piwik no script img

Hat Barack Obama eine Chance?KOMMENTAR VON ADRIENNE WOLTERSDORF

Er ist erfrischend unverbraucht, er hat trotz seines jungen Alters Charisma, er sagt vernünftige Sachen. Kein Wunder, dass Barack Obama schnell zum Liebling der Medien wurde. Am Wochenende verkündete der Demokrat nun offiziell seine Kandidatur für die nächsten US-Präsidentschaftswahlen.

Obama bringt im wahrsten Sinne des Wortes Farbe in den politischen Betrieb in Washington. Er ist schwarz. Doch: Als sei das in in einem Land, in dem zahlreiche Schwarze die Zeiten der staatlichen Rassentrennung noch kennen, nicht schon schwierig genug, ist er vielen schwarzen Wortführern nicht schwarz genug – ja sogar zu weiß.

Obama gilt vielen Farbigen, die insgesamt 12 Prozent der US-Bevölkerung ausmachen, als fremd. Er hat einen afrikanischen Vater, studierte in Harvard und spricht nicht die Sprache der Straße. Schlechte Voraussetzungen, um zu einer Identifikationsfigur für US-Minderheiten und Verlierer zu werden. Das möchte Obama auch keineswegs sein. Er will versöhnen, will das durch Irakkrieg und Parteiengezänk gespaltene Land wieder einen.

Mit diesem Anliegen tourt Obama nun von Auftritt zu Auftritt und spricht all jenen aus der Seele, die der gegenwärtigen Polarisierung der US-Gesellschaft müde sind. Und das sind nicht wenige. Sie könnte Obama spielend gewinnen – wäre er nur weiß.

Seine gefährlichste Konkurrentin, Hillary Clinton, hat ein ähnliches Handikap: Sie ist eine Frau und zudem manchem Mann zu kämpferisch. Nun gilt die Frage: Was ist schlimmer? Pessimisten geben weder Obama noch Clinton gute Chancen. Denn zwar wollen fast alle US-Amerikaner, dass die US-Truppen aus dem Irak nach Hause geholt werden, aber mehr bitte auch nicht. Dem amerikanischen Mittelstand ist nicht nach sonstigen revolutionären Veränderungen, feministischen Vorstößen oder Schwarzen im Weißen Haus.

Es könnte gut sein, dass der farblosere John Edwards sich später als der lachende Dritte entpuppen wird. Zumal der solide und smarte Exsenator anders als die Medienrockstars Clinton und Obama die Herzen von John und Jane Normalverdiener in Montana oder Texas wirklich erreichen kann.

ausland SEITE 8

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen