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Häusliche Gewalt und US-FußballSoccermum schlägt um sich

Bei der Katar-WM war BVB-Profi Giovanni Reyna kaum im Einsatz. Seine Mutter denunziert nun US-Trainer Gregg Berhalter. Es bleiben viele Fragen.

Arbeitsbeziehung, keine familiäre Freundschaft: Gregg Berhalter (re.) und Giovanni Reyna Foto: imago/USA Today Network

G iovanni Reyna ist Fußballprofi bei Borussia Dortmund. Gregg Berhalter ist Trainer des Teams USA. Beider Familien sind befreundet, richtiger wohl: waren es. Sowohl die Ehefrauen Danielle und Rosalind als auch die aus der Bundesliga bekannten Ehemänner Gregg und Claudio, Giovannis Vater, haben lange Zeit gemeinsam gekickt. 1997 war Claudio Trauzeuge.

Nach der Katar-WM hatte Berhalter gesagt, einen Spieler hätte er am liebsten ins Flugzeug gesetzt. Dass er von „Gio“ Reyna sprach, ließ sich leicht herausfinden. Darüber war Danielle Reyna, die Mutter des Profis, „am Boden zerstört“. Prompt teilte sie dem US-Fußballverband mit, dass Berhalter vor 31 Jahren seine damalige Freundin Rosalind geschlagen hätte. So einen Mann dürfe der Verband nicht weiter beschäftigen.

In einer Stellungnahme beklagte das Ehepaar Berhalter, jemand versuche, Gregg zur Strecke zu bringen. Gregg selbst wurde konkreter: Ja, er habe Rosalind damals getreten, das tue ihm leid, und er habe eine Therapie gemacht. Dass dies jetzt von Danielle Reyna öffentlich eingesetzt werde, mache ihn traurig. Nur seine Frau Rosalind habe das Recht, diese Geschichte heute zu erzählen. Darauf reagierte nun Danielle Reyna, Gregg wolle nur die damalige häusliche Gewalt kleinreden. Der US-Fußballverband ermittelt nun, was 1991 wirklich passiert ist und ob Gregg Berhalter einen neuen Vertrag erhält.

Aus guten Gründen darf niemand häusliche Gewalt als „war doch nur ein Tritt“ kleinreden. Folgt man jedoch Gregg und Rosalind Berhalter, die sechs Jahre nach dem Vorfall geheiratet haben, hat der heutige Trainer damals aus dem falschen Verhalten richtige Lehren gezogen: Therapie, Selbstkritik, Verhaltensänderung.

Danielle Reyna sagt nun, es habe lange gedauert, bis sie Gregg verzeihen konnte. „Ich hätte mir gewünscht und erwartet, dass er Gio die gleiche Gnade entgegenbringt.“ Ausgerechnet Danielle Reyna selbst stellt ihr Verhalten nun in einen Zusammenhang, der mit der von ihr öffentlich gemachten häuslichen Gewalt nichts zu tun hat. Giovanni Reyna spielte bei der WM so selten, so lässt sich mit sportlicher Expertise leicht herausfinden, weil er formschwach und lustlos war. Immerhin, in den Kader hatte Berhalter ihn aber berufen.

Fassen wir zusammen: So, wie es Danielle Reyna tat, darf man sich des Themas nicht annehmen. Wie aber dann? Wie thematisiert man heute eine Tat von 1991? Hat Gregg Berhalter Recht, dass nur seine Frau diese Geschichte erzählen dürfe? Ist das Thema beim US-Fußballverband in den richtigen Händen? Ich weiß es nicht. Sicher aber bin ich mir, dass Danielle Reyna niemandem geholfen hat. Der Sache nicht und ihrem Sohn nicht.

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Martin Krauss
Jahrgang 1964, freier Mitarbeiter des taz-Sports seit 1989
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1 Kommentar

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  • Hier muss mindestens vier Wochen Shitstorm her! Die Vertragsverlängerung geht natürlich gar nicht…