Hackerangriff auf Google: Passwort-Datenbank geknackt
Bei einem Hackerangriff auf Google drangen die unbekannten Angreifer in eine zentrale Passwort-Datenbank ein. Der Angriff zeigt die Probleme des sogenannten "Cloud Computing".
NEW YORK dpa | Beim im Januar bekanntgewordenen Hackerangriff auf Google drangen die unbekannten Angreifer nach einem Medienbericht auch in eine zentrale Passwort-Datenbank ein. Dort seien Zugangsdaten zu Millionen Nutzerkonten von Google-Diensten gespeichert, schrieb die New York Times am Montag unter Berufung auf eine eingeweihte Person. Passwörter seien offenbar nicht entwendet worden, zudem habe das Unternehmen schnell die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Der Suchmaschinen-Betreiber hatte bislang über die Hintergründe der Attacken, die auch auf andere US-Unternehmen zielten, geschwiegen.
Die Datenbank namens Gaia soll Nutzern ermöglichen, mit einer einzigen Anmeldung auf mehrere Web-Dienste des Unternehmens zuzugreifen, etwa E-Mail und die Textverarbeitung Google Docs. Solche Systeme bezeichnet man als "Single Sign-on" (etwa: Einmalanmeldung).
Die Eindringlinge lasen dem Bericht zufolge keine Passwörter aus, sondern kopierten Programmcodes der Software auf eigene Server. Die New York Times spekuliert, dass sie auf diesem Wege für spätere Angriffe Schwachstellen ausfindig machen wollten. Google äußerte sich dazu nicht.
Seinen Ausgang nahm der Angriff laut dem Bericht mit einer Chat- Nachricht an einen Google-Mitarbeiter. Diese enthielt einen Link, der zu einer präparierten Website mit Spionage-Software führte. Als der Beschäftigte sie besuchte, konnten sich die Angreifer zu seinem Rechner und darüber auch zum internen Netzwerk des Unternehmens Zugang verschaffen.
Auch wenn Google offenbar größere Schäden vermeiden konnte, zeigt der Angriff auf die Passwort-Datenbank die Probleme des sogenannten "Cloud Computing" auf. Dabei werden Software-Anwendungen ins Internet verlagert und Daten auf Servern der Anbieter gespeichert. Mangelnde Datensicherheit gilt als einer der größten Einwände gegen den Trend, der derzeit die IT-Branche verändert.
Google informierte die Öffentlichkeit im Januar über die massiven Angriffe, denen auch andere US-Unternehmen zum Opfer fielen, und beschuldigte China, daran beteiligt gewesen zu sein. Als Konsequenz kündigte der Suchmaschinenbetreiber eine neue Politik gegenüber dem kommunistischen Staat an. Unter anderem beendete Google im März die Selbst-Zensur und leitet seitdem Suchanfragen vom chinesischen Festland auf die nicht-zensierte Website in Hongkong um. Der Streit führte zu diplomatischen Spannungen zwischen den USA und China.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt