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Habeck picknickt neben Kieler LandtagMinister – na und?

Am Wahltag macht es sich der Bundeswirtschaftsminister auf der Wiese neben dem Kieler Landtag gemütlich. Und niemand nimmt Notiz von ihm.

Die Personenschützer erkennt man daran, dass sie als einzige nicht aufs Wasser schauen Foto: Jan Kahlcke

Kiel taz | Der Himmel über dem Kieler Landeshaus ist von einem sanften blassblau. Die Sonne lässt das Wasser der Förde silbrig glitzern. Es ist ein sehr früher Frühsommertag und später werden drinnen, im Landeshaus, Menschen darüber spekulieren, ob das die niedrige Wahlbeteiligung erklären hilft. Andererseits, das wissen Kol­le­g:in­nen mit gutem Gedächtnis, war das Wetter vor fünf Jahren auch gut – und die Wahlbeteiligung weniger schlecht.

An der Kiellinie, so heißt die Uferpromenade, seit sie nicht mehr Hindenburgufer heißt, ist ordentlich Betrieb. Die Leute spazieren, lachen, blinzeln in die Sonne. Es gibt tatsächlich Fischbrötchen, so, als gäbe es hier noch Fischerei.

„Ist das nicht der Habeck?“, sagt ein Kollege plötzlich. Klingt nach einer allzu nahe liegenden Assoziation. Aber es stimmt. Der Bundeswirtschaftsminister schlendert die Förde entlang, offenes Hemd, einen Picknickkorb in der Hand, eingerahmt von einem ergrauten Paar. Das müssen seine Eltern sein, vermutlich vom anderen Förde-Ufer aus Heikendorf rübergekommen, mit dem Dampfer, wie man in Kiel noch sagte, als es längst Dieselfähren waren. Sagt man wahrscheinlich immer noch, obwohl die Dieselfähren allmählich solchen mit Elektroantrieb weichen.

Niemand scheint Notiz von den Dreien zu nehmen. Die Leute gehen achtlos an ihnen vorbei. Nicht, weil sie Habeck nicht erkannt hätten. Sondern weil man das so macht, in Kiel.

Habeck packt den Proviant aus

„Hat der gar keinen Personenschutz?“, fragt der Kollege. Es dauert eine Weile, bis wir die Herren ausgemacht haben, und das auch nur, weil sie weit und breit die einzigen sind, die dunkle Anzüge tragen.

Robert Habeck breitet eine Picknickdecke auf der großen Wiese neben dem Landtagsgebäude aus, lässt sich mit den älteren Herrschaften darauf nieder und packt seinen Proviant aus. Die Menschen, die drumherum lagern, wenden nicht einmal den Kopf. Noch sind es ein paar Stunden, bis Habeck das starke Wahlergebnis seiner Grünen im Fernsehen kommentieren wird – und gleich darauf dringen, dass sie sich auch künftig in einer Regierungsbeteiligung abbildet.

Die Personenschützer bleiben in angemessenem Abstand. Sie mopsen sich ein paar Liegestühle von dem kleinen Café, rücken sie zurecht und lassen sich reinfallen. Spätestens jetzt hätte man sie erkannt: Weil sie als einzige nicht aufs Wasser schauen, sondern andersrum.

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3 Kommentare

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  • Ein kleines bisschen Pause sei ihm gegönnt, der sich nie Abstand und Zeit zum Nachdenken nehmen konnte und jetzt von einer Notlage in die nächste stolpert und die von den Globalisten ausgelöste Klimakatastrophe eben mit diesen zusammen in den Griff bekommen möchte. Bber vielleicht muss er irgendwann einmal einsehen , dass es gerade dieser Raubritterkapitalismus ist, der Ursache für die Naturzerstörung ist und dies auch nicht aus sich selbst heraus verändern kann. Der einzige Weg ist, wenn sich die 'Konsumenten' aus dieser Abhängigkeit befreien. Das funktioniert nicht von oben diktiert, selbst wenn ein Herr Habeck das versucht, sondern nur durch Einsicht von unten.

  • Das ist schon immer typisch Schleswig-Holstein gewesen. Anders als in Bayern, wo der Ministerpräsident als Thronnachfolger der Wittelsbacher betrachtet und ehrfürchtig bestaunt sowie von LKA-Beamten umringt wird, war es in SH schon immer eher dänisch-hygge, was das Verhältnis zwischen Regierungsmitgliedern und Bürgern betraf. Man erinnere sich an das "Macht kein' Scheiß" von Heide Simonis zur Eröffnung der Kieler Woche, das nur ausserhalb von SH bei CDU-Politikern zu Schnappatmung führte, im Land selbst aber weitestgehend positiv aufgenommen wurde. "Volksnähe" wird im Norden in der Regel nicht aufwendig inszeniert.

  • Einfach nur sympatisch. :-)