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Hansis Geheimes Tagebuch (4)Ich will nur der Hansi sein

Dem künftigen Bundestrainer über die Schulter geschaut: Wie Hansi Flick mit Joachim Löw in der Stunde der Niederlage umgehen will.

EM-Zuschauer Flick: Beim nächsten Turnier ist er verantwortlich Foto: Federico Gambarini/dpa

Sonntag, 27. Juni

Bin mir unsicher: Ist das wirklich gute Arbeit, die der Franco da für die Ösis macht? Ich glaube ja, aber es könnte auch alles Glück sein. Den Rausch der Dänen kann ich mir da schon eher erklären. Das mit dem Eriksen hat befreiend gewirkt.

Montag, 28. Juni

Ich muss schmunzeln, wenn ich die Gerüchte lese: Terzić, Röhl, Gerland. Wer alles mein Co-Trainer werden soll! Warum warten die Leute nicht ab? Die Zeiten, dass der Co der kommende Chef wird, sind doch vorbei. Ich musste ja auch erst Champions League gewinnen. Da muss ich grade wieder schmunzeln. Glaubt mir keiner, dass die Bayern mich loswerden wollten. Nach den Erfolgen.

Dienstag, 29. Juni

Niederlande und Portugal. Gestern noch Frankreich und Kroatien. Was für eine EM! Konnte kurz mit den Jungs von Jogis Stab sprechen. Corona als Erklärung wollen die nicht wahrhaben. Aber was sonst? Wenn stimmt, dass Portugal zu alt wird, was stimmt dann bei Frankreich? Mbappé 22, Pogba 28. Zu alt? Außerdem brauchst du doch erfahrene Leute. So wie den Jérôme. Der ist auch erst 32.

Heute Abend England-Spiel. Ich erwische mich immer öfter bei der Frage: „Wie würdest du entscheiden?“ Das muss ich mir abgewöhnen. Jogi hat völlig recht, dass nur ein Trainer, der mit der Mannschaft intensiv arbeitet, entscheiden kann, wer wo spielt.

So, ich muss los, liebes Tagebuch. Ich habe kein gutes Gefühl.

Dienstag, 29. Juni, abends

Wie der Jogi aus dem Stadion gegangen ist! Das ging mir nahe. So viel hat er geleistet. Es ist ja nicht nur die WM inklusive 7:1. Sollen die Leute doch googeln, wie oft er im Finale und Halbfinale war! Jogi ist so bedeutend wie Schön und Herberger. Vielleicht größer.

Hat er was falsch gemacht heute Abend in Wembley? Zu spät gewechselt? Wir kamen ja phasenweise ganz gut vors Tor.

Egal. Erst mal ist alles traurig. Ich schreibe Jogi eine Whatsapp. Oder, quatsch, ich rufe an. Vielleicht komme ich ja durch. Was ich sage: Dass ich ihm zu 15 Jahren Arbeit gratuliere. Und danke, dass ich mit ihm zusammenarbeiten durfte. Und die Ehre, sein Nachfolger sein zu dürfen. Und vielleicht noch dies, auch wenn es mir schwerfällt: Ob ich ihn ab und zu um Rat fragen darf. Das wird ihn freuen.

Mittwoch, 30. Juni

Jetzt bin ich wohl Bundestrainer. Die wollten mich als Hans-Dieter Flick präsentieren. Das hatten die Bayern auch schon versucht. Was soll das? Ich bin der Hansi, seit ich sprechen kann, seit ich gehe und gegen Balle trete. Lasst mich doch einfach der sein, der ich bin.

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