Hamburg im Bildungsranking: Von Berlin und Bremen abgesetzt

Laut einer Studie sind die Leistungen von Grundschülern weiter abgestürzt. Im Vergleich bei den Stadtstaaten liegen Hamburgs Viertklässler vorn.

Ein Grundschüler sitzt an einem Tisch und schreibt mit einem Kugelschreiber in sein Heft

In Hamburg schreibt es sich besser Foto: picture alliance/dpa/Mohssen Assanimoghaddam

HAMBURG taz | Was macht Hamburg besser in der Schulpolitik als etwa Berlin oder Bremen? Die Frage stellt sich, nachdem das „Insitut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen“ (IQB) die neueste Grundschul-Studie vorstellte. Hamburg schneidet dort gut ab, so sieht das zumindest Schulsenator Ties Rabe (SPD), der die Punktergebnisse gleich in Form einer Bundesliga-Tabelle publizierte.

Demnach stehen Hamburgs Viertklässler, die 2021 an dem Test teilnahmen, im Lesen sogar auf Platz 3, gleich hinter Bayern und Sachsen. Beim „Zuhören“ kamen sie auf Platz 5, bei Rechtschreibung und Mathe immerhin auf Platz 8. In Summe, so rechnete Rabe vor, stehe Hamburg auf Platz 6, und das sei das beste Ergebnis seit Beginn der bundesweiten Erhebungen, bei denen Hamburg mit den Stadtstaaten Bremen und Berlin stets das Schlusstrio bildete.

Kleiner Wermutstropfen: So ein Ranking ist eigentlich verpönt. Sagt es doch wenig über den Erfolg eines Schulsystems. Denn es ignoriert die verschiedenen Vorraussetzungen der Kinder. Im IQB-Bericht selber ist es nicht zu finden.

Hinzu kommt: Im Vergleich zu den Tests von 2011 und 2016 sackten alle Länder ab. Es gab Schulschließungen und eine veränderte Schülerschaft. Bundesweit stieg der Anteil von Kindern mit Zuwanderungshintergrund auf 38 Prozent, in Hamburg gar auf 51,8 Prozent. Nur sackte Hamburg kaum ab. Im Lesen zum Beispiel sank der Mittelwert von 487 auf 479 Punkte, was 2011 nur für Platz 14 gereicht hätte. Hamburg ist also Krisengewinnler.

Hamburg ist gut, weil es stabil bleibt

Und doch attestiert der IQB-Bericht Hamburg einen Erfolg, eben weil es stabil blieb. Auch der Bildungsforscher Ulrich Vieluf sagt, Hamburg sei es gelungen, das mittlere Niveau der Grundschulen zu halten, das verdiene „hohe Anerkennung“ angesichts der Pandemie und des hohen Anteils an mehrsprachig aufwachsenden Kindern und Kindern aus benachteiligten Milleus.

Was Hamburg seit vielen Jahren wohl richtig macht, sind zum Beispiel regelmäßige Lernstands-erhebungen

Was Hamburg seit vielen Jahren wohl richtig macht, sind zum Beispiel regelmäßige Lernstandserhebungen, die den Schulen spiegeln, was die Kinder wirklich lernten. Hinzu kommen kostenlose Nachhilfe und Ganztagsschulen, zusätzliche Sprachförderung und gezielte Förderung von Lesen und Sprachbildung im Unterricht. Schulsenator Rabe nahm die Studie zum Anlass, um für seien künftigen Kurs zu werben. So setzt er auf „klarere Bildungspläne“ und „mehr Klausuren in der Rechtschreibung“. Beides ist umstritten.

Ulrich Vieluf, früher in Hamburg Schulstaatsrat, sagt, wichtig für Lern­erfolg sei die Vermeidung von Unterrichtsausfall und Lehrerwechseln. Auch bräuchten die Kinder „ermutigende kompetenzorientierte Rückmeldungen“ über ihre Fortschritte, eine Praxis, die viele Hamburger Grundschulen in dem Schulversuch „Alleskönner“, der auf Noten verzichtete, entwickelten.

Insgesamt ergibt die IQB-Studie ein „besorgniserregendes Bild“, so die Autoren. Politisch brisant ist die Quote der Viertklässler, die nicht mal „Mindeststandards“ erreichten. Hier gibt es eine Gruppe von Ländern, die in Mathe um die 30 Prozent solcher Schüler haben, in Rechtschreibung gar über 40 Prozent.

Auch in Hamburg verfehlt gut ein Fünftel der Kinder diese Standards. Weshalb auch Ties Rabe sagt: „Es bleibt noch viel zu tun.“

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Dieser Artikel stammt aus dem stadtland-Teil der taz am Wochenende, der maßgeblich von den Lokalredaktionen der taz in Berlin, Hamburg und Bremen verantwortet wird.

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