Happy Planet Index vorgestellt: Eine glückliche Erde ist möglich
Deutschland verbessert sich etwas beim Happy Planet Index. Doch die Autor:innen mahnen, dass der ökologische Fußabdruck zu groß bleibt.
Der HPI soll die verschiedenen Länder der Welt danach bewerten, wie effizient sie mit ihren begrenzten ökologischen Ressourcen Wohlstand herstellen. Deswegen berechnet sich der Index anhand von drei Faktoren: erstens dem Wohlergehen der Menschen nach dem World Happiness Report, zweitens der Lebenserwartung der Menschen nach Zahlen der Vereinten Nationen und drittens der Umweltbelastung, gemessen an dem ökologischen Fußabdruck nach Zahlen des Global Footprint Network. 2006 wurde der HPI das erste Mal veröffentlicht, mittlerweile ist er in seiner fünften Ausgabe.
Deutschland liegt mit Rang 29 im oberen Mittelfeld, kurz vor Spanien (30) und Frankreich (31). Nach der für den aktuellen HPI angepassten Berechnungsmethode hätte Deutschland in der vergangenen Ausgabe von 2016 den 39. Platz belegt. Die Autor:innen der Studie bemerken einen Umweltfortschritt vor allem in Westeuropa, auch wenn mehr getan werden müsse.
So sei Großbritanniens gute Positionierung hauptsächlich auf die Umstellung von Kohle auf erneuerbare Stromquellen zurückzuführen. Auch Deutschlands ökologischer Fußabdruck schrumpft seit Jahren. Der Index bildet das Jahr 2021 noch nicht ab, daher ist noch unklar, wie sich die aktuelle Rückbesinnung Großbritanniens auf Kohlestrom angesichts steigender Energiepreise auf die Statistik auswirkt.
Acht der zehn bestplatzierten Nationen kommen aus Lateinamerika. Costa Rica führt den Happy Planet Index zum vierten Mal an. Der Grund: Dort seien die Lebenserwartung und -zufriedenheit besonders hoch, während die Umweltkosten relativ gering ausfallen. Costa Ricas ökologischer Fußabdruck pro Kopf sei beispielsweise gerade einmal ein Drittel so hoch wie der der USA. Das beweise, so die Autor:innen der Studie, „dass es möglich ist, ein langes, glückliches Leben mit einem wesentlich kleineren ökologischen Fußabdruck zu bewerkstelligen, als es in den Ländern mit dem stärksten Konsum der Fall ist“.
Der HPI wird erhoben von dem britischen Thinktank New Economics Foundation. Dieser fordert eine Abkehr vom klassischen Wachstumsgedanken hin zu einem Verständnis von Wohlstand, das Nachhaltigkeit und die Glücklichkeit der Menschen in den Mittelpunkt stellt. Hauptkritikpunkt am HPI ist seine starke Gewichtung auf dem ökologischen Fußabdruck. Dadurch kämen wohlhabende Länder wie Luxemburg in der Rangliste erst hinter Ländern wie Mali oder Jemen, bemängelt beispielsweise der neoliberale Thinktank Adam Smith Institut aus London.
Die Autor:innen der Studie empfehlen deswegen, den HPI nicht als einziges Kriterium zur Bewertung des Fortschritts eines Landes heranzuziehen. Der HPI könne nur anzeigen, wie gut Länder Wohlstand und Umwelt miteinander in Einklang bringen, ohne zukünftigen Generationen zu schaden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren