piwik no script img

Heimskandal in BrandenburgTod im Kinderheim

Lena* musste Helm, Knie- und Armschoner in einem Heim der Haasenburg GmbH tragen. Sie ist eines von zwei Mädchen, die in dem geschlossenen Heim starben.

Das Kinder- und Jugendheim „Haus Babenberg“ der Haasenburg GmbH Bild: dpa

BERLIN taz | „Aus dem Blickwinkel sah ich etwas herunterfallen und äußerte die Frage, was denn nun wieder von oben runtergefallen ist. N. antwortete, dass es ein Mensch gewesen ist.“ Der Mensch hieß Lena* und war ein 16-jähriges Mädchen. Sie starb am 31. Mai 2008 in einem Heim der Haasenburg GmbH, in Jessern, Brandenburg.

Die Mitarbeiterin T. hat nach dem Tod von Lena ihre Beobachtungen aufgeschrieben. In ihrer Stellungnahme schreibt sie: „Lena lag auf ihrer linke Seite […] Ich nahm ihr dann die Knie- und Ellbogenschützer ab, damit diese nicht unnötig schnürten.“

Die Haasenburg GmbH betreibt drei geschlossene Heime in Brandenburg. Sie hat sich auf Kinder spezialisiert, die als schwierig gelten. Auf Antrag der Eltern oder eines amtlichen Vormunds können Kinder nach §1631b BGB in eine geschlossene Einrichtung eingewiesen werden. Nötig ist ein Beschluss eines Familiengerichts, ein psychiatrisches Gutachten und eine Stellungnahme des Jugendamts, das dann ein Heim sucht.

Erziehungswissenschaftler kritisiert den Zwang

Viele Experten beurteilen Erziehung unter Zwang und Gewalt als kaum tragfähiges Konzept der Pädagogik. Der renommierte Erziehungswissenschaftler Werner Thole von der Uni Kassel sagt, geschlossene Heime seien „einer sich modern präsentierenden Gesellschaft unwürdig“.

Für die Haasenburg GmbH ist dieses Geschäftsfeld eine Marktnische. Fünfstellige Summen verdient die GmbH an einem Kind pro Monat. Der Staat bezahlt für körperliche Erziehung. Die profitorientierte Firma nennt ein solches Vorgehen „Anti-Aggressionsmaßnahmen“.

Bei diesen Maßnahmen kam es auch zu Verletzungen. Bis 2010 wurden Kinder sogar auf Fixierliegen festgeschnallt – mit Erlaubnis des zuständigen Landesjugendamts in Brandenburg. Die Aufsichtsbehörde erließ erst 2010 eine Auflage, laut der Fixierliegen in der Haasenburg GmbH verboten sind.

Lena kam mit 14 Jahren am 27. Oktober 2005 in dem Heim an. Sie war nicht die Einzige, die in der Haasenburg GmbH starb. 2005 nahm sich Katrin* das Leben. Sie wurde 15 Jahre alt, in einem Heim, das ehemalige Insassen als grauenhaft beschreiben.

Eine Liste mit Geboten und Verboten

Für Lena muss die Zeit in der Haasenburg GmbH die Hölle gewesen sein. So wie für jedes Kind galt auch für sie eine Liste mit Geboten und Verboten. Auf ihrer „Was darf ich?“-Liste ist mit Datum vom 18. 6. 2007 notiert: „tagsüber Helm, Knie- und Armschoner tragen“.

Unter Lenas „Was darf ich nicht?“-Liste steht: „nachts ohne Helm schlafen“; ebenso: „eigenmächtig und selbständig handeln“; oder: „mit anderen Jugendlichen Kontakt aufnehmen, wenn kein Erzieher dabei ist“ und: „selbständig Helm, Knie- sowie Armschoner abnehmen, ohne vorher Erzieher zu fragen“. Endgültig los wurde das Mädchen die stigmatisierenden Schützer mit dem Tod.

Verblüffenderweise hält das Landesjugendamt noch heute diese drastischen Eingriffe für gerechtfertigt. So antwortet das Jugendministerium am 14. Juni 2013 auf taz-Anfrage, die Schützer seien „dem Landesjugendamt bekannt und im Gesamtzusammenhang nachvollziehbar“. Diese hätten „der Vorbeugung von schweren, selbst zugefügten Verletzungen“ gedient.

Lena starb, weil sie aus einem oberen Stockwerk der Haasenburg GmbH in Jessern aus dem Fenster stürzte. Wenn sie mit Helm, Knie- und Armschonern vor sich selbst geschützt werden musste: Was hatte das Mädchen dann an einem offenen Fenster, in dieser Montur und in dieser Höhe zu suchen?

Eine Obduktion führt das Jugendamt nicht durch

Gab es eine Obduktion? Die kühle Antwort des SPD-Ministeriums: „Das Landesjugendamt führt keine Obduktionen durch.“ Ansonsten lässt sich diese Behörde offensichtlich nicht besonders gut informieren: Dass Lena mit Helm schlafen musste, „findet sich in den Akten des Landesjugendamtes nicht“.

Unerbittlich musste das Mädchen den Helm tragen. Laut einer Gesprächsnotiz bittet Lena die Erzieherin T., den Helm ablegen zu dürfen. Die Mitarbeiterin T. entgegnet, der Helm müsse getragen werden, „solange wir es für nötig halten“. Frau T. ist die Erzieherin, die Lena die Schützer am Todestag abnahm. Laut internen Protokollen wird der Helm auch unter Zwang aufgesetzt.

Am 11. November 2006 wird Lena in den Anti-Aggressions-Raum gebracht. Um 9.45 Uhr wird ihr laut Protokoll erklärt, sie müsse „den Schutzhelm tragen, um sich nicht selbst zu gefährden“. Schließlich: „Schutzhelm wird Lena aufgesetzt, soll in der Mitte des Raumes stehen.“ Um 9.48 Uhr: „wirft Helm gegen die Tür […] wird im Stehen begrenzt.“

9.50 Uhr: „Schutzhelm wird erneut aufgesetzt.“ 9.55 Uhr: „wirft Helm erneut gegen Tür und tritt mehrmals dagegen […] (der Helm zerbricht) […] Sie steht gemeinsam mit EZ im Festhaltegriff auf und bekommt Helm aufgesetzt.“ 10.05 Uhr: „es wird neuer Helm geholt und ihr aufgesetzt, Konsequenz, wenn sie den Helm nicht aufbehält und weiter eigengefährdendes Verhalten zeigt, wird sie auf dem Bett begrenzt.“

„Auslösende Situation: Lena verweigert sich“

Auch an diesem Tag ist in den Dokumenten als Auslöser keine Selbstverletzung vermerkt. „Auslösende Situation: Lena verweigert sich, mit einem Bleistift ihr Tagesziel zu schreiben, wirft Bleistift aus Zimmer, tritt gegen Tür und hält diese zu.“

Glücklicherweise hatte Lena im Heim Sandra*, ihre Freundin. Sie sagt der taz: „Es tut mir leid, dass sie ihr Leben nicht mehr leben kann.“ In der Haasenburg GmbH sei es für beide unerträglich gewesen. „Ich hätte an ihrer Stelle sein können.“ Lena habe zwar gegen die Wände ihres Zimmers geschlagen, „aber das war nicht gefährlich. Das war Trotz und Protest.“

Werner Thole von der Uni Kassel ist empört. Der Helm sei ein Eingriff in die „körperliche Integrität von Heranwachsenden“, und diese Art Eingriffe seien „im Rahmen erzieherischer Hilfen völlig unangebracht.“ Dies widerspreche den „Grundsätzen einer humanen Kinder- und Jugendhilfe“.

Wenn der Helm wirklich nur dem Schutz des Kindes gedient haben sollte, macht ein Dokument stutzig: So wird in einem Protokoll einer anderen Jugendlichen im November 2008 vermerkt: „Schutzbekleidung als negative Konsequenz“.

Eine „eingehende Untersuchung“

Das Brandenburger Bildungsministerium schreibt der taz am 14. Juni 2013, dass Unterlagen, bei denen mit Zwang ein Helm aufgesetzt worden sei, dem Landesjugendamt nicht vorlägen und „daher nicht bewertet werden“ könnten. Bei Lenas Tod sei eine „eingehende Untersuchung“ des Landesjugendamts durchgeführt worden. Diese „sei letztlich eine Grundlage für die seither erfolgten konzeptionellen Änderungen und Veränderungen der Betriebserlaubnis“ gewesen.

Eine Woche später klingt das anders. Laut Ministerium werden beide Todesfälle erneut von einer Kommission untersucht. Diesen Freitag (28. Juni) will die zuständige Ministerin, Martina Münch (SPD), die Zusammensetzung einer Expertengruppe verkünden.

Bereits vor einem Jahr, //www.neues-deutschland.de/artikel/232812.defizite-in-heimen-ueberwunden.html?sstr=Martina|M%FCnch:im Juli 2012, hatte die Ministerin laut Neuem Deutschland über Missstände bei der Haasenburg GmbH gesagt, Auflagen seien „in allen Fällen zeitnah“ erfüllt worden. Zuvor hatte das ZDF einen kritischen Bericht gesendet.

Kniebeugen auch mit Gewalt

Das ZDF berichtete damals nur über die finanziellen Machenschaften der Haasenburg GmbH. Die Schwarze Pädagogik war kein Thema. Bei Lena kam es laut Protokoll am 24. Februar 2006 zu einer „Präventionsmaßnahme“. Ihr Vergehen: „Sie versuchte mit dem Erzieher zu diskutieren und sich auf diese Weise einen Vorteil zu verschaffen.“ Konsequenz: „Frau F. fordert Lena mehrmals auf, sich umzudrehen und über die Situation zu reden. Doch auch diesen Aufforderungen kam Lena nicht nach.“

Es erfolgt die pädagogische Intervention nach Art der Haasenburg GmbH: „Ansage, dass, sollte sie sich weiter weigern, sie 10 Kniebeugen zu machen hätte.“ Die Pubertierende weigert sich. „Daraufhin betrat ein weiterer Erzieher den Raum, um Frau F. zu unterstützen.“ Weiter heißt es im Protokoll: „Es wurde versucht, Lena bei den Kniebeugen zu helfen.

Lena verweigerte sich immer mehr und fing damit an, Frau F. anzugreifen. Daraufhin wurde sie von den beiden Erziehern zu Boden gedrückt.“ Das Landesjugendamt ist über die Behandlung von Lena informiert gewesen. Der taz liegen mehrere „Meldungen einer Anti-Aggressionsmaßnahme“ vor, die immer an dieselbe Zuständige im Landesjugendamt adressiert sind.

Am 2. Dezember 2006 bekommt die Sachbearbeiterin wieder eine solche Meldung über eine dreistündige „Anti-Aggressionsmaßnahme“: „Die Jugendliche forderte sich auf unangemessene Art und Weise ihre Handlungsalternativen ein.“ Weiter heißt es rechtfertigend, dass sie mit „oppositionellem Trotzverhalten und eigengefährdendem Verhalten reagierte“. Über Helm, Knie- und Armschoner ist nichts vermerkt.

* Name geändert

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

52 Kommentare

 / 
  • AB
    anonym Bitte

    Ich war in der selben Zeit dort und kenne *Lena* in Jessern dort und musste so auch zum Arzt wegen ZahnSpange es war grausam schlafen,ging genau so wenig!? Durch viele Erlebnisse schlafe ich ganz schwer ein und reagiere auf verschiedene Dinge s

     

    Recht aufgebracht:( ich will das nicht immer aber kann in diesen Situationen nicht anders!*Lena* ist vor der traurigen Handlung schon einmal mit einem jungen durchs Fenster abgehauen!? In der Zeit hatten die, die Griffe wechseln wollen somit waren keine dran! Da sie nicht in Kontakt zu den jugendlichen durfte hatte die mich gefragt ob ich ihr einen löffel bringen kann. Ich habe es ihr zu liebe gemacht,als die abgehauen sind durchs Fenster hatte sie sich schon das Becken gebrochen. Ist aber zum Glück alles wider gut geworden.normales Besteck gab es dann nicht mehr nur Plastik Geschirr.ich kann mich heute noch an den Tag erinnern und verstehe so einiges nicht. Habe mir das durchgelesen und musste erneut weinen

    • @anonym Bitte:

      Hier gibt's ne Seite für *Lena*.

       

      haasenburg-opfer.blogspot.de

  • T
    tieftraurig

    Psychologie ist keine Wissenschaft. Psychologie ist statistisch willkürlich untermauerter Aberglaube. Es ist schrecklich, dass dieser Willkür die Freiheit von Menschen geopfert wird.

     

    Nichts ist normal nur weil alle es tun.

     

    Die "psychologisierung" unserer Gesellschaft wird voranschreiten, denn sie ist ein mächtiges Instrument um Unkonforme mundtot zu machen und auszuschalten.

     

    Kinder brauchen keine Psychologen, sie brauchen Bindung zu Menschen die gewillt sind Liebe zu geben mit viel Geduld. Wenn so gehandelt wird, dann kann das von mir aus gernevergoldet werden. Aber eine 5 stellige Summe also mindestens 10000 € pro Kind zu kassieren und es dann zu foltern - wer so handelt, dem wnsche ich dass die Hölle wirklich gibt und er dort landet.

  • AI
    Andreas Irmert

    Beim lesen dieses Artikels ist man stark erinnert an Hannah Arendts Eichmann Analyse "Die Banalität des Bösen". Vorausgesetzt die Anschuldigungen stimmen, woran ich kaum noch Zweifel habe, haben diese (Pädagogen wäre hier das falsche Wort) Mitarbeiter der Haasenburg genau jene Charakterzüge unter Beweis gestellt die Arendts am dem Bürokraten Eichmann fand. Mit Vorstellungen von reiner Gewalt- und Strafsteigerung als Erziehung und das persönliche berufliche Weiterkommen im Auge wird der Jugendliche entmenschlicht.

  • EI
    es ist viel im Argen hier

    Der Staat gibt seine "Einrichtungen" darum ab, weil er sich vor der Verantwortung drückt. Vor der finanziellen drückt er sich nicht mal, zahlt ja beträchtliche Summen dafür.

     

    Es gibt auch Entziehungsanstalten, die eine wirklich große Menge Geld einschieben um Menschen von den Drogen zu bringen. Dabei kommt man bei manchen sehr leicht an Drogen, die Dealer stehen neben der Eingangstür.

     

    Oder der Knast, wer Geld und Beziehungen hat, bekommt da alles. Dabei heißt es die Weggesperrten müssten erzogen werden.

     

    Es ist viel im Argen, weil zwar gezahlt wird für die "schwierigen" Leute, aber damit ist die Sache erledigt.

  • SG
    Schmidt Georg

    man solls nicht glauben, die SZ hat sich dazu durchgerungen, das Thema zu beachten:

    http://www.sueddeutsche.de/panorama/misshandlungen-im-jugendheim-auf-liegen-geschnallt-und-diszipliniert-1.1708619

    aber der SZ sei verziehen, sie kämpft seit Wochen für Herrn Mollath, daher ist es anerkennenswert, wenn Medien sich echt engagieren und nicht nur Schlagzeilen produzieren !

  • S
    schnorz

    Geschlossene Heime sind leider im kommen, auch für Erwachsene sog. "Systemsprenger". Die Berliner sozialpsychiatrischen Dienste, Psychiatriekoordinatoren etc. haben dies vor einigen Jahren diskutiert und soweit ich weiß sich dagegen entschieden, auch wenn es viele Befürworter in Berlin gegeben hat. Jedoch werden jährlich auch aus Berlin die sog "Systemsprenger" nach Brandenburg in geschlossene Heime geschickt, die oft von der Kirche betrieben werden oder in die alten Bundesländer geschickt, wo es z.T. solche Heime gibt.

     

    Fixierung und Zwangsunterbringung sind psychiatrischer (und damit gesellschaftlicher) Alltag und IMMER demütigend, erniedrigend.

     

    Und ein vermeintlich "richtiger" Weg ist nicht uptodate:

    Am Beispiel: an der FU Berlin im FB Psychologie wurde vor einigen Jahren sowohl der Fachbereich Gemeindepsychologie (der u.a. institutionelle psychiatrische Gewalt zum Gegenstand hatte) vollständig abgebaut, wie auch die "Kritische Psychologie" Holzkamps oder andere geisteswissenschaftliche Ansätze. Dafür gibt es jetzt im Rahmen der Ökonomisierung der Wissenschaft Excellence, gute Statistiker, Neuropsychologen, Experimantalpsychologie (oder auch Rattenpsychologie) etc. Aber eine Wissenschaft ohne Geist kann institutionelle "Geistlosigkeit" nicht aufdecken. Und wer soll eigentlich dann in Zukunft die fachlichen Grundlagen für solche Institutionen entwerfen?

     

    Und unter den freien Trägern herrschen, trotz Qualitätssicherung keine einheitlichen fachlichen Standarts. Die HALTUNG, wie man mit Menschen als Professioneller umgeht, steht oft im Web auf der Startseite des Trägers, unter einem despotischem Chef in einem konkreten Betreuungsbüro/Heim/psychiatrischer Station sieht es schnell anders aus. Ein nicht Weggucken würde den Verlust des Jobs bedeuten. Zumindest gibt es als Rechtfertigung für das schlechte Gewissen des Mitarbeiters die Genehmigung des Richters/Amtes, der sich wiederum auf die fachliche Aussage des Fachmanns verläßt. Im Beispiel des Artikels sieht man ja, wie Grausamkeit unter einer zwanghaften Bürokratisierung (die Dokumentationspflicht wurde hervorragend erfüllt) und Qualitätssicherung gut funktioniert. Im Rahmen der Ökonomisierung von Erziehung sind auch geschlossene Heime politisch gewollt und nichts ungewöhnliches, vielleicht eine aggressive Abwehr der Ohnmacht unserer Gesellschaft, Liebe geben zu können.

  • SG
    Schmidt Georg

    seien wir mal ehrlcih-Heime-ob Alten-Pflege-KInderheime-Krankenhäuser-alles wird einem privaten Träger abgetreten-es geht hier nur in erster Linie nicht ums Wohlbefinden der anvertrauten Menschen-sonder in allererster Linie um die Gewinnmaximierung, jetzt aus das Heim loszutrommeln, ist zwar richtig-ABER man schlägt den Esel und meint der Herren!

  • ES
    Erich Schlapphut

    @von krass:

     

    "Oft ist die Ursache sex. Missbrauch an Kindern der meist ungesehen bleibt und unglaubliche Schäden verursacht und leider bagatellisiert wird."

    Nicht immer alles auf Sex und schwierige Familienverhältnisse schieben, ein großer Anteil der Kinder sind der Gesellschaft unbequem und werden ruhig gestellt,

    Farmaindustrie verdient kräftig daran, die Gesellschaft definiert den Außenseiter. Wenn eine kranke Gesellschaft die Definition erstellt, wie sollen da normale Kinder, mit einer eigenen Persönlichkeit, aufwachsen. Die Vergewaltigung der Seele der Kinder durch Manipulation, (Politik, Werbung, Gruppenzwang u.s.w.) ist mindestens genauso schlimm und ist nur nicht strafbar sondern gewollt. Es finden sich überall in der Gesellschaft Handlanger für die Vergewaltigung der Seelen der Kinder.

  • AU
    Andreas Urstadt

    @Arne

    Die Paedagogenberufe erreichen nicht mal die versteckten Codes der Jugendlichen, ergo deren Kommunikation, Anthropologen schon.

     

    Besuch bei einem Integrationsprojekt, die Psychologen dort hatten keine Ahnung, der Aufbau und Durchfuehrung verlief mit Hierarchien und Barrieren usw.

     

    Wuerde ein Anthropologe den Paedagogenberufen die Codes und Basics der Jugendlichen verraten... Wenn er gut ist nicht. Er kann s veroeffentlichen, dann wuerde er s verraten. Er kann allerdings kritisieren ohne Verrat und wird merken, wie die Paedagogenberufe zusammen halten. Der Automatismus Probleme in Kanalmodelle zu delegieren hilft nicht. Die Komplexitaet von Gesellschaft wird ignoriert.

     

    Atari Teenage Riot brachte die Dinge in einem digital hardcore song auf den Punkt im fertig machen aller ueblichen Verdaechtigen, social workers, teachers, ... Da werden Kanaele angegriffen. Loesungen aber verweigert. Einfach durch alle Waende durch. Atari Teenage Riot waren alles behuetete Buergerkinder, keine Hilfe fuer die anderen. Aus Devianz Kommerz ziehen. Tonstudios in New York und Bahamas. Wie kommt man da auf die Texte...... ATR sind quasi derselbe Diskurs wie die ueblichen angegriffenen Verdaechtigen. Was die gemacht haben, war Problempushing. Von da aus zur Freiwilligen Feuerwehr,

     

    das sieht wie eine gute ethical infrastructure aus, das ethical ist aber institutionalisiert, Institutionen haben eine hohe Mobbingrate, die hoechste Mobbingrate aller Berufe hat der medizinische und Sozialbereich (EU survey). Das heisst also, dass da was falsch gepeilt ist. Auf der Falschpeilung wird Jugendarbeit betrieben. Wer rebelliert, will da raus, Protest usw bis zu heftigen Aggressionen sind Artikulationen ueber gesellschaftliche Widersprueche und Tabus. Die Aggressionen sind auch Artikulationversuche von vertuschten sozial-kulturell-gesellschaftlichen Zusammenhaengen. Es wird gespuert, die merken das, es fehlt andres Vokabular, das Institutionsvokabular ist nur noch blind inkl deren Vertreter.

  • TR
    Tim Reren

    Was für eine perverse Einrichtung ist das?

    "Was darf ich nicht?" „nachts ohne Helm schlafen, eigenmächtig und selbständig handeln“ usw...

     

    Ich hoffe inständig das der Senat endlich handelt!

  • SG
    Schmidt Georg
  • K
    krass

    Es ist wirklich dringlich die Umstände die zum Tod führten zu ergründen.Ich möchte jetzt nicht nur dem Heim allein die Schuld geben.

    Besonders ist zu hinterfragen, wie es dazu kommt, dass Kinder und Jugendliche derart reagieren, dass sie überhaupt untergebracht werden müssen. Es gibt auch noch eine große Zahl die mit Medikamenten ruhig gestellt werden müssen.

    Oft ist die Ursache sex. Missbrauch an Kindern der meist ungesehen bleibt und unglaubliche Schäden verursacht und leider bagatellisiert wird.

    Runde Tische haben nur Alibifunktionen und es ist einfacher wegzuschauen als die Hilferufe der Kinder zu hören.

    Die Kinder sind die schwächsten Glieder in unserer Gesellschaft und brauchen unsere Hilfe.

  • A
    Arne

    Wenn einige schon wieder hier in den Kommentaren fragen, was man denn sonst mit solchen schrecklich gewalttätigen und weglaufenden Kindern machen soll, wenn man sie nicht in geschlossenen Heimen wegsperren und dort schikanieren kann, bis dass sie keine Persönlichkeit mehr haben, dann kann man eigentlich nur die Antwort geben, dass es immer noch die in diesem Falle sogar preiswerteren Maßnahmen der sozialpädagogischen Lebensgemeinschaften gibt, die in 1:1-Betreuung auch schwierigen Jugendlichen ein Zuhause geben können. Man muss nur fähig sein, das Vertrauen so zu bilden, dass sie gar nicht weglaufen wollen.

    Natürlich wird man in einer Krisensituation bei Jugendlichen mit Neigungen zu gewalttätigen Affekthandlungen nicht immer auch um eine körperliche Auseinandersetzung herumkommen, aber es ist etwas völlig anderes, wenn in solchen Situationen sich beide mal in einer Auseinandersetzung unter Gleichwertigen mal körperlich auseinadersetzen müssen. Relevant ist dabei, die richtige Proportion von Nähe und Distanz beizubehalten, was wohl in der Haasenburg auch nie thematisiert wurde, wenn ich mir die Protokolle so durchlese, die hier abgedruckt sind.

    Für solche Maßnahmen braucht man aber nicht unbedingt mal mehr Geld, sondern vor allen Dingen Träger, die sich nicht gleich in die Hose machen, wenn sie mal einen Jugendlichen aufnehmen müssen in diese Lebensgemeinschaften, die evtl. mal den Mitarbeiter auch verletzen können. Und um die zu bekommen, braucht man mal Jugendamtsmitarbeiter, die etwas Lebenserfahrung haben und nicht meinen, dass man bei solchen Menschen mit Fußballspielen und freiwilliger Feuerwehr und ähnlichem Quatsch aus dem vorletzten Jahrhundert was erreichen kann. Und man braucht Landesjugendämter, die die Komptetenzen an die Träger weitergeben. Nur die sind dann verantwortlich, welche Personen sie einstellen und ob die die Kompetenz haben, das mögliche Erziehungsziel zu erreichen und die Jugendlichen dort abzuholen, wo sie sind und nicht mit allgemeinpädagogischen Konzepten, die ziemlich realitätsfern sind alle über einen Kamm zu scheren.

  • T
    T.V.

    Da wird mal wieder deutlich, wer nun wirklich die "Anti-Aggressionsmaßnahmen" bräuchte. Menschenquäler zu Pflugscharen!

  • R
    Rollo

    Mensch irgendwo müssen die ehemaliegen Jugendwerkhofmitarbeiter doch arbeiten. Die haben nichts anderes gelernt.

  • AU
    Andreas Urstadt

    @Rotti

    Unverhofft Auskunft von einem Professor, bzw mittlerweile emeritiert, bekommen, von einer FH fuer Sozialarbeit, mitzlerweile in Hochschule umbenannt, der schilderte, dass dort missliebige Studenten und Dozenten mit den miesesten Mitteln traumatisiert wurden. Traumatisiert heisst therapiereif. Paedagogik und Sadismus liegen nah zusammen. Traeger der FH war die ev Kirche, Aufsicht hatte der berliner Senat. Nachgeprueft haben die nie.

     

    Unverhoffte Worte eines Staatsanwaltes: Behoerden sind keine Heiligen.

     

    Worte eines Richters a D: Vorgehen gegen sowas kostet viel Kraft und Zeit.

     

    Gespraeche mit Aerzten: denen sind Probleme aus der Richtung bekannt. Offenbar besonders kirchliche Richtungen. Die Autoren hier verteidigen ja die Richtung.

     

    Ich fuehrte laengst an, dass es beinharte Kritik aus andern Faechern (Anthropologie, Philosophie, empirischer u theoretischer Kulturwissenschaft usw) gibt. Wie andere hier auch schon sagten, Loesungen produzieren diese Fachleute offensichtlich nicht. Der Automatismus, warum die kritisierten Richtungen zustaendig sein sollten, koennte beendet werden. Was da produziert wird, sind keine Loesungen. Ich sehe bei den Faechern keine. Natuerlich entsteht bei den Jugendlichen auch eine Solidaritaet durch sowas, Codes, welche die sogenannten Fachleute nicht mitbekommen, Anthropologen schon.

     

    Und noch wichtig und zurueck zu oben, die Studenten hypten den emeritierten Professor und diese FH, der Prof sagte, an der FH war nichts zu hypen und das haetten die wissen muessen. Er verwendete das Wort Schlachthaus. Schoenes Beispiel fuer die Berufsauffassungen der Leute in dem Bereich.

     

    ...

  • ES
    Erich Schlapphut

    Der Drill riecht ganz nach Maßnahmen aus einem Handbuch des Preußendrill welcher auch in der NVA vorkam.

    Abschaffung der Persönlichkeit und den eigenen Willen brechen um dann für bestimmte Zwecke auszunutzen.

    Die Erzieher sind wohl ehemalige Stasileute?

    Kenne ein Opfer ( es war angeblich Verhaltens gestört ), eines DDR-Heimes, ist für den Rest des Lebens gezeichnet, mögliche Abhängigkeit von Kontaktpersonen nach der Wende weggefallen, jetzt orientierungslos und nicht mehr zugänglich, erwerbsunfähig und kontaktunfähig.

  • U
    U.K.

    Ich wäre dafür mal in dieser "Einrichtung" vorbeizufahren und nach dem rechten zusehen.

  • LR
    Lena Reiner

    Das, was die da treiben, bricht doch mit den wichtigsten Grundlagen unserer Gesellschaft und Verfassung: Die Würde des Menschen ist unantastbar etc. etc. - Wieso wird so ein Heim nicht sofort geschlossen?

     

    Wenn man sich dazu die Webseite der Haasenburg GmbH durchliest,

    weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll...

    Zwischen den Zeilen kann man ein bisschen lesen, was dort wirklich abgeht, es schaudert einen.

     

    Hoffen wir, dass es eine bessere Unterbringung für die Kinder und Jugendlichen gibt und zwar bald.

    Und zwar für alle, die von Haasenburg und ähnlichen Einrichtungen betreut werden.

  • AR
    Antje Reifferscheidt

    Im Alten und Pflegeheim muß man jede Fixierung per Gerichtsbeschluß genehmigen lassen-auch wenn eine mögliche Selbstgefährdung vorliegt.Und sogar von den medikamentösen Fixierungen wird immer mehr abgesehen... das hört sich zwar so an, als würden hier Äpfel mit Birnen verglichen aber dem ist nicht so. Mit liebevoller Zuwendung und klaren Ansagen wird mehr erreicht Und verbale Entgleisungen sind doch oft eher ein Ausdruck von tiefer angst und Hoffnungslosigkeit weil diese jungen Menschen nie gelernt haben, man ihnen nie vermittelt hat, wie wertvoll sie sind.Vielleicht sollte dieses Versäumnis mal aufgeholt werden.Ich hatte auch einen Sohn mit Lern- und Anpassungsschwierigkeiten der in einer Einrichtung war. Aber Medikamente und fixierung waren dort tabu, Eltern wurden in die Behandlung einbezogen, weil ja das gesamte System krank ist und mit Umgang in der Natur, Umgang mit tieren und liebevolle Konsequenz haben ihm einen Weg aus der selbstgewählten Isolation gewiesen. Er hat sogar seinen Schulabschluß dort gemacht, dabei galt er als unbeschulbar.

    Nichts gegen Medikamente wenn sie nötig sind aber keinePsychopharmaka, deren Sinn ist, Psychosen zu vermeiden oder Neuroleptika oder Antidepressiva, deren Sinn ist Menschen aus einer tiefen Antriebslosigkeit herauszufördern. Und Spaziergänge im Wald helfen auch oft Wunder. Vielleicht sollte man auch bedenken, das Die Pubertät für jeden Menschen eine Herausforderung ist, in der Gewaltmaßnahmen nur Trotz hervorrufen.

  • M
    mitleser

    Wann fangen wir endlich an, auch Probleme zu bekämpfen, die uns nur indirekt betreffen? Würden das nämlich alle tun, würden sie rapide abnehmen, solange wir nicht gierig und kritiklos werden. Danke für diese Reihe...

  • P
    paul

    mörder !

  • R
    REalist

    Unfassbar ... wie vor 80 Jahren! Was für Sadisten sind denn dort als Erzieher unterwegs? Die bräuchten mal eine Umerziehung im Knast, aber alle!

  • R
    reorient

    Ich kann mir nicht helfen. Die Angestellten der Haasenburg, die bei so etwas mitmachen und diese Art faschstoide Erziehungs-Ideologie befuerworten, kann ich mir nur als verhinderte Geheimdienst-Schergen und moderne Folterknechte vorstellen. Auch die euphemistische Sprache - die Schoner abnemhen, damit sie nicht einschnueren, dabei ist das Maedchen schon tot - verweist auf totalitaeres Denken, in dem sich Wert, Wuerde und Unversehrtheit des Einzelnen anderen Erwaegungen unterordnen muessen um letztendlich als irrelevant zu erscheinen.

  • TA
    Thomas aus dem Westen

    Warum steht die zuständige Staatsanwaltschaft noch immer nicht auf dem Prüfstand. War dieses Wegschauen etwa nicht strafbar? Wenn in NRW eine 15 Jährige in einem Heim Selbstmord begeht dann kann das Landesjugendamt intern untersuchen was es will, die polizeilichen und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, die ganz selbstverständlich und Routinemäßig in gang gesetzt werden, haben den absoluten Vorrang; eine Obduktion gehört hier im Übrigen zu der ganz normalen Routine.

    Was da gelaufen ist stinkt doch bis zum Himmel.

    Ich glaube denen war egal was mit diesem Mädchen passiert ist.

  • IK
    Irma Kreiten

    Der Faschismus ist zurueck: diesmal nicht in Form einer politischen Ideologie sondern als Diktatur des "freien" Marktes. Die Glaubwuerdigkeit von Deutschland als demokratischem Staat der Menschenrechte respektiert kann hier nur noch wiederhergesetllt werden, wenn Verantwortliche hinter Gitter wandern.

  • R
    Rotti

    Ich bin selbst Sozialarbeiter und kann mir sehr gut vorstellen um was für ein Klientel es sich handelt. Warum sind in der Sozialarbeit in den letzten Jahren Fortbildungen in Konfrontationspädagogik so beliebt? Alle sind mit diesen aggressiven Jugendlichen überfordert und wollen Mittel und Wege an die Hand bekommen mit ihnen umzugehen. Geschlossene Heime mögen problematisch sein aber was sind den die Alternativen um gewaltätige Kids, die sich allem und jedem verweigern in die Schranken zu weisen. Die Taz Autoren sollten sich doch etwas mehr mit der Thematik beschäftigen und vielleicht einmal Lösungen aufzeigen, anstatt auf der "die armen Kinder" Schiene zu fahren und gegen die bösen Haasenburg GmbH zu Felde zu ziehen. Man könnte es auch Hexenjagd nennen!

  • A
    Arezzo

    Nachtrag, kreativ geschäftstüchtige Beamte.

     

    Es scheint das Familie Dietz, mit Familienwappen, ihr Geschäftsmodell auf dem Feld und Bauernhof erweitern will. Es wären bundesweit nicht die Einzigen, es ist ein Massenphänomen. Der Startschuss für solche Geschäftsmodelle wurde durch H4 mit der Aberkennung jeglicher Fertig-/Fähigkeiten gegeben.

     

    "Für die Patienten sollte es eine Therapie sein, für ihn war es ein Zuverdienst: Der Ehemann von Sozialministerin Haderthauer verkaufte als Anstaltsarzt exklusive Miniautos, gefertigt von psychisch kranken Straftätern."

    http://www.sueddeutsche.de/bayern/haderthauers-ehemann-geschaeft-mit-modellautos-1.1670704

    Solche Geschäftsmodelle werden seitens Politik und Beamte auch noch Innovativ genannt.

     

    Wenn die "Arbeiter" z.B. durch Genossenschaftsanteile partizipieren würden, wäre das Geschäftsmodell tragbar.

     

    Kann unsere Gesellschaft anderes als mittelalterliche Ausbeutung bieten?

     

    @Andreas Urstadt

    Die IHKs sind seit langem völlig ausser Rand und Band global aktiv. Der fliegende Teppich Niebel steht beispielhaft.

    Ist die IHK Cottbus eine Hochburg der FDP? Brüderle hatte einen Auftritt in Cottbus.

    http://www.fdp.de/Uebersicht/1014c18095i133/index.html

  • B
    binsengrund

    Zwang allein schafft keine Einsicht, Zwang löst keine Probleme und kann nicht als Pädagogik angesehen werden.

     

    Wenn den Erzieherinnen ausser Zwang nichts einfällt, sollen sie es doch sagen, dann kommt halt die Polizei, denen ausser Zwang auch nie etwas einfällt.

     

    Für solch menschenverachtendes Behördendenken braucht man keine Jugendheime, sondern einen Staatsanwalt.

     

    Ich war mal auf 'ner Zivildienststelle in Niedersachsen, da wurden die Kinder und Jugendlichen, wenn sie etwas nicht annehmen konnten, von den alten lesbischen Erzieherinnen (und Betreiberinnen) einfach nur solange zusammengebrüllt, bis den Kindern die Tränen kamen. Das war deren täglicher pädagogischer Ansatz.

    Nee, aber sonst warns Kettenraucherinnen (auch vor den Kindern), die sich furchtbar links und cool vorkamen. Wenn selten genug mal die Aufsicht vom Jugendamt kam, wurde nur über beide Backen gegrinst. Man hat betreiberinnenseitig 'ne Menge Geld mit den Pflegesätzen verdient, den Kindern und Jugendlichen aber nie das gegeben, was sie brauchten.

    Ich denke, es braucht einfach viel intensivere soziale Kontrolle durch die Zivilgesellschaft von außen, um solch grauenvollen Zustände in privaten und staatlichen Einrichtungen zu vermeiden. In der Altenpflege ist es ja genauso. Da funktioniert es nur dort gut, wo wirkliche Transparenz und Interventionsmöglichkeit gegeben sind.

  • HM
    Hildegard Meier

    Wir sind grundsätzlich bereit dazu- wie es entsprechende Versuche hinreichend zeigen- Menschen bis hin zur Folter zu bestrafen, wenn uns unser Umfeld suggeriert(eine wissenschaftlichge Untersuchung, eine ärztliche Verordnung, ein Hilfsangebot für schwer erziehbare Jugendliche, dass das seine Richtigkeit hat.Nur wenige entscheiden sich dafür, aus dieser "Normalität" herauszutreten und zu sagen: das darf nicht sein! Sogar ein Jugendamt hält eine Maßregelung durch dauerhaftes Helmtragen den Umständen entsprechend für angemessen. Das heißt: wenn die "Umstände" normal sind, dann ist es eben auch ein solches Verhalten.

    Die eigentliche Frage für mich lautet deshalb: was definieren wir denn in unserer alltäglichen "Gebrauchspädagogik" als normal, in der doch Verhaltensweisen wie Mobben, Erniedrigen, Andere ausschließen ebenfalls an der Tagesordnung sind.

    Die Mitarbeiter in der Haasenburg GmbH sind keine Monster, es sind Menschen wie du und ich.

    Hier sollten wir vielmehr alle schon unserem Sprachgebrauch nachhorchen, denn da wo von Missbrauch die Rede ist, muss es logischerweise ja auch einen Gebrauch geben. Aber mit welchem Recht gebrauchen wir Menschen bitteschön und vor allem wozu? In der Tierwelt haben wir uns sprachlich seit langem sehr konsequent festgelegt: da gibt es Nutztiere und andere....

    Die Würde fängt da an, wo das "normale Brauchtum" aufhört

  • MW
    Martin Wickert

    Vielleicht sollten wir mal darüber nachdenken wie so etwas überhaupt möglich sein kann.

    wie kann es möglich sein das wir (als staat) es einem privaten träger gestatten kindern die Freiheit zu entziehen?

    für mein Rechtsempfinden ist das ein verstoß gegen das Gewaltmonopol (ekliges Wort, ich weiß) des staates.

    wo sind wir angekommen das wir es firmen erlauben unsere kinder einzusperren (und zu foltern)?

    Wenn es dem staat zu viel kostet um solche einrichtungen zu betreiben und man diese dann einfach in die hände von privaten (profitorientierten) firmen gibt muss man sich nicht wundern wenn dieser zustand von solchen verbrechern als spielwiese genutzt wird.

     

    wenn ich mitbekomme wie in ehemaligen kommunalen krankenhäusern nach der privatisierung die löhne nach unten, die arbeitsverdichtung nach oben, die qualität der pflege nach unten und die bankkonten der träger ins unermässliche steigen wundert mich dieser skandal traurigerweise nicht mehr.

     

    es ist was faul im staate deutschland

  • VT
    Vergleichbare Träger?

    Wie machen es andere freiheitsentziehende Heime, die für schwierige und delinquente Jugendliche vorgesehen sind, in denen § 1631,b zur Anwendung kommt?

    Die Haasenburg verweist auf ihrer Webseite auf gesetzliche Grundlagen und die Protokolle, die der taz vorliegen, geben ja Auskunft von einer regulären Anwendung eines Strafregimes.

    Es geht also nicht um Auswüchse.

     

    Mir sind die gesetzlichen Grundlagen aber nicht genau genug:

     

    Werden Jugendliche SchulschwänzerInnen also immer mit Handschellen in solche Heime verbracht und können sie laut Gesetz immer vom 12. bis Vollendung des 17. Lj dort interniert bleiben oder hat die Haasenburg eine Ausnahmeregelung? erkauft?

     

    http://www.geschlossene-unterbringung.de/

    http://www.bundesanzeiger-verlag.de/betreuung/wiki/Unterbringung

     

    ich bin überzeugt, dass dieses Haus geschlossen werden muss. den Jugendlichen muss geglaubt werden.

     

    Aber es müssen wohl auch die Gesetze geändert werden!

    Dabei gibt es sicher Behördenmitarbeiter, die von dieser perversen Form der Jugendinternierung überzeugt sind und deshalb handeln, ohne käuflich sein zu müssen!

     

    Siehe The Magdalene Sisters / Die unbamherzigen Schwestern in Irlands Nachkriegsgeschichte.

  • A
    Arezzo

    Das uralte Geschäftsmodell basiert auf Gegenseitigkeit zwischen Beamten und der Haasenburg. Wie weit geldwerte Vorteile heraus springen sollte geprüft werden. Nicht selten sind Beamte korrupt.

     

    Seit wann ist ein Jugendheim eine psychiatrische Einrichtung? Merkwürdig das keine Obduktion angeordnet wurde. Ist das medizinisch vertretbar?

     

    Haasenburg, eine Wirtschaft und Methode wie unter Mussolini!

    Italien entwickelte nach vergangenen Zuständen eine "Demokratische Psychiatrie".

    Vieri Marzi, Agostino Pirella und Paolo Tranchina (Arezzo-Gruppe)

    "Einige dieser Ursachen sind die inadäquaten Einrichtungen und Verwaltungen medizinischer, psychiatrischer und sozialer Dienste, die die Ausbeutung der Menschen durch die Lohnarbeit widerspiegeln. Wir sind nicht so naiv zu behaupten, Lohnarbeit sei die Hauptursache allen psychischen..."

    http://www.med.uni-magdeburg.de/jkmg/wp-content/uploads/2013/03/JKM_Band1_Kapitel8_Marzi_Pirella_Tranchina.pdf

     

    "Für die einen war er ein charismatischer Vordenker, für die anderen ein übler Nestbeschmutzer - als "Folterer" bezeichnete der Psychiater Franco Basaglia seine Zunft und prangerte in den 60er-Jahren unermüdlich die katastrophalen Missstände in den psychiatrischen Kliniken Italiens an: Tausende Zwangseingewiesene vegetierten, ihrer Bürgerrechte beraubt, in den Anstalten vor sich hin, mit Elektroschocks und Medikamenten ruhiggestellt und ohne Aussicht auf eine Rückkehr ins Leben."

    http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/langenacht/1539251/

     

    Es geht nur um den schnöden Mammon.

  • I
    ilmtalkelly

    @ AntonGorodezky,

     

    und wenn sie weglaufen, es ist besser als das. Denken sie denn, dass ein Unbeugsamer auch ein Krimineller ist ? In der Haasenburg werden Kriminelle gemacht. Wie kann mit Gewalt an Kindern spätere Gewalttätigkeit vereitelt werden ?

     

    Strafende Kniebeuge bei der Bundeswehr ist Schikane.

    Aus welchem Jahrhundert stammen Sie denn ?

  • W
    Würgereiz

    Jetzt ist mir kotzübel. Seit 9 Monaten versuche ich in China meinen mit viel Zwang, Schlägen und gesellschaftlichem Ausschluss großgewordenen Freunden zu vermitteln das es auch anders geht. Wenn sich das nur ansatzweiße so zugetragen hat wie hier geschildert hätte ich wohl jeden Tag nen Helm zertrümmert.

    Die hier beschriebene Art von autoritärer "Erziehung" ist ein Verbrechen an jedem jungen Menschen. Das ganze Konzept vom "Richtigen Weg" ist mir zuwider - wenn es sich um einen Weg handeln soll, bei dem am Ende ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben im Einklang mit der Gesellschaft steht, ist der im Artikel beschriebene wohl doch der Falsche.

  • B
    Bachsau

    Auch wenn man das hier wahrscheinlich wieder nicht sagen darf, aber solche Heime gehören geschlossen. Wenn nötig mit Gewalt gegen die Verantwortlichen durch Freiwillige, die soetwas nicht akzeptieren.

  • C
    Chesterfield

    Die Haasenburg sofort schließen,die sogenannten Erzieherinnen sofort entlassen und strafrechtlich verfolgen.Aber wahrscheinlich wird jede Verfolfung im Sande verlaufen,in einemm Land wie Brandenburg.Da hackt keine Krähe der anderen ein Auge aus.Die Methoden dort erinnern doch seh an die braune Zeit und der Brandenburger Adler ist schon lange nicht mehr rot sonder schon bräunlich gefärbt.

  • A
    Anti

    Super TAZ, das ihr weiter darüber berichtet! Dranbleiben! Ich würde mich gerne mal mit diesen "Erziehern" persönlich auseinandersetzen, hab da nämlich so meine eigenen Erziehungsmethoden, die ich ihnen gerne mal demonstrieren würde! Gibt es keine Belege über die Menschen, die dort beschäftigt sind?

  • D
    drui

    Ob der Fall Mollath in Bayern oder der Fall Haasenburg in Brandenburg, unabhngig von der politischen Richtung ist es schlecht, wenn eine Partei zu lange ununterbrochen regiert und sich Filz und Machtstrukturen bilden, die solche Behörden- und Justizskandale befördern und eine eigenständige Aufklärung und Abschaffung von Missständen unmöglich machen. Beim Versagen von Exekutive, Legislative und Judikative bleibt dann nur noch die (noch) freie Presse. Ein Dank daher an die TAZ und die Süddeutsche, die bei allem Online-Druck auf die Verlage sich auf das Wesentliche konzentrieren und ihre hohe gesellschaftliche Bedeutung durch investigativen Journalismus erarbeiten! Das wirkt langfristig auch auf die Leserbindung und die ökonomische Lebensfähigkeit guter Zeitungen.

  • H
    HorstHorstmann

    Ich kann diese Art der Berichterstattung nicht mehr ertragen. Bis ins letzte Detail wird ein Thema emotionalisiert und ausgeschlachtet, mit dem Erfolg das ein Heim geschlossen wird oder wie auch immer die Konsquenzen aussehen werden. Bitte berichten sie weiter aber nicht auf diese Art. Fragen sie doch mal warum bei den vielen Kontrollen durch Ämter, Staat, Eltern, Qualitätsmanagent in den Trägern, bei bis ins Detail ausgearbeiteten Konzepten, als Ergebnis erschreckendes rauskommt. Wie sagte es eine Kollegin als ich fragte wie ist es auf der neuen Arbeit? "Es ist manchmal ok, aber nie gut. Was verlangt wird ist oft einfach nicht leistbar. Auch wenn im Artikel schlimmes endlich aufgedeckt wird, es gibt viele Kollegen die sich unendlich viel mühe mit extrem schwierigen Klienten geben und am Abend an sich selbst zweifeln ob sie denn alles richtig gemacht haben.

  • M
    motser

    na ja. Rauh, aber herzlich...

  • R
    richtigbissig

    Wenn Eltern das mit ihren Kinder so machen würden, gäbe es einen riesigen Aufschrei, wie das denn als Erziehungsmethode dienen könne.

     

    Mir scheint es, als ob Jugendliche mit den Terror- und Zwangsmassnahmen nicht mehr zurechtkamen und nicht sie das Problem sind, sondern offensichtlich völlig gestörte Erwachsene, die Erziehungsmissstände "wegsperren".

     

    Aus meiner Sicht sind diese Heime Freiheitsberaubung und ich kann mir auch kaum einen Fall vorstellen, wo ein derartiges "Wegsperren" mit Helm u. sonstigen Schützern notwendig sein soll...

     

    Pfui Teufel - ekelerregend.

  • V
    vic

    Es scheint so, als ob die Insassen weitaus normaler sind als das Personal.

    Wer Hasenburg überlebt, hat keine Chance mehr in der Gesellschaft.

  • A
    arees

    UUUAAAAHHH, krass........ DDR reloaded ?

     

    Ist das wirklich so abgelaufen oder

    das Drehbuch für einen abartigen Film über gewünscht pervers veranlagte Erwachsene, üblich unfähig unmenschliche Behörden/Regierungen/Verwaltungen und hilflos gehaltene Schützlinge in mittelalterlicher Käfighaltung ?

     

    Wäre ich ähnlich pervers veranlagt, würde ich jetzt am liebsten meine Machete zur Wurstherstellung herausholen ..... und benutzen ((-:

     

    Ruhen Sie in Frieden, Lena*

    Dort, wo sie nicht mehr von offensichtlich psychisch kranken gemeingefährlichen Menschen belästigt werden.

    Die meist benutzte Ausrede, man könnte aus Überlastungsgründen wegen Personalmangel nicht anders handeln, lasse ich in keiner Weise gelten. Es geht nicht um Käse, Kuchen oder Quatschreden im Bundestag -Steinbrück versucht sich mit Bankenkritik,Regierung ...kontert#cosmicLOL- sondern schutzbedürftige Menschen. Menschen, deren normales empathisches Mitfühlen nicht abhanden gekommen oder sonstwie abtrainiert wurde, könnten im täglichen Zivilleben so nicht mit anderen Mitmenschen umgehen.

    Hat hier jemand Altenpflege gerufen ........... ?

  • A
    anke

    Sieht aus, als hätte "die Jugendliche" (Lena) tatsächlich "auf unangemessene Art und Weise ihre Handlungsalternativen ein[gefordert]". Einer solchen Behandlung angemessen wäre wohl eher der Einsatz deutscher Elitesoldaten gewesen. Gegen die rabiaten Haasenburg-Mitarbeiter, meine ich. Und natürlich gegen die ignoranten Jugendamts-Leiter. Aber die Soldaten hatten wohl gerade keine Zeit. Sie müssen schließlich die deutsche Freiheit verteidigen. Am Hindukusch zum Beispiel, wo sie afghanische Frauen davor bewahren, dass man ihnen (natürlich nur zu ihrem eigenen Schutz ;-D) den Tschador überhängt. Gegen Helm, Ellenbogen- und Knieschützer hätten sie vermutlich keine Einwände, die Freiheitsretter. Vielleicht ist das ja ein Ansatz für den anstehenden Taliban-Deal?

     

    Übrigens: Wer schützt eigentlich die dummen kleinen Jungen, die sich auf Befehl (Ansage) ihrer obersten Heeresleitung im afghanischen Bürgerkrieg verheizen lassen, mit "Anti-Aggressionsmaßnahmen" gegen die Selbstgefährdung, die sie damit betreiben? Die Bundesregierung jedenfalls nicht. Die setzt auf Freiwilligkeit. Nur halt nicht so sehr bei jungen Mädchen.

  • A
    a.k.

    Webseite "gemeinsam auf dem richtigen weg"...was für ein hohn

  • A
    AntonGorodezky

    Wenn man die Haasenburg morgen schließt, wo bringt man diese Kinder dann unter? In einer geschlossenen Psychiatrie? In einem "normalen" Kinderheim, aus dem sie jederzeit verschwinden können (und das auch dürfen)?

     

    Würde ein Vorgesetzter einem Bundeswehrsoldaten zur Bestrafung Kniebeuge verordnen, würde er Schikane begehen.

  • MG
    Molly Grue

    ist die Zeit stehengeblieben, einfach erschütternd!

  • S
    Saintj25

    Es ist eine Untersuchungskommission in Brandenburg ernannt worden, bei welcher man/frau auch jetzt noch Erfahrungen, etc. anzeigen kann:

    http://www.mbjs.brandenburg.de/sixcms/detail.php?id=612797

  • V
    vjr

    Danke, Kaija Kutter, Kai Schlieter und taz, für das exzellent recherchierte Aufdecken dieser haarsträubenden Zustände.

     

    Egal aus welchem Zeitalter diese Zucht-und-Ordnung-ohne-Rücksicht-auf-Verluste stammt, egal wer schon immer, und warum, sie bis heute hegen und pflegen konnte – durfte?! – sie gehört abgeschafft.

     

    Dabei, und eigentlich, ach so selbstverständlich, müssen die Täter – vor allem die "da Oben" – zur Rechenschaft gezogen werden.

  • AU
    Andreas Urstadt

    Die Haasenburg postet einen neuen Text auf deren page und fordert ein Ende der emotionalen (also empathischen) Debatte.

     

    Empathie ist aber ein wichtiger skill, man spricht auch von EQ.

     

    Die Haasenburg entlarvt sich selbst, das Pochen auf bloss nicht emotional ist ein Abwehrmechanismus von den facts weg. Und ein Politikerverhalten der 80er Jahre mit dem auf ungewohnt (!) gefuehrten Protest und Debatten reagiert wurde. Mittlerweile findet sich die Wichtigkeit von Empathie in jedem passablem Managemenleitfaden. Mit dem Negieren von Empathie begrenzt sich die Haasenburg selbst.

     

    Es ist unwichtig, ob die grad geschilderten Faelle alt sind, die Haasenburg reagiert bereits mit deren Vokabularordnung inkompetent darauf. Die Haasenburg ist ein freies Unternehmen - und kommt nicht mal den Basics von Unternehmensfuehrung nach.

     

    Uebrigens sollte auf die IHK Cottbus doch Druck gemacht werden. Die IHK vertritt ihre Klientel oft vor Gericht oder unterstuetzt sie in anderer Form. Auch in dem Zusammenhang faellt auf, wie weit sich deren Klient vom Standard im Management entfernt. Soft skills sind aus dem Management nicht mehr wegzudenken. Die Haasenburg zeigt, in welcher Zeit sie stehen geblieben ist.