Güterzüge statt Elektroautos: Eine bessere Bahn ist möglich
Die Nutzung des Schienenverkehrs ist ökonomischer und umweltfreundlicher als Elektroautos. Sie könnte ein Fünftel weniger CO2 verursachen.
Das Ergebnis: Der gesamte Güterverkehr in Deutschland könnte trotz steigender Verkehrsleistung bis zum Jahr 2030 ein Fünftel weniger Treibhausgase verursachen – nämlich jährlich etwa 9 Millionen Tonnen Kohlendioxid –, wenn der Schienengüterverkehr umfassend technisch und betrieblich modernisiert würde.
Hecht: „Im Schienengüterverkehr können unter anderem durch höhere Streckenkapazitäten, Vermeidung von Umwegen, attraktivere Trassenpreise und gezielte Gleisanschlussförderung wie auch durch moderne Lokomotiven, geothermische Weichenheizungen und die Elektrifizierung von Strecken mit der landesüblichen 50-Hertz-Frequenz noch enorme Energie-, Kosten- und Emissionsminderungen erzielt werden.“ Damit verbessere sich auch die ökonomische Wettbewerbsfähigkeit, so dass Verkehre von der Straße auf die Schiene verlagert werden können.
Realistisch sei eine Verdreifachung des auf den Umsatz bezogenen Marktanteils der Schiene und eine Verdoppelung der Verkehrsleistung. Dies gelte auch bei abnehmender Bedeutung von klassischen Bahngütern wie Kraftwerkskohle, wenn höherwertige Güter, die heute meist auf der Straße transportiert werden, durch effizientere Transportorganisation hinzugewonnen würden. Dafür müssten die Güterzüge schneller beladen werden, weniger stehen und pünktlicher ankommen. Im Schienengüterverkehr sei ein Taktfahrplan möglich, wie es die Schweiz vorlebe.
Markus Hecht, TU Berlin
Auch bei den Fahrzeugen gebe es ein enormes Einsparpotenzial. So könnten nach und nach reine Diesellokomotiven durch Hybridloks ersetzt werden, die sowohl mit Strom als auch Diesel fahren können. Derzeit fahren Dieselloks häufig auch auf elektrifizierten Strecken, weil es auf den letzten Kilometern zum Zielort keine Oberleitungen gibt. Das Problem: Während moderne E-Loks im Betrieb die Bremsenergie zurückgewinnen, ist sie bei Dieselloks verloren. Weil eine Hybridlok etwa 1 Million Euro teurer ist als eine Diesellok, die um die 4 Millionen Euro kostet, scheuen viele Eisenbahnunternehmen die Investition, obwohl sie sich auf bestimmten Strecken bereits heute rechnet.
Würde nun, schlägt Hecht vor, der Staat bei der Förderung der Mehrkosten einer Hybridlokomotive helfen, könnte er mehr für den Klimaschutz erreichen als bei der E-Auto-Prämie. Die Kosten pro vermiedener Tonne Kohlendioxid lägen beim Elektroauto 13-mal so hoch wie bei der Hybridlok.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers