Hier spricht die sonstige Partei (10): „Wir wachsen rasant“
Oft belächelt, kaum beachtet: die europäischen Kleinparteien. Die taz lässt sie zu Wort kommen. Dieses Mal: die schwedische Feministische Initiative.
taz: Frau Post, sprechen Sie Englisch?
Soraya Post: Selbstverständlich.
Wie lautet Ihr Wahlslogan?
Raus mit den Rassisten. Rein mit den Feministinnen.
Vertreten Sie eine Minderheitenposition?
Ja. Aber wir wachsen. Und zwar rasant. Anfang des Jahres hatten wir gerade mal 1.500 Mitglieder. Jetzt haben wir gut 14.000. Wir haben einen derartigen Zulauf, dass wir kaum hinterherkommen. Laut Wählerumfragen liegen wir bei über 4 Prozent.
Überrascht Sie das?
Nein.
ist Spitzenkandidatin.
Die Partei: F!, Feministiskt initiativ (Feministische Initiative) wurde 2005 in Schweden gegründet. Die US-Schauspielerin Jane Fonda ging für sie auf Wahlkampftour. Bei der Europawahl 2009 erhielt F! 2,22 Prozent. Mehr Infos unter: www.feministisktinitiativ.se
Die Rubrik: „Hier spricht die sonstige Partei“ erscheint täglich in der taz.europa. Alle Parteivertreter werden dabei mit den gleichen Fragen konfrontiert.
Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
Die Leute sind genervt, dass in den Fragen der Gerechtigkeit nichts passiert. Es gibt ein großes Bedürfnis in Schweden, die Demokratie zu ändern. Es ist nicht okay, wenn rassistische und faschistische Parteien in unsere Parlamente kommen und Einwanderer ausgegrenzt werden.
Tritt in Schweden sonst niemand für Gerechtigkeit ein?
Die großen schwedischen Parteien sind von unserem Erfolg jedenfalls so beeindruckt, dass sie jetzt unsere feministischen Inhalte übernommen haben, um die Wähler zurückzuholen.
Sie wären die erste feministische Partei im EU-Parlament.
Ja. Sie sehen, es ist Zeit für einen Wechsel.
Was wollen Sie in Brüssel?
Wir wollen einen Wechsel in der EU vorantreiben. Wir wollen dafür sorgen, dass die Menschenrechte noch etwas zählen. Und natürlich wollen wir das Roma-Problem stärker thematisieren. Es muss sichergestellt werden, dass ein Mitgliedsland mit ökonomischen Sanktionen belegt wird und auch ausgeschlossen werden muss, wenn es die Menschenrechte seiner Einwohner beschneidet.
Das EU-Parlament tut zu wenig für die Geschlechter?
Absolut. Es gibt auch in der EU Länder, die die Frauen dazu zwingen, nicht abzutreiben, und die den Frauen die Entscheidungen über ihren eigenen Körper abnehmen. Das ist ein großes Verbrechen, das den Frauen angetan wird.
Wie viele Sitze erwarten Sie?
Das ist sehr schwer zu sagen. Wie es aussieht, ziehen wir ins Europarlament ein. Und wir werden auch Frauen aus anderen Teilen Europas mitbringen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit