Uwe Rada über den rasant steigenden Bodenpreis in Berlin: Her mit der Spekulationsteuer!
Wer diese Grafik sieht, fragt sich unweigerlich, ob nicht alles zu spät ist. 2008, dem Jahr, als die Finanzkrise begann, lagen die Berliner Bodenpreise bei 200 Euro den Quadratmeter. 2015, nur sieben Jahre später, haben sie sich auf über 400 Euro verdoppelt. In den zwei Jahren danach sind sie regelrecht explodiert: 2017 lag der Bodenpreis bei knapp 700 Euro pro Quadratmeter.
Der Boden als knappes, teures Gut: Die Zahlen stellte Guido Spars, Professor für die Ökonomie des Planens und Bauens in Wuppertal, am Dienstagabend beim Berliner Stadtforum vor. Dort sollten Strategien beraten werden, wie die Explosion des Bodenpreises gebremst werden kann. Denn all die neuen Wohnungen, die der Senat bauen will, werden teurer, wenn die Grundstückspreise durch die Decke gehen.
Und was macht die Politik? Bausenatorin Katrin Lompscher, die zum Stadtforum ins ehemalige Kino Kosmos eingeladen hatte, räumte gleich zu Beginn ein, dass der Senat in der Tat lange Zeit untätig geblieben war. Erst 2011 habe das Land begonnen, seine Grundstücke nicht mehr meistbietend an Investoren zu verkaufen, sondern neben dem Kaufpreis auch das Konzept der Bewerber zu berücksichtigen.
Motor für dieses Umdenken war aber nicht die Politik, es waren Initiativen wie der runde Tisch Liegenschaftspolitik. Denen dankte Lompscher ausdrücklich. „Mit der neuen Berliner Liegenschaftspolitik haben wir schon viel erreicht, nicht zuletzt aufgrund des engagierten Einsatzes der Zivilgesellschaft.“ Doch die Schere zwischen verfügbarem Grund und Boden und den Preisen geht immer weiter auseinander. Dass sich darin nicht nur das übliche Spiel von Angebot und Nachfrage abbildet, sondern auch viel Spekulation eingepreist ist, darauf hatte Spars auch hingewiesen. „Die Nachfrager akzeptieren sinkende Renditen und steigende Risiken“, so der Experte. Ein Grund dafür seien die Hoffnung auf wachsende Eigentumspreise und Mieten. Mit anderen Worten: Im Berliner Immobilienmarkt könnte auch eine große Blase platzen, wenn sich diese Hoffnung nicht erfüllt.
Doch danach sieht es derzeit nicht aus. Der Berliner Immobilienmarkt, so Spars, sei für Anleger und Ankäufer aus aller Welt nach wie vor ein Hotspot. Was dagegen helfen könnte, sei ein ganzes Bündel von Maßnahmen, angefangen von einer Spekulationsteuer bis hin zu Baugenehmigungen, deren Gültigkeit nach zwei Jahren verfalle.
Die Agenda steht also. Nun muss sich die Politik daran messen lassen. Oder es ist endgültig zu spät.
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