durchschnitt nur 20 Millionen Dollar übrig. Das ist der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.
Vor allem aber handelt es sich um eine Art Kreisverkehr: Der IWF gewährt den armen Ländern Zuschüsse, damit sie ihre Schulden beim IWF weiterhin bedienen können. Sonst hätten wahrscheinlich diverse arme Staaten Konkurs anmelden müssen, da die Weltwirtschaft einbricht und Rohstoffe kaum noch abzusetzen sind. Der IWF stabilisiert also seine eigene Struktur, aber frisches Geld wird es für die Ärmsten der Armen kaum geben.
Dies ist nicht die Schuld des IWF. Der Fonds kann nur über die Mittel verfügen, die die reichen Mitgliedsländer bewilligen. Doch bisher fließt zusätzliches Geld nur spärlich.
Das Kalkül im Globalen Norden ist zynisch: Die ärmsten Länder werden ignoriert, weil sie ökonomisch unbedeutend sind. Als Kunden fallen sie nicht ins Gewicht – und ihre Rohstoffe liefern sie sowieso, da sie von den Einnahmen abhängig sind. Für den Norden sind daher höchstens Almosen denkbar, um das eigene Gewissen zu beruhigen.
Doch ausgerechnet das Virus verändert diese Machtbalance, denn eine globale Seuche lässt sich nur global bekämpfen. Im Norden wird zwar viel davon geredet, dass es sich um eine „Pandemie“ handelt, aber nicht verstanden, was dies bedeutet: Das Virus wird nicht eher verschwinden, bis auch die ärmsten Länder in der Lage sind, sich dagegen zu wappnen. Die Industriestaaten werden also lernen müssen, dass es auch ihnen nützt, wenn sie anderen helfen. Egoismus und Altruismus fallen zusammen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker