Halbfinale Champions League: Endspiel mit Biss

Juventus Turin steht im Finale der Champions League. Die Italiener verhindern mit einem 1:1 bei Real Madrid ein Finale der Königlichen mit dem FC Barcelona.

Finale, ohoho: Giorgio Chiellini und Gianluigi Buffon von Juventus Turin Bild: Reuters

MADRID dpa | Toni Kroos hat den Champions-League-Fluch mit aller Härte zu spüren bekommen und mit Titelverteidiger Real Madrid das mögliche Clásico-Finale gegen den FC Barcelona verpasst. Die Königlichen um den deutschen Fußball-Nationalspieler kamen am Mittwochabend gegen Juventus Turin trotz eines Treffers von Rekordschütze Cristiano Ronaldo und vieler hochkarätiger Chancen nur zu einem 1:1 (1:0) und mussten den Italienern nach dem 1:2 im Hinspiel den Vortritt für die Reise zum Finale am 6. Juni in Berlin lassen.

Barcelonas Torwart Marc-André ter Stegen ist nach dem Aus von Kroos und des wieder nicht berücksichtigten Sami Khedira der einzige deutsche Fußball-Profi im Heimfinale in der Hauptstadt.

„Ich glaube, wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt und müssen höher führen. Aber wir haben auch ein Tor bekommen. Es wäre möglich gewesen, deswegen ist es bitter“ sagte Kroos, der beim Gegentor zu passiv agierte.

Ausgerechnet der Spanier und Ex-Madrilene Alvaro Morata besiegelte mit seinem Treffer in der 57. Minute das Aus für Real, das somit wie alle seine Vorgänger seit 1993 den Titel in der Champions League nicht verteidigen kann. „Es war ein wichtiges Tor, aber es fühlt sich komisch an. Es sind so viele Freunde bei Madrid“, sagte Morata bei Sky.

Rückkehr nach Berlin

Nach dem Aus im nationalen Pokal und bei vier Punkten Rückstand auf Barcelona in der Primera Division scheint nach dem Weltpokalsieg im Dezember eine Saison ohne weiteren Titel für Real besiegelt. Juve könnte hingegen wie Barça noch das Triple holen. „Es ist heute so gelaufen, wie wir das gehofft hatten. Aber wir fahren nicht als Touristen nach Berlin, wir haben dort eine Partie zu spielen“, sagte Juve-Torwart Gianluigi Buffon.

Vor 80.354 Zuschauer im ausverkauften Estadio Santiago Bernabeu war Real durch Ronaldo (23. Minute) und dessen 77. Tor in der Königsklasse per Foulelfmeter in Führung gegangen. Der portugiesische Superstar zog wieder mit Lionel Messi gleich und egalisierte zudem die Pflichtspieltormarke von Club-Legende Alfredo di Stefano mit 307 Toren. Doch diese Statistiken konnten Ronaldo nicht trösten.

Für das Juve-Trio Buffon, Andrea Barzagli und Andrea Pirlo erfüllt sich hingegen der Traum von einer Rückkehr ins Berliner Olympiastadion – dem Ort ihres WM-Triumphes mit Italien 2006. Erstmals seit 2010-Sieger Inter Mailand steht wieder eine italienische Mannschaft im Endspiel. Juve war dies zuletzt 2003 im verlorenen Finale gegen AC Mailand in Manchester geglückt.

Alles andere als defensiv

Nach Temperaturen von über 30 Grad in Spaniens Hauptstadt hätte man dosiertes Tempo erwarten können. Aber Real legte sofort offensiv los. Gareth Bale köpfte nach nur 40 Sekunden erstmals auf das Juve-Tor. Karim Benzema, erstmals seit April nach einer Knieverletzung wieder dabei, bot sich eine weitere Chance in der 6. Minute.

Wer eine ultra-defensiv eingestellte Gäste-Elf erwartet hatte, wurde aber auch überrascht. Die Italiener versuchten durchaus, das Spiel mitzugestalten. Der frühere Leverkusener Arturo Vidal prüfte den zuletzt von den eigenen Fans kritisierten Real-Schlussmann Iker Casillas in dessen 150. Champions-League-Spiel mit einem Flachschuss (14.).

Real setzte aber deutlich mehr Angriffsakzente. Bale prüfte Juves Torhüter Buffon mit einem Fernschuss. Als James Rodríguez nach einem Rempler von Giorgio Chiellini zu Fall kam, entschied Referee Jonas Eriksson auf Strafstoß. Ronaldo verwandelte sicher in die Tormitte. Kurz darauf ärgerte sich der Superstar über einen von ihm selbst schlecht zu Ende gespielten Konter (29.). Das war das große Real-Manko: Ein zweites Tor hätte vor der Pause fallen können, ja müssen. Benzema per Kopfball (30.) und gegen Buffon (41.) sowie Ronaldo (41.) mit einem Schuss ans Außennetz hatten weitere Chancen.

Der Beißer und sein Opfer

Diese Nachlässigkeiten wurden von Juve – mit 30,6 Jahren im Schnitt extrem erfahren – bestraft. Nach einer Faustabwehr von Casillas und einigem Durcheinander im Real-Strafraum schoss Morata, der schon im Hinspiel getroffen hatte, zum Ausgleich ein. Real hatte noch zahlreiche Chancen, zumindest die Verlängerung zu erzwingen. Doch Bale (63./72.) und James Rodríguez (67.) verfehlten das Ziel. Kroos beste Möglichkeit war ein Schüsschen in die Arme von Buffon (81.).

Und so kommt es im Finale zu einem pikanten Wiedersehen: Erstmals nach dem WM-Skandal mit dem Schulterbiss von Luis Suarez gegen Giorgio Chiellini treffen die beiden Fußball-Profis wieder aufeinander. Im Gruppenspiel in Natal hatte der Uruguayer Suarez seinen italienischen Kontrahenten attackiert. Anschließend war er von der FIFA als Wiederholungstäter unter anderem mit einer Sperre von neun Pflichtländerspielen bestraft worden. Für seinen neuen Club Barcelona hatte er nach dem Wechsel vom FC Liverpool erst im Oktober spielen können.

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