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„Guardian“ auf Platz Eins beim TrackingWächter mit offener Haustür

Die überwachungskritische britische Zeitung „Guardian“ gewährt offenbar ungewöhnlich vielen Drittanbietern Zugriff auf die Daten ihrer Website-Nutzer.

Schrieb im November noch selbst über Tracking, übertrumpft dabei aber offenbar sogar YouTube und Facebook: Der „Guardian“ Screenshot: theguardian.com

BERLIN taz | Dass große Nachrichtenseiten die Verbreitung ihrer Artikel im Netz untersuchen, ist kein Geheimnis. Google Analytics oder oder die Interaktion mit Twitter und Facebook gehören zum Alltagsgeschäft. Dass Medien in Sachen Tracking aber andere populäre Websites wie YouTube oder Facebook übertrumpfen, überrascht dann doch. Genau das geht aber aus einer Tabelle hervor, die das Online Magazin Das Filter mithilfe des Analysetools Lightbeam erstellt hat. Auf dem ersten Platz der Stichprobe: ausgerechnet das britische Investigativ-Flagschiff Guardian.

53 Verbindungen zu Drittanbietern misst Lightbeam beim Guardian; die Süddeutsche Zeitung folgt mit 25 Verbindungen als erstes deutsches Medium auf Platz fünf. Musterkandidat in der Auswahl ist die Porno-Plattform Pornhub, die nur 5 Drittanbietern Einblick gewährte. Die Menge der Verbindungen sagt zwar noch nicht unbedingt aus, ob eine Website verantwortungsvoll mit ihren Nutzerdaten umgeht. Eine großzügige Bereitstellung an kommerzielle Werbedienste weckt dann aber doch unliebsame Assoziationen.

Ist der Guardian etwa trotz seiner Stellung als Wächter der Bürgerrechte in seiner Datensammlelwut vergleichbar mit Übeltätern wie Facebook? „Die Tiefe der Daten, die Facebook über ihre Nutzer erfassen kann, ist natürlich eine ganz andere“, sagt Ji-Hun Kim, Chefredakteur von Das Filter. In sozialen Netzwerken ließen sich breitere Daten erheben als auf einer Nachrichtenwebsite. „Trotzdem frage ich mich: Warum braucht der Guardian doppelt so viele Verbindungen wie der Rest?“ Auch wenn die Zahlen bei jedem Besuch variieren könnten, vermittelten sie laut Kim ein Gefühl dafür, wie „penetrant einige der Websites unterwegs sind“.

Auf Anfrage der taz sagte Guardian-Digitalchef Wolfgang Blau, er habe die Liste zur Verifizierung an Fachkollegen gegeben.

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