Gutachten zu Atommüll: Freibrief für Atomtransporte nach Majak
Laut der Gesellschaft für Reaktorsicherheit ist die Atommüll-Entsorgung in Russland nicht schlechter als in Deutschland. Dort könnte der Müll unter freiem Himmel stehen.
BREMEN taz | "Keine Bedenken" bestehen laut einem Gutachten der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) gegen den Export hochangereicherter Brennelemente in die russische Atomanlage Majak. Die Wiederaufarbeitung des derzeit im Zwischenlager Ahaus untergestellten Mülls dort sei eine ebenso "schadlose Verwertung" wie eine Endlagerung in Deutschland, heißt es in der Expertise, die dem Umweltausschuss des Bundestages am Mittwoch zuging. Das Umweltministerium hatte eine Entsorgung in Deutschland als "nicht gangbar" bezeichnet.
"Ein Konflikt" mit der im Atomgesetz vorgeschriebenen schadlosen Verwertung, schreibt die GRS, "könnte allerdings gesehen werden, wenn man die Umweltsituation in Majak und die Folgen früherer Störfälle in dieser Anlage in Betracht zieht".
UmweltschützerInnen aus Russland und Deutschland lehnen den Atommüll-Export vehement ab. Majak gehört zu den am stärksten verstrahlten Gebieten der Erde. Tausende Container mit giftigem Müll rosten unter freiem Himmel vor sich hin. Ähnliches droht auch dem Müll aus Deutschland: Die Wiederaufarbeitungsanlage ist derzeit außer Betrieb, eine Wiederinbetriebnahme nicht absehbar.
Wegen Zweifeln an der schadlosen Verwertung in Russland legte das Umweltministerium die für gestern geplante Unterzeichnung des Staatsvertrages über den Strahlenmüll-Export deshalb vorerst trotz der Expertise auf Eis. Die atompolitische Sprecherin der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl, lobte dies als "ersten Schritt in die richtige Richtung", forderte aber: "Der Transport darf nicht sein."
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
Wahlkampf in Deutschland
Rotzlöffeldichte auf Rekordniveau
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA entwerfen UN-Resolution zum Krieg in der Ukraine ohne jede Kritik an Russland
+++ Die USA unter Trump +++
Trump entlässt den Generalstabschef der US-Streitkräfte