piwik no script img

Haushaltsstreit in den USADie Supermacht und die Insolvenz

Wegen des Dauerstreits zwischen Demokraten und Republikanern droht den USA erneut die Zahlungsunfähigkeit. US-Präsident Obama ist verärgert.

Hat schon Anweisungen für den „schlimmsten Fall“ gegeben: US-Präsident Obama. Bild: ap

WASHINGTON dpa | Den USA droht erneut die Zahlungsunfähigkeit. Das republikanisch dominierte Repräsentantenhaus stimmte am Freitag zwar für einen Haushaltsentwurf, der die Regierung weitere drei Monate finanzieren soll. Die Republikaner knüpften ihre Vorlage allerdings an Budgetkürzungen für die umstrittene Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama, die am 1. Oktober in Kraft treten soll. Für den Senat, wo die Demokraten in der Überzahl sind, ist dies inakzeptabel. Weil das Haushaltsjahr bereits am 30. September endet, bleibt dem US-Kongress nur etwas mehr als eine Woche Zeit, um die drohende Krise abzuwenden.

Präsident Obama reagierte empört. US-Medienberichten zufolge telefonierte er noch in der Nacht mit dem republikanischen Sprecher des Repräsentantenhauses, John Boehner. Laut New York Times beschrieben beide Seiten das Gespräch als kurz und fruchtlos.

Bei Zahlungsunfähigkeit müssten alle Staatsgeschäfte ruhen. Dies könnte dazu führen, dass etwa keine Sozialhilfe mehr ausgezahlt werden kann. Beamte würden in Zwangsurlaub geschickt, Ämter und Museen müssten geschlossen bleiben. Nach Informationen der New York Times hat die Etatchefin des Weißen Hauses, Sylvia Mathews Burwell, bereits Anweisung gegeben, sich auf den Ernstfall vorzubereiten.

Obama sprach von einem rein parteipolitischen Schachzug. "Sie legen es darauf an, mich zum Narren zu halten", warf er den Republikanern bei einem Besuch in Missouri vor. "Sie halten das gesamte Land als Geisel." Die USA seien kein "marodes Land".

Boehner feierte das Abstimmungsergebnis – 230 zu 189 Stimmen – als Sieg für das Volk. „Die amerikanischen Bürger wollen nicht, dass die Regierung stillgelegt wird, und sie wollen „Obamacare“ nicht.“ Nach Informationen der Washington Post wollen die Republikaner noch diese Woche nachlegen und versuchen, für das Inkrafttreten der Gesundheitsreform einen einjährigen Aufschub zu erzwingen. Laut einem CNN-Bericht haben die Republikaner im Repräsentantenhaus bereits mehr als 40 Mal versucht, das Budget für die Reform zu kürzen.

Eine schwere Entscheidung

Beobachter erwarten, dass der Senat die von den Republikanern vorgesehenen Budgetkürzungen wieder streicht und den Entwurf zurück an das Repräsentantenhaus gibt. Dort stünden die Abgeordneten dann vor der schweren Entscheidung, entweder die Zahlungsunfähigkeit der USA zuzulassen oder eben doch die Gesundheitsreform zu finanzieren.

Gleichzeitig steuert die größte Volkswirtschaft der Welt wegen einer anderen Machtprobe zwischen Republikanern und Demokraten auf eine finanzielle Krise zu. Da Mitte Oktober die Schuldengrenze von 16,7 Billionen Dollar erreicht wird, muss der Kongress das Limit erhöhen, damit die Regierung weitere Schulden aufnehmen kann.

2011 hatte die Ratingagentur Standard & Poor's den USA die Top-Kreditwürdigkeit AAA“ entzogen, nachdem Regierung und Opposition sich erst in dramatischen Verhandlungen auf eine Erhöhung der Schuldengrenze geeinigt hatten. Anfang 2013 hatten die Republikaner nach wochenlangem Streit die Schuldengrenze des Landes vorübergehend außer Kraft gesetzt, um das Schlimmste zu verhindern.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • L
    logiclinux

    Mich würde mal interessieren ob die 16.7 billion $ wirkliche billionen sind oder milliarden wie im deutschen nach Millionen Milliarden kommen und nich wie im amerikanischen nach million billion.

    Es ist nämlich leicht was anderes ob man 16.7 miliarden schulden hat oder 16700 Milliarden.

    • M
      Marcus
      @logiclinux:

      Es sind billionen, 16 Millarden liegen bei denen in der porto Kasse.

  • LR
    Louise Rinser

    Es sind Leute wie Eric Cantor die Obama mit der Drohung die Gesundheitsreform zu kippen erpressen, um ihn zu seiner Israelpolitik (er ist es leid, sich von Netanjahu und Konsorten zum Affen machen zu lassen)zu bewegen, die nicht im Interesse aller Amerikaner ist (wie es schon General Petreus zum Ausdruck brachte, der kurze Zeit später - was für ein Zufall - wegen einer Affäre zurücktreten mußte).

  • JJ
    Ja, ja, bla, bla

    Komm bitte, lasst euch doch nicht veräppeln. als ob die pleite wären. Das ist doch nur eine Finte. Die USA verwalten z.B. das Gold halb Europas und geben das bestimmt nicht wieder heraus. Wenn man sich auf amerikanischen Medien rumtreibt machen die sich ja sogar über die dummen Deutschen lustig, die ihnen das gold zur Verwaltung überlassen haben - als ob die das je wieder zurückbekommen. Dann gibt´s ja noch die Fed und, und, und. Wer es glaubt wird selig. Zudem sind die angloamerikanischen Beziehungen fest wie eh und je. Und die Londoner City schiebt täglich Milliarden Summen an Umsatz durch. Bevor Amerika nicht endlich sein kriegerisches Verhalten ändert und meint, die Welt erobern zu müssen, Stichwort NWO, und solange sie sich diesen abnormalen Kriegsapparat leisten können, hab ich zumindest kein Mitleid mit denen. Das betrifft natürlich nicht das amerikanische Volk, die ja auch unter diesen Seilschaften in der Pseudodemokratie Amerika leiden, die das Land nur in den Ruin treiben und nach und nach die Bürgerrechte einschränken - weil ja die Terrorgefahr ach so groß ist... Klar, deswegen wollen sie aber unbedingt den Krieg im Nahen Osten, weil es ihnen Haushaltssonderrechte gewährt im Kriegsfall...