Hertha und der Traum vom neuen Stadion: Im Abseits
Aus für den Stadionneubau auf dem Olympiagelände: Die Baugenossenschaft 1892 will ihre Häuser nicht an den Verein verkaufen.
Auf Twitter war Hertha BSC am Dienstag noch ganz mit der Freude über das Eisbärenbaby beschäftigt, das nun den Namen des Vereins trägt, da machte eine für Hertha wesentlich brisantere Meldung die Runde: Die Baugenossenschaft 1892, die auf dem Olympiagelände 24 Wohnungen besitzt, hat die Verhandlungen mit dem Verein abgebrochen. Das bestätigte die Genossenschaft gegenüber der taz. Der von Hertha geplante Neubau einer Fußballarena neben dem Olympiastadion ist damit wohl vom Tisch.
Hertha BSC, Hauptmieter des landeseigenen Olympiastadions, ist schon lange unzufrieden mit der Sportstätte – zu selten wird das Stadion voll, viele beschreiben es als zugig und ungemütlich. Der Verein hatte deshalb angekündigt, den 2025 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, und wollte stattdessen eine neue Arena bauen, die „steil, nah, laut“ sein soll. Das vorgesehene Grundstück am Rand des Olympiaparks hätte der Verein vom Land pachten müssen, die Baukosten wollte Hertha BSC über private Investoren finanzieren.
Um neu bauen zu können, hätten allerdings die Wohnungen der Baugenossenschaft 1892 weichen müssen. Hertha wäre bei einem Kauf und Abriss verpflichtet gewesen, vergleichbaren Wohnraum als Ersatz zu besorgen. Monatelang hatte der Verein erfolglos nach neuen Flächen gesucht. Das ist nun nicht mehr nötig: Die Genossenschaft sei nicht länger bereit, die „Häuser in der Sportforumstraße an Hertha BSC zu veräußern“, teilte der Vorstand am Dienstag mit. Stattdessen wolle man nun in die Gebäude investieren und sogar ausloten, ob Erweiterungen möglich seien. „Wir hatten in unseren Gesprächen stets darauf hingewiesen, dass die zwei Jahre andauernde ‚Hängepartie‘ Ende des ersten Quartals 2019 ein Ende finden muss.“
„Nicht zu realisieren“
Für die Fraktionen von SPD, Linken und Grünen ist die Konsequenz klar: Für den Stadionneubau auf dem Olympiagelände sei eine Lösung für die knapp 100 Bewohnerinnen und Bewohner zentrale Bedingung, schrieben sie in einer gemeinsamen Pressemitteilung. „Nachdem die Genossenschaft nunmehr erklärt hat, dass sie das Grundstück und die Häuser nicht verkaufen wird, ist ein Hertha-Stadion im Olympiagelände nicht zu realisieren.“
Ähnlich äußerte sich Martin Pallgen, Sprecher von Sportsenator Andreas Geisel (SPD): „Wenn die Wohnungsfrage nicht gelöst werden kann, wird es an diesem Standort schwierig.“ Die Sportverwaltung sei dabei, mit Hertha noch mal ins Gespräch zu gehen. „Wir müssen jetzt schauen, welche anderen Möglichkeiten es gibt in der Stadt“, so Pallgen. Auch über eine Modernisierung des Olympiastadions werde nachgedacht.
Hertha BSC teilte mit, es bleibe der ausdrückliche Wunsch, „diese Arena in Berlin zu bauen, idealerweise im Olympiapark“. Der Verein hofft offenbar nach wie vor auf eine Verhandlungslösung. Bei Twitter gab man sich auch am Nachmittag sorglos – und freute sich nach dem Eisbärenbaby über Trainingseinheiten „bei strahlendem Sonnenschein“.
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