Handel will Gentechnik kennzeichnen: Aldi und Denn's als Team
Es ist ein ungewöhnlicher Schritt: Discounter und Biolebensmittelketten setzen sich gemeinsam gegen lockere Gentech-Gesetze ein.
Mit neuen gentechnischen Verfahren wie Crispr oder Talen kann Erbgut leichter verändert werden. 2018 hatte der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschieden, dass Produkte, die mit den neuen Verfahren hergestellt werden, auch als gentechnisch verändert gekennzeichnet werden müssen. Und dass für sie dieselben Regeln bei Risikobewertung und Zulassung gelten wie für Produkte aus alten gentechnischen Verfahren.
Doch im April hatte die EU-Kommission eine Befragung veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Behörde die Vorschriften für Pflanzen der neuen Gentechnik lockern könnte. Bereits an Mittwoch und Donnerstag befasst sich der EU-Agrarministerrat damit.
Auch Annemarie Volling von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) will, dass die bestehende Regulierung bleibt: „Nur so ist eine gentechnikfreie Lebensmittelerzeugung möglich“, sagt sie der taz. Für die europäischen Bäuer*innen sei die Erzeugung gentechnikfreier Lebensmittel auch ein Wettbewerbsvorteil. „Aber dafür müssen die Bauern sichergehen können, dass ihr Saatgut und ihre Ernte gentechnikfrei ist.“
Handel bangt um Glaubwürdigkeit
Der Lebensmitteleinzelhandel bange um seine Glaubwürdigkeit, heißt es in der Resolution. Produkte mit dem Label „Ohne Gentechnik“ und den verschiedenen Bio-Kennzeichnungen erwirtschafteten in Deutschland inzwischen Milliardenumsätze, Tendenz steigend, teilt der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik und Mitinitiator der Resolution mit. In anderen EU-Ländern sehe es ähnlich aus. Dieser „Zukunftsmarkt“ sei durch eine Deregulierung bedroht.
Auffällig ist, dass die Resolution von führenden deutschen Ketten wie Kaufland, Rewe und Edeka noch nicht unterzeichnet sind, obwohl etwa Rewe Österreich dabei ist. Eine Anfrage der taz blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
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