Hamas TV: Die Dschihad-Biene
Nachfolge für die "Märtyrer-Maus": Im Kinderprogramms von Al Aqsa TV tritt eine kampfbereite Biene an - und proklamiert den Weg der Mudschahedin.
JERUSALRM taz Gerade drei Wochen sind vergangen, seit dem tragischen Tod von Farfour, der palästinensischen TV-Mickey-Maus-Kopie mit menschlichen Ausmaßen - da präsentiert Moderatorin Saraa einen Nachfolger: "Ich bin Nahool", stellt sich die gleichfalls menschengroße Biene mit kreischender Stimme vor: "Farfours Cousin".
Die beiden Helden des Kinderprogramms im Hamas-Sender Al Aqsa TV lehren ihre jungen Fans von der Rache im Namen Allahs, vom Hass gegen Juden und schließlich vom Freitod als Mittel zum Märtyrertum. Die mit geringen Kosten produzierte Sendung "Pioniere von Morgen" präsentiert ihre pädagogischen Botschaften in Form eines Dialogs zwischen der etwa zehnjährigen, sehr redegewandten Moderatorin Saraa und ihren Gästen. Dabei geht es um die Wichtigkeit, sich regelmäßig die Zähne zu putzen und die Hausaufgaben zu erledigen - bis dahin, die "muslimischen Länder von den Eindringlingen und Mördern" zu befreien.
Um seine Ernsthaftigkeit zu betonen, zielte Farfour bei einem seiner Auftritte in die Luft, als hielte er ein Gewehr in der Hand, während ein Junge das Lied von der Befreiung Jerusalems sang und von "der Zeit des Todes". Mitte Mai kam es zu einer internationalen Protestwelle gegen das Programm, nachdem die israelische Initiative "Palestinian Media Watch" Ausschnitte der Sendung übersetzte und ins Internet stellte. Die Palästinensische Autonomiebehörde schloss sich der Kritik an. Ende Juni schließlich starb Farfour, der Disneys Mickey Maus unübersehbar ähnelte, durch die Hand eines "Untersuchungsbeamten". Weil sich Farfour weigerte, dem mit dunkler Sonnenbrille und schwarzem Anzug bekleideten Israeli Verkaufsdokumente für sein Land auszuhändigen, wurde der arme Mäuserich unter heftigem Geschrei zu Tode geprügelt. - "Ja, liebe Kinder, wir haben unseren Freund Farfour verloren", kommentierte anschließend Moderatorin Saraa. "Farfour wurde zum Märtyrer, als er sein Heimatland verteidigte. Er ist Opfer der Mörder unschuldiger Kinder geworden, der Juden."
Teil jeder Sendung sind die Anrufe von Zuschauern, die Saraa professionell entgegennimmt. "Wir mögen sie (die Juden) nicht, sie sind Hunde und wir werden sie bekämpfen", schimpft ein vielleicht sechsjähriges Mädchen ins Telefon. "Sie haben Farfour getötet." Saraa reagiert zunächst ironisch: "Aber die Juden sind doch unsere Freunde, nicht wahr?", sagt sie, bevor sie der jungen Anruferin zustimmt.
Die Hoffnung, dass mit Farfours Tod auch die üble Propaganda ein Ende haben würde, stellte sich nun als verfrüht heraus. Wie ihr Vorgänger bei den "Pionieren von Morgen" will auch Biene Nahool Rache an den zionistischen "Mördern" nehmen, "bis Al-Aqsa", gemeint ist der Tempelberg und Jerusalem, von ihrer "Besudelung befreit sein wird".
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen