Hilfe für NGOs in Afghanistan: Prinzipien helfen nicht

Aus Protest gegen das Jobverbot für Frauen in Afghanistan stellen viele westliche NGOs und Staaten die Unterstützung ein. Warum das falsch ist.

Mann mit Wasserkanister und Baum im Schnee

In Afghanistan droht ein harter Winter und eine Hungersnot

Frauen in Afghanistan dürfen nicht mehr in NGOs arbeiten. Aus Protest gegen das Beschäftigungsverbot haben große Organisation wie Save the Children oder Care ihre Arbeit in dem Land eingestellt. Das Beschäftigungsverbot widerspreche ihren Prinzipien der Hilfe. Es steht auch quer zu einer feministischen Ausrichtung, mit der das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) angetreten ist. Bis auf Weiteres hat das BMZ daher seine Unterstützung ausgesetzt.

Gerade jetzt Hilfsprogramme für Afghanistan zu stoppen wäre fatal. Das Land steht kurz vor einer Nahrungsmittelkrise. Käme es zu einer Hungersnot, wären sechs Millionen Menschen betroffen, allen voran Frauen. Hilfsorganisationen sollten jetzt nicht an Verhandlungstischen ihre Prinzipien und Strategiepapiere debattieren. Denn der anstehende harte Winter könnte in den Worten von Islamic-Relief-Sprecher Nuri Köseli „eine Lebensbedrohung für viele Afghaninnen und Afghanen werden“. NGOs argumentieren dagegen: Ohne Mitarbeiterinnen könne man die Frauen nicht erreichen. Dass sie sich stattdessen entscheiden, ihre Programme einzufrieren, bis ein Soft-Power-Kampf gegen die Taliban ausgefochten ist, der egal sein dürfte, was westliche Organisatio­nen in ihre Erklärungen schreiben, ist der falsche Ansatz.

Ja, es ist wichtig, das Beschäftigungsverbot zu verurteilen. Vor allem aber sollte eins der elementaren Prinzipien humanitärer Hilfe gelten: Leiden zu lindern, unabhängig von politischen, militärischen oder sonstigen Zielen. Ärzte ohne Grenzen oder Islamic Relief haben sich entschlossen, weiterhin Gesundheitsversorgung zu leisten. Auf der Strecke bleiben Bildungs- und Entwicklungsprogramme. Diese wären gerade jetzt wichtig, als Gegengewicht zur frauenverachtenden Politik der Taliban. Entwicklungshilfe-Akteure sollten ihre Unterstützung der Situation anpassen und weiterführen, etwa über UN-Programme. Am Donnerstag gab es im BMZ eine erste Gesprächsrunde dazu. Ganz oben auf der Agenda sollte die Not der Frauen stehen.

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Redakteurin für Entwicklungspolitik und Welthandel

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