Heftigste Angriffe auf die Ukraine: Drohnen, Tote und geplante Telefonate
Kurz nach den Gesprächen in Istanbul hat Russland die Ukraine mit 273 Drohnen angegriffen. Donald Trump will am Montag mit Putin telefonieren.

Es war wegen seiner Intensität einer der heftigsten Luftangriffe auf Kyjiw in den letzten Wochen und Monaten. Fast neun Stunden währte der Luftalarm in der ukrainischen Hauptstadt. Insgesamt waren in der Nacht zum Sonntag 273 Drohnen im ukrainischen Luftraum. In Kyjiw wurde, so berichtet die Militärverwaltung von Kyjiw auf ihrem Telegram-Kanal, von einer Drohne eine 27-jährige Frau getötet, ihr kleiner Sohn wird stationär in einem städtischen Krankenhaus behandelt. Zwei Erwachsene wurden ebenfalls verletzt.
Nachdem am Samstagmorgen in der Gemeinde Belopolie bei einem russischen Drohnenangriff auf einen Bus neun Zivilisten ums Leben gekommen sind, hat der Vorsteher der Gemeinde, Jurij Zarko, in der Stadt eine dreitägige Trauer ausgerufen. „Dieser Tag wird als ‚Schwarzer Samstag‘ in die Geschichte unserer Stadt eingehen“, zitieren ukrainische Medien Zarko. Die Toten stammten aus einem grenznahen Gebiet und sollten von dort evakuiert werden.
Im russischen Gebiet Belgorod sind in den vergangenen zwei Tagen Ortschaften von ukrainischen Drohnen beschossen worden. Dabei ist, so der Gouverneur des Gebietes, Wjatscheslaw Gladkow, ein Mann verletzt worden.
Auch die Europäer sind am Telefon
Nachdem bei den direkten Gesprächen zwischen einer ukrainischen und einer russischen Delegation am vergangenen Freitag in Istanbul außer der Vereinbarung eines Gefangenenaustauschs nichts weiter herausgekommen war, hat US-Präsident Donald Trump am Wochenende angekündigt, am Montag mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin und anschließend mit Ukraines Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu telefonieren. Nach den Gesprächen am Freitag hatte Trump erklärt, es werde wohl nur irgendeinen Fortschritt geben, wenn Putin und er direkt miteinander sprechen würden.
Am Sonntag äußerte sich auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu den Gesprächen: „Wir haben jetzt verabredet, dass wir auch noch mal mit den vier Staats- und Regierungschefs und dem amerikanischen Präsidenten zur Vorbereitung dieses Gesprächs sprechen“, sagte Bundeskanzler Merz am Sonntag in Rom am Rande der Amtseinführung des neuen Papstes. Auch mit US-Außenminister Marco Rubio habe er bereits gesprochen.
Das Telefonat der Europäer sollte nach Möglichkeit noch am Abend stattfinden. Neben Merz wollten auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der britische Premier Keir Starmer teilnehmen. Polens Ministerpräsident Donald Tusk dürfte durch die polnische Präsidentschaftswahl am Sonntag verhindert sein.
Der in Odessa lebende anarchistische Blogger Wjatscheslaw Asarow erwartet von den angekündigten Telefonaten nicht viel. Das Einzige, was diese Gespräche bringen werden, sei wohl neue Hoffnung, meint er. „Sollten die USA tatsächlich an einem schnellen und greifbaren Ergebnis interessiert sein – und nicht nur an einem endlosen Verhandlungsprozess –, müsste ihre Strategie deutlich entschlossener ausfallen. Finanzielle Hilfen und Sanktionen sollten an verbindliche Zeitpläne und konkret unterzeichnete Vereinbarungen geknüpft werden“, so Asarow.
Nicht ohne Stolz berichten unterdessen ukrainische Medien, dass Selenskyj der erste Staatschef ist, den Papst Leo XIV. nach seiner Inthronisierung empfangen hat.
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