Hamburgs Fußballerinnen bilden Netzwerk: Rückenwind aus Spanien

In Hamburg treffen sich Fußballballerinnen zur Vernetzung. Ihr Ziel: Mehr Frauen für Leitungspositionen im Hamburger Fußballverband zu qualifizieren.

Ein Mädchen auf einem Fußballplatz kickt einen Ball in die Luft.

Vom Platz in die Gremien: Hamburgs Fußballerinnen drängen auf Leitungspositionen in den Verbänden Foto: dpa | Federico Gambarini

HAMBURG taz | „Das beste Beispiel kommt ja gerade aus Spanien!“ Zwei Spielerinnen reden über Nähe im Sport, über Grenzen und Machtverhältnisse. Eine weitere erscheint in dem Gemeinschaftsraum einer Hamburger Hochschule: „Als Frau bin ich hier“, sagt Jessica Obereiner, beim Hamburger Fußball-Verband (HFV) zuständig für das Ehrenamt, mit Nachdruck. Es liegt eine gespannte Erwartung im Raum, bevor an diesem Spätnachmittag das Netzwerktreffen der Frauen im Hamburger Fußball (FIHF) beginnt.

Das Netzwerk wurde 2019 mit dem Ziel gegründet, Frauen im Fußball zusammenzubringen und zu fördern. Auch das Treffen am vergangenen Donnerstag, das inzwischen vierte in Präsenz, soll wieder eine Plattform bieten für Information und Kennenlernen. Die Herausforderung beginne schon bei der Terminierung, so Jana Steen, Organisatorin und Lehrreferentin beim HFV – in der Runde gibt es schließlich auch Mütter. „Die Kinder muss heute mein Mann abholen“, bringt es eine Teilnehmerin auf den Punkt.

Rund 20 Frauen haben sich im offenen Sitzkreis versammelt. Nach einer offiziellen Begrüßung folgen ein paar Worte zum Verband und ein kurzes Kennenlernspiel. Nach einer Stunde verteilt sich die Gruppe auf zwei Seminarräume. Acht Jugendleiterinnen und Trainerinnen sprechen mit Magdalena Schiefer, HFV-Verbandssportlehrerin, über Sexismus im Sport. Die übrigen zehn Spielerinnen und Schiedsrichterinnen beginnen mit dem Workshop „Souveränes Auftreten“ bei Heidi Brandi: Die Psychologin stellt erst mal klar, dass sie beim Thema Fußball „im Abseits steht“.

Es geht dann um die eigene Persönlichkeit im Kontext des Sports, die Kommunikation im Team und die Fähigkeit zur Selbstregulation. Mal ist es abstrakt, dann diskutiert die Gruppe konkrete Beispiele. Gesucht wird ein Satz, der unter den Anwesenden für Verärgerung sorgt: „Das haben wir schon immer so gemacht!“ Eine Kapitänin sucht Rat für den Umgang mit stillen Teamkolleginnen.

„Wie kämpfen alle für ein Ziel“

In der Pause bezeichnet eine Spielerin die Ausführungen als „sehr interessant“ – nachdem sie zu Beginn noch befürchtet hatte, der Psychologin etwas über den Fußball erklären zu müssen. In kleinen Gruppen haben sich die Frauen im Aufenthaltsraum bei Getränken und Snacks verteilt und tauschen sich aus.

„Wir kämpfen alle für ein Ziel“, sagt Jasmin Sindt, die zum ersten Mal dabei ist. Sie trainiert das Team ihres achtjährigen Sohnes im Stadtteil Rahlstedt und nimmt derzeit am Programm „Wellenbrecherin“ teil: ein an Frauen gerichtetes Qualifizierungsangebot für Führungsaufgaben in Haupt- und Ehrenamt beim HFV. So sei sie auch auf die Veranstaltung aufmerksam geworden.

Dorothea Brackelmann hat den Termin über Instagram gefunden. Sie spielt beim Hamburg-Eimsbütteler Ballspiel-Club und ist zudem aktiv im Mädchen- und Frauenausschuss des HFV – den wollte der Verband wegsparen; zum Unmut vieler Frauen. Der entsprechende Antrag verpasste aber im Juni die erforderliche Mehrheit. Brackelmann könnte sich eine künftig engere Abstimmung von Ausschuss und FIHF gut vorstellen.

Nicht zuletzt unterstreicht das Netzwerktreffen: Es ist längst noch nicht alles gut. Spielerinnen gibt es in Hamburg viele, doch nimmt der Anteil der Frauen in jeder weiteren Funktionsebene des HFV ab. Auch in den Vereinen zeigt sich das immer wieder. Als einzige Frau im Gesamtvorstand bei Grün-Weiß Harburg etwa sitzt Kathrin Ochodlo. Sie hat schon beim ersten Netzwerktreffen teilgenommen und freut sich nun: „Schön, wie groß die Gruppe geworden ist!“

Um 19 Uhr ist es Zeit für einen Raumwechsel und den zweiten Workshop. Die thematische Bandbreite reicht von Diskussionen über sexistische Aussagen bis zum Einsatz gendergerechter Sprache im Frauenteam. Aramia Warns findet die Kombination der beiden Themen gelungen. Mit souveränem Auftreten könne sexistischem Verhalten begegnet werden, sagt die Schiedsrichterin. Sie zeigt sich über die Gemeinschaft erfreut: „Man merkt, dass man nicht allein ist.“

Am Ende des Abends ist die Stimmung gut. „Ich komme definitiv wieder“, sagt Jasmin Sindt, die Trainerin aus Rahlstedt. Die versammelten Frauen betonen aber auch das Potenzial, den Kreis noch zu erweitern – hier wird schließlich nichts gemacht wie immer schon.

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