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Heike Holdinghausen über HähneTierschutz ist nicht gewollt

So langsam gehen dem Tierschutz in Deutschland die Akteure aus. Vor einigen Jahren sollten die VerbraucherInnen durch bewussten Konsum für bessere Verhältnisse in den Ställen sorgen. Die Hoffnung: Der Griff zu Bioei und Hohenloher Landschwein werde die Massentierhaltung irgendwann beenden. Hat nicht geklappt.

Neuer Hoffnungsträger: der Handel. Er habe ein Interesse an guter Tierhaltung, weil Verbraucher nicht immer nachhaltig kaufen, sich im Supermarkt aber auch nicht gruseln wollen. Misshandelte Ferkel und getötete Küken gefährden den Absatz, darum würden Rewe und Co jetzt selbst für bessere Verhältnisse sorgen. Fix schoss ihnen das Agrarministerium fünf Millionen Euro zu, um das Problem des Kükentötens technologisch zu lösen. Allerdings ist den Handelskonzernen nur daran gelegen, möglichst kostengünstig für etwas weniger scheußliche Bilder zu sorgen und dann genau so weiter zu machen, wie bisher. Das heißt, billige Lebensmittel verkaufen, unter enormem Ressourcenaufwand hergestellt. Die Kosten dafür – verseuchtes Grundwasser, Artensterben – trägt die Allgemeinheit. Und nun?

Ach ja, da gibt es ja theoretisch noch jemanden, der etwas tun könnte: die Bundesregierung! Puh, ein Glück. Die Forschungsministerin könnte die Millionen für die Biotechnologieforschung für eine angeblich nachhaltige Landwirtschaft zu Züchtern umlenken, die Tierrassen für Ökobauern züchten. Die Agrarministerin könnte bessere Rahmenbedingungen für den Ökolandbau schaffen, damit sein Flächenanteil schneller wächst. Mehr Fläche, mehr Marktmacht: Dann lohnt sich auch die Zucht für die Ökos. Die braucht es für sinnvolle Ideen wie die Bruderhahn-Initiative, in der Hühner und Hähne aufgezogen werden. Ist nicht massentauglich, winkt der Handel ab. Aber gute Tierhaltung ist eben nie massentauglich, und unter derzeitigen Bedingungen auch nicht wettbewerbsfähig. Wer also mehr Tierschutz will, muss die Bedingungen ändern. Und das kann nur eine – aber die will nicht.

wirtschaft + umwelt

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