Habeck-Rückzug: Gemischte Reaktionen
Söder und Poschardt treten beleidigt nach, Klöckner gibt sich zugeknöpft. Grüne posten Fotos mit dem Ex-Chef

Robert Habecks Abschied aus dem Bundestag spaltet die Gemüter. Als er am Montag in der taz den Rückzug von seinem Mandat ankündigte, teilte der frühere Vizekanzler gegen CSU-Chef Markus Söder heftig aus. Dieser keilt nun beleidigt zurück. Er wünsche Habeck „viel Glück außerhalb der Politik“, sagte Söder der Bild-Zeitung und fügte säuerlich hinzu: „Denn in der Politik war er ja sehr erfolglos.“ An die Adresse Habecks sagte er: „Geh mit Gott – Hauptsache, weit weg.“
Habeck hatte die Ankündigung seines Rückzugs mit scharfer Kritik an Politikern der Union verbunden. Über Söder sagte der Grünen-Politiker: „Dieses fetischhafte Wurstgefresse von Markus Söder ist ja keine Politik.“ Söder stellte daraufhin nun klar: „Ich werde weiterhin mit Freude bayerische Weiß- und fränkische Bratwürste essen.“ Was niemand bezweifelt hatte.
Söder und Habeck waren in den vergangenen Jahren in inniger Rivalität verbunden. Immer wieder überzogen sich die beiden Spitzenpolitiker auch persönlich mit Attacken.
Die Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) wurde von Habeck im taz-Interview zu seinem Rückzug aus dem Parlament ebenfalls heftig attackiert. Klöckner ging auf die Angriffe aber nicht direkt ein. „Der vorliegende Fall ist einer von mehreren Mandatsverzichten in dieser Wahlperiode“, ließ sie über einen Sprecher trocken ausrichten. „Der Mandatsverzicht von Abgeordneten ist ein üblicher parlamentarischer Vorgang, der von der Bundestagspräsidentin nicht kommentiert wird.“ Habeck hatte Klöckner vorgeworfen, sie sei noch nie in der Lage gewesen, Dinge zusammenzuführen. „Sie hat immer nur polarisiert, polemisiert und gespalten.“
Den Welt-Chef Ulf Poschardt hatte Habeck zu seinem Abschied ignoriert. Diese Missachtung wurmt den Springer-Mann offenbar so, dass er sich in eine regelrechte Wut-Tirade verstieg: Habeck sei „eine politische Null“, schäumte er in Welt TV, und „nicht gemacht für harte Zeiten“.
Grünen-Politiker dagegen bedauerten Habecks Abschied und würdigten seine Arbeit. Die beiden Grünen-Fraktionsvorsitzenden Britta Haßelmann und Katharina Dröge dankten Habeck: Er habe die Grünen in den vergangenen Jahren geprägt wie kaum ein anderer. Die Parteichefs Felix Banaszak und Franziska Brantner hoben Habecks „verbindlichen, offenen und dialogischen Stil“ hervor und erklärten: „Sein Platz wird inmitten der grünen Partei bleiben.“ Dazu posteten sie und viele andere Grüne auf ihren Social-Media-Kanälen Fotos von sich mit Robert Habeck.
Das Online-Satire-Magazin Der Postillon machte sich dagegen über Söders Reaktion auf Habeck lustig. „Iff freffe gar nift fetifhaft Wurft!“, legte es dem bayrischen Ministerpräsidenten in den vollen Mund. Die Hände voller Bratwürste weist Söder die Unterstellung wild gestikulierend zurück. „Daf ift ja wohl eine bodenlofe Fressheit äh Frechheit, was der Habeck mir da umterftellt mjam mjam.“
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