Guido Knopps ZDF-Doku "Stauffenberg": Widerstand in 3. Person Singular
Knopp versus Cruise: Kurz vor dem Kinostart von "Operation Walküre" sendet am Dienstag das ZDF Guido Knopps ebenfalls reichlich inszenierte Doku "Stauffenberg" (20.15 Uhr).
inerseits bleibt Guido Knopp natürlich Guido Knopp. Wie es in Geschichts-Dokus des ZDF zu raunen und dröhnen pflegt, raunt und dröhnt es auch in "Stauffenberg - Die wahre Geschichte". Sprecher Christian Schult, akustisch bekannt als Synchronstimme Marlon Brandos und Werbespotstimme unter anderem von Audi, muss wieder die Geschichte des Zweiten Weltkriegs in der dritten Person Singular ("Vom ersten Tag an zeigt Hitler in Polen, was für einen Krieg er zu führen gedenkt") erzählen.
Auch das schon hundert Mal monierte formale Kernproblem bleibt das alte: Im Materialmix, neuerdings gern durch Google Earth-artige Zooms auf modern getrimmt, gehen vereinzelte Scoops (wieder wurden neue Farbfilmaufnahmen mit Wehrmachtssoldaten entdeckt) unter, weil gezielt verwischt wird, was alt und neu, was "dokumentarisch" oder inszeniert ist.Hier hat Konzeptor Knopp (die Filmautoren sind Oliver Halmburger und Christian Frey) das Problem noch verschärft: Sein "Stauffenberg" enthält mehr inszenierte und aufwändigere Szenen mit Schauspielern als je ein Knopp-Film zuvor. Dutzende Statisten wirken in der deutsch-polnischen Koproduktion mit, halbwegs bekannte Schauspieler (Julia Brendler, bekannt aus zahllosen Krimiepisodenrollen, ist Nina von Stauffenberg) wurden angeheuert und sprechen richtige Dialoge.
Schließlich ist das ZDF-Stück keinem Jahrestag geschuldet, sondern einem Kinostart. Nächste Woche läuft "Operation Walküre" mit Tom Cruise an. Das Drehbuch wurde schon lange in deutschen Feuilletons durchgenommen, und das ZDF hat sich einen Spaß daraus gemacht, alle wichtigen Szenen des Kinofilms, vom Wüstenkrieg bis zur Explosion in der Baracke, und noch mehr auch nochmal in der eigenen Handschrift zu filmen.
In der Hinsicht zeigt der insgesamt 90-minütige Zweiteiler manche Qualität, die der Kinofilm vermissen lässt. Nicht nur, dass Stauffenbergs Entwicklung vom Hitler-Sympathisanten zum Widerstandskämpfer hier immerhin vorkommt. Insbesondere in Teil 2 (am nächsten Dienstag) läuft Knopp als Geschichtenerzähler zu Form auf. Wenn betagte Zeitzeugen wie Stauffenbergs Mitverschwörer Ewald von Kleist und ebenfalls noch lebende andere, die Stauffenbergs Erschießung beobachteten und 1944 also eher auf der Seite der Machthaber standen, gegeneinander montiert werden, kommt die emotionale Wucht der Story um die Verschwörer zum Tragen, die unter geringen Erfolgsaussichten inmitten der Nazi-Regierungsviertels Operation Walküre weiter durchführten. Das ist das Drama, das auch Hollywood gekickt haben muss. Und man kann ganz gut darüber streiten, ob Cruise oder Knopp es prägnanter herausarbeiten. Knopp reklamierte in der Bild am Sonntag nicht zu Unrecht, historisch genauer zu sein. Andererseits macht sein Kleindarsteller Peter Becker, der im ZDF den Stauffenberg gibt, in den rudimentär inszenierten Spielszenen Lust auf Cruise - was immer man sonst von dem nun hält.
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