Harald Schmidt sucht Zuschauer: Sorry, das ist so 1995
Die Harald Schmidt Show geht in das 19. Produktionsjahr. Bis Sommer 2014 ist Schmidts Show bei Sky sicher. Danach wäre es Zeit für etwas Neues.
BERLIN taz | Die Lichter des Kölner Nachthimmels glitzern auf der Fototapete im Rücken des Moderators Harald Schmidt, dem einstigen König der Late Night Shows. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit ist er seit einem Jahr nur noch für Sky-Abonnenten zu sehen.
Der Niedergang des „Dirty Harry“ ist leiser, als der eines Thomas Gottschalk, der mit viel Trubel immer wieder neue Formate ausprobiert und scheitert. Schmidt hingegen geht mit seiner Sendung am Dienstag, den 17. September, in das 19. Produktionsjahr. Nur die Zuschauer bleiben weg. Selbst für sein Köln-Mülheimer Studio muss sich die Produktionsfirma des 56-Jährigen scheinbar bemühen, die 260 Zuschauerplätze zu füllen. Aus dem Fernseher, aus dem Sinn?
„Ich kann mir vorstellen, wie es ist, zehn Millionen Zuschauer zu haben. Aber das will ich mir nicht vorstellen, weil ich weiß, was das für eine Sendung wäre. Grauenhaft!“, sagte Schmidt Anfang des Jahres in einem Welt-Interview und betonte, er „habe an jedem Sendetag ein ausverkauftes Studio“.
Ab Dienstag, 17. September, läuft die neue Staffel der Harald Schmidt Show dienstags bis donnerstags um 22.15 Uhr auf Sky Hits sowie um 23.00 Uhr auf Sky Atlantic HD.
Um das Studio vollzubekommen, bewirbt Schmidts Produktionsfirma Bonito die Plätze bei groupon.de, einer Plattform für Rabatt-Aktionen. Dort erhält man für alle Aufzeichnungstermine bis Mitte Oktober zwei Tickets für nur 10 statt 20 Euro. 151 Personen haben dieses Angebot in einer Woche genutzt. Gar nicht mal so viele, bei 260 Plätzen pro Sendung.
Bonito möchte sich nicht äußern
„Es ist eine Marketingmaßnahme, um den Start der neuen Staffel zu bewerben“, so Bonito. Wie viele Tickets insgesamt auf Groupon zur Verfügung stehen, dazu möchte sich die Produktionsfirma nicht weiter äußern. Ähnliche Aktionen fanden auf Groupon Anfang dieses Jahres statt. Schmidt-Fans konnten auf dem Portal für jede einzelne Sendung von Dezember 2012 bis Februar 2013 zwei Karten für nur 11 statt 22,50 Euro erwerben.
Neben den drei Sendungen dienstags, mittwochs und donnerstags bringt Sky nun freitags eine 30-minütige Best-Of-Sendung zur Aufführung, die die zusammengeschnittenen Höhepunkte der Woche zeigt. Als weitere Marketingaktion darf Schmidt diesen Sonntagabend über Sport schwadronieren. Beim Sender „Bundesliga HD“ ist Schmidt Gast in der Sendung „Sky 90“, um auf die neue Staffel seiner Sendung, die zwei Abende später startet, aufmerksam zu machen.
1995 ging die Harald Schmidt Show auf Sat. 1 auf Sendung. Nach Senderwechseln ins Erste und zurück zu Sat. 1 setzte der private Sender Schmidts Show im Mai 2012 nach nicht einmal neun Monaten ab. Die Einschaltquoten waren zu schlecht. Früher schauten die Sendung Millionen Menschen, zur letzten Sendung auf Sat.1 schalteten gerade einmal 660.000 ein. Schmidt wechselte zu Sky, doch auch da sind die Zuschauerzahlen niedrig. Erst nach einigem Hin und Her verlängerte Sky die Show um ein weiteres Jahr.
Bis zum Sommer 2014 ist Schmidts Show also sicher. Danach ist nicht nur ein Sender-, sondern ein Tapetenwechsel nötig. Ein wirklich neues Format muss her, nicht sowas wie die aufgewärmten Sendekonzepte der Nullerjahre für Thomas Gottschalk. Jede Tapete kommt mal aus der Mode, auch die eines Kölner Nachthimmels.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit