Heizungsausfall bei der Deutsche Wohnen: Frieren im Flockdown
In mehreren hundert Wohnungen der Deutschen Wohnen in Berlin kommt es seit Tagen zu Heizungsausfällen – wieder mal.
Laut Mieter:innen hat der DAX-Konzern bereits nach Heizungsausfällen im Winter 2019 versprochen, die Warmwasser- und Heizungsanlagen in den Wohnkomplexen am südlichen Kottbusser Tor auszutauschen. Zwei Jahre seien vergangen, das Fazit bleibe: „Jeden Winter fallen hier die Heizungen aus.“
Betroffen waren und sind laut Mietergemeinschaft diesmal 310 Wohnungen in der Admiral-, Kohlfuhrter und Kottbusser Straße. Bei einigen gehe die Heizung mittlerweile wieder, bei einigen sei es noch immer kalt – und all dies unter Lockdown-Bedingungen und bei Minusgraden.
Die Deutsche Wohnen hatte offenbar bereits mit Ausfällen gerechnet: Laut Mieter:innen warnte bereits Anfang Dezember 2020 ein Aushang, dass auf unbestimmte Zeit „mit Unregelmäßigkeiten oder sogar Ausfall der Versorgung“ zu rechnen sei. Berlins größter Vermieter beweise damit erneut, dass er die Häuser nicht instandhalten könne, schrieben die Mieter:innen und wiederholten ihre Forderungen nach einem Austausch der Anlagen. Darüber hinaus verlangten sie einen funktionierenden Notfallservice für Reparaturen und die Wiedereinstellung von lokal ansässigen Hausmeister:innen.
Deutsche Wohnen: „separat zu betrachtende Fälle“
Die Deutsche Wohnen bestätigte bereits am Mittwoch einen Ausfall. Angeblich sei die Störung bis Dienstag behoben worden – demgegenüber klagten Mieter:innen am Donnerstag weiter über Ausfälle. Auf taz-Anfrage teilte das Unternehmen am Donnerstag mit, dass es sich „um separat zu betrachtende Fälle“ handele: Zuerst sei die Heizungsanlage in 240 Wohnungen in der Kottbusser, Reichenberger und Mariannenstraße ausgefallen. Trotz Investition einer sechsstelligen Summe innerhalb der letzten 12 Monaten käme es in der Anlage zu „kurzfristigen Leistungsschwankungen“, die in Teilen noch anhielten.
Überdies sei Sonntagnacht ein Heizkessel in der Kohlfurter Straße geplatzt, betroffen waren 34 Wohnungen. Der Kessel werde zeitnah repariert. Dienstagnacht habe es dann dort noch einen Trassenrohrbruch gegeben, infolgedessen 230 Wohnungen in Admiral und Kottbusser Straße von einem Ausfall betroffen waren. Diese Wohnungen könnten mittlerweile wieder beheizt werden.
Am Mittwoch und Donnerstag seien mehrsprachige Teams der Mieterbetreuung vor Ort gewesen und hätten elektrische Ersatzheizkörper an Mieter:innen verteilt. „Mietminderungen werden natürlich ebenso gewährt wie die Übernahme der Stromkosten für Radiatoren“, heißt es.
Mieter wollen Rekommunalisierung
Einer der Mieter und Sprecher der Initiative Kotti & Co. saß seit Dienstagabend rund 28 Stunden in der Kälte. Er sagte der taz: „Wie die Deutsche Wohnen mit uns Mieter:innen umgeht, ist unangemessen. Jeden Winter wiederholen sich massive Ausfälle: Irgendwo in den Blöcken fällt die Heizung fällt aus und hunderte sind betroffen. Aber es dauert trotzdem ein bis zwei Tage, bis die Wartungsfirma B&O provisorische Heizgeräte ausgibt.“
Die Provisorien reichten zudem nicht aus, wie der Mieter sagte: „Wir leben zu dritt auf 76 Quadratmetern und haben einen Heizkörper bekommen, den wir selber in die Wohnung schleppen mussten.“ Ältere Leute seien ausgeschlossen, wenn sie die schweren Geräte nicht tragen könnten, erzählt der Mieter. Zudem bekämen nur diejenigen einen Radiator, die sich auch beschwerten. In den Blöcken hat es laut dem Mieter in Vergangenheit bereits mehrwöchige Ausfälle gegeben, Warmwasser falle gelegentlich auch im Sommer aus.
Kein Wunder, dass sich viele der Mieter:innen für die Rekommunalisierung von Wohnraum in Privatbesitz aussprachen: Sie unterstützten das Volksbegehren Deutsche Wohnen & Co. enteignen, das große Wohnungsfirmen vergesellschaften will und in rund zwei Wochen anfängt, Unterschriften zu sammeln. In den Blocks am Kotti würden viele Mieter:innen sicher sofort unterschreiben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut