Hacker über Plattform für eigene Religion: „Hipster-Kirche und Gott als Baum“

Der Hacker Ed Tewiah hat eine Internetplattform für Religionen gegründet. Jeder soll seine Religion vorstellen dürfen – egal, wie verrückt sie ist.

Spaghetti-Monster im Himmel. Unser täglich Portion Nudeln gib' uns heute. Bild: dpa

taz: Herr Tewiah, wie funktioniert „Fork my religion“?

Ed Tewiah: Auf der Seite klicken sich Menschen durch verschiedene Glaubensrichtungen und sehen, welche sie mögen. Du siehst eine Meinung, die du magst, und kannst helfen, sie zu verfeinern. Das ist ein Konzept der Computerfreak-Programmier-Welt: Du bist in der Lage, eine eigene Version zu erstellen, aus einem Code, den ein anderer dir gibt. Eine Art Open-Source-System für Glaubensfragen. Ich glaube, dass kollektiv wichtige Fragen beantwortet werden können wie: Wann darf ich lügen? Oder: Was rechtfertigt Suizid?

Warum erschafft man eine Religion und teilt sie?

Ich habe schon viele Jahre darüber nachgedacht. Ich bin in der Nähe eines Hauses von Sklaventreibern in Ghana aufgewachsen. Zitate aus der Bibel wurden dort von den Sklavenhändlern in Wände eingraviert. Der Fakt, dass Religion und böse Ideen koexistieren, das macht mir zu schaffen. Ich habe lange gegrübelt und ich denke, das ist meine Chance, etwas dagegen zu machen. Nennt es göttliche Inspiration, wenn ihr möchtet.

ist Programmierer der Seite Fork my religion. Er wohnt in Madrid und hat sich diesen Sommer in Berlin über Start-ups informiert. Ed Tewiah sieht sich selbst mehr als Hacker anstatt als Programmierer.

Wen möchten Sie mit der Seite erreichen?

Jeden, für den Moral wichtig ist. Meine Intension ist aber nicht nur, moralisch und zutiefst seriös zu sein. Die Seite kann auch eine Plattofrm sein, um Mainstrem-Meinungen über Politik, Mode und andere Themen zu verfeinern. Die Hipster-Kirche ist genaus willkommen wie die Christdemokraten. Ich habe das Wort Religion verwendet, aber in Wirklichkeit geht es um was auch immer du glaubst.

Warum sollten Leute sich beteiligen?

Weil es Spaß macht. Du kannst etwas über dich und andere lernen. Ein Bonus ist, dass du wirklich die Welt verbessern kannst.

Wird das nicht nur Verrückte anziehen?

Die Hipster-Kirche ist genauso willkommen wie der Christdemokrat. Ich beurteile nicht, wer verrückt ist. Das Schöne am gemeinsamen Arbeiten ist doch, dass aus verrückten Ideen etwas Gutes wird. Zu sagen, dass Gott ein Baum ist, das ist dumm. Aber wenn dieser Glaube dabei hilft, die Umwelt zu schützen, dann ist das eine gute Sache.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.