Hamburg-Tatort mit Wotan Wilke Möhring: Der einsame Milchtrinker
Er hat eine Katze, einen besten Freund und keine Angst vor Autonomen. Im Hamburg- „Tatort“ spielt Wotan Wilke Möhring den neuen Kommissar.
Wotan Wilke Möhring und Til Schweiger sind angeblich Kumpel. Nein, Sie lesen gerade nicht versehentlich die Bunte und werden gleich auch nichts über Sylvie van der Vaart erfahren. Es ist nur erwähnenswert, weil sowohl Schweiger als auch Möhring in diesem Jahr als Hamburger „Tatort“-Kommissare ihren Dienst beginnen.
Schweiger hat vor einigen Wochen als Nick Tschiller vorgelegt, diesen Sonntag ist Möhring als Kommissar Thorsten Falke dran, in „Feuerteufel“ (Buch: Markus Busch; Regie: Özgür Yildrim).
Würden Tschiller und Falke beim Onlinedating mitmachen, wären sie eine ziemliche Enttäuschung. Das Profil klingt sympathisch (sportlich, couragiert, fest angestellt), doch in der Filmrealität wirken beide unglaublich unumgänglich. Falke aber rennt weniger als Tschiller, hat wenigstens eine hübsche Katze in seinem einsamen Leben und einen besten Freund Jan (Sebastian Schipper), der ihn nun in Richtung Vaterschaft verlässt.
Es gibt ein neues Feindbild: Den Kampfradler. Sagt der Verkehrsminister. Stimmt, sagt unser Autor in der Titelgeschichte der neuen taz.am wochenende vom 27./28. April 2013. Mit großen Reportagen, spannenden Geschichten und den entscheidenden kleinen Nebensachen. Mit dem, was aus der Woche bleibt und dem, was in der nächsten kommt. Dazu ein Ortsbesuch in Schalkau, wo die Energiewende konkret wird.Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo.
Dabei könnte er ihn als Kollege so gut gebrauchen, denn im Fall einer Frau, die bei einem Autobrand stirbt, kommt er nicht weiter. Obwohl er von morgens bis abends Milch trinkt und sogar Linksautonome bittet, für ihn bei der taz anzurufen, weil sie vielleicht mehr weiß. Als die Rückmeldung kommt: „An der taz bin ich dran!“, hat Falke längst eine Helferin bekommen, nämlich Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller), eine smarte Juristin im legeren Pimkie-Look.
Falke und Lorenz sind sich ungefähr so sympathisch wie Remington Steele und Laura Holt, man kann annehmen, dass sich ihre Beziehung in die gleiche Richtung entwickelt.
Erstaunlich ist, dass man bei diesem „Tatort“ nie das Gefühl hat, neu in ein Team eingeführt zu werden. Alles ist so solide konstruiert, dass einem Ermittler, Büros und Haustiere wahnsinnig vertraut vorkommen. Kurzum: Schauen Sie sich den „Feuerteufel“ an. Hier wird nichts neu erfunden, aber gut unterhalten.
Sonntag, 20.15 Uhr, ARD
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren