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Handballer der SG Flensburg-HandewittNicht clever genug

Gegen den Tabellenführer aus Berlin holen die Flensburger ein 31:31-Unentschieden. Die Hoffnung auf einen Champions League-Platz ist aber wohl dahin.

Szenenapplaus im Spiel gegen Berlin von der Seitenlinie: Nikoley Krickau, Trainer der SG Flensburg-Handewitt Foto: Lächler/Imago

Flensburg taz | Nach dem Unentschieden in dem kleinen Endspiel gegen die Berliner Füchse hat die SG Flensburg-Handewitt am Sonntag wohl die letzte Chance auf das Erreichen eines der ersten beiden Plätze in der Bundesliga verspielt, die zur Teilnahme an der Champions League berechtigen. Der Ausgleich der Berliner zum 31:31 fiel in einem hitzigen und umkämpften Spiel erst in der letzten Sekunde.

Der Rückstand auf Tabellenführer Berlin beträgt nun sechs, der auf den Zweiten SC Magdeburg fünf Punkte. Und der zuletzt schwächelnde THW Kiel sitzt den Flensburgern auch weiter im Nacken. In der kommenden Saison werden die Flensburger Auslandsreisen erneut wohl nach Novi Sad und Schaffhausen zu European-League-Spielen statt nach Paris oder Barcelona führen.

Die Situation ist dennoch völlig anders als im letzten Frühjahr. Auch da waren die Meisterschaftsträume früh beendet, allerdings nach einer krachenden Zehn-Tore-Niederlage bei der THW Kiel. Innerhalb von neun Tagen kamen dann noch das Aus im Pokal und in der European League hinzu, dessen Finalturnier anschließend in der eigenen Halle ohne sie gespielt wurde. Dies führte zur Entlassung von Trainer Maik Machulla, einem Wechsel in der sportlichen Leitung und dem größten Umbruch seit 2018.

Neben Magnus Rød verließen fünf weitere Spieler die SG. Neu hinzu kamen unter anderem der niederländische Linkshänder Kay Smits sowie der slowenische Kreisläufer Blaž Blagotinšek. Simon Pytlick und Lukas Jørgensen erhöhten die Zahl der dänischen Nationalspieler im Team auf fünf. Der Königstransfer war allerdings der des dänischen Trainers Nicolej Krickau von der nahegelegen Insel Fünen an die Förde. Krickau hatte den dort ansässigen Klub GOG Håndbold zum Doublesieger und Champions-League-Viertelfinalisten gemacht. 2023 war der 37-Jährige zum Trainer des Jahres in Dänemark gewählt worden.

Schleppender Saisonverlauf

„Bei diesem Kader ist es unser Anspruch, in jedem Wettbewerb vorne mitzuspielen“, hatte der neue Sportchef Ljubomir Vranjes vor der Saison Druck aufgebaut. Vranjes war 2014 sogar Welttrainer – in dem Jahr, als er die SG zum Champions-League-Sieg coachte. Nun bildet der temperamentvolle, erfahrene Schwede die Ergänzung zum ruhigen Analytiker Krickau.

In der European League und im Pokal ist das Team noch voll dabei, aber in der Meisterschaft schleppte es schon lange die ärgerlichen Auswärts-Pleiten in Stuttgart und Göppingen als Hypothek mit sich herum. Dazu kam die knappe 31:32-Niederlage in Berlin vor zweieinhalb Wochen.

Der aktuelle Tabellenführer landete in der letzten Spielzeit auf dem dritten Rang in der Liga und gewann die European League. Vor dieser Saison wurden von Sportvorstand Stefan Kretzschmar nur marginale Änderungen vorgenommen. Dreh- und Angelpunkt ist weiter der dänische Vize-Europameister Mathias Gidsel, den manche für den aktuell besten Spieler der Welt halten.

„Wir müssen natürlich Mathias Gidsel kontrollieren und Berlin müde machen“, sagte Krickau vor dem Rückspiel. Das funktionierte am Ende der ersten Halbzeit gut, als die Flensburger innerhalb von zehn Minuten einen Vier-Tore-Vorsprung zum Halbzeitstand von 17:17 egalisierten. Das hohe Ergebnis zeigt, dass beide mit extremen Tempospiel zum Erfolg kommen wollten und längere Kombinationsphasen Seltenheit hatten.

Norddeutschland nicht mehr an der Spitze

Zu Beginn hatten die Flensburger die höhere Zahl an Fehlversuchen und Ballverlusten, profitierten dann aber vor allem von der Steigerung von Benjamin Burić im Tor.

In der zweiten Hälfte konnten beide Mannschaften das hohe Tempo nicht durchhalten und wurden immer öfter ins Positionsspiel gezwungen. Bei den Flensburgern wechselten sich Jim Gottfridsson, Mads Mensah Larsen und Lasse Møller auf der Mittelposition ab. Die Treffer mussten sich beide Teams gegen weiter verbissen agierende Abwehrreihen hart erarbeiten.

Die Folge waren unter anderem zahlreiche Siebenmeter. Als Emil Jakobsen einen davon in der 55. Minute zur Flensburger 29:28-Führung verwandelte, zeigte die ausverkaufte Halle das erste Mal ihre ganze Wucht. Die hätte sich noch gesteigert, wenn Jóhan Hansen kurz darauf einen Tempogegenstoß verwandelt hätte. Zum Helden der Schlussphase hätte erneut Torwart Burić mit zahlreichen Paraden werden können. Aber neun Sekunden vor dem Ende bekamen die Füchse bei der Flensburger Ein-Tor-Führung per Videobeweis noch einmal den Ball zugesprochen. Das reichte zum Last-Second-Treffer durch den stärksten Berliner, den Rückraumspieler Lasse Andersson,

Der Blick auf die Tabelle zeigt oben nun ein Bild, das es seit 2001 nicht mehr gegeben hat: Unter den ersten beiden Teams befindet sich keine Mannschaft aus Norddeutschland. Das Duell der beiden ewigen Rivalen aus Schleswig-Holstein findet in diesem Jahr um Platz drei und vier statt. Mit geringem Spannungswert, da beide Ränge zur Qualifikation für die Europa League reichen.

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