piwik no script img

Grundschulen in BerlinKeiner macht mehr rüber

Mitte verabschiedet sich von der „Sprengellösung“ – und von der Idee, mehr Akademikerkinder an Weddinger Schulen zu bringen. Prinzip Einzugsgrundschule gilt.

Diese Berliner Grundschülerinnen kann so schnell wohl nichts trennen. Foto: dpa

Experiment gescheitert: Der Bezirk Mitte setzt zum Schuljahr 2016/17 die sogenannte Sprengellösung teilweise außer Kraft. Das bestätigte die zuständige Stadträtin Sabine Smentek (SPD) auf taz-Anfrage. Damit gilt auch in Mitte, wie in allen anderen Bezirken, de facto wieder das Prinzip der Einzugsgrundschule: Wo man wohnt, da schickt man sein Kind auch zur Schule.

Bisher hatten Mittes Eltern bei der Grundschule für ihr Kind die Wahl: Bis zu fünf Schulen werden zu einem Sprengel zusammengefasst. Die Wahlfreiheit sollte vor allem aber auch bewirken, dass Eltern aus Alt-Mitte ihr Kind im benachbarten Wedding einschulen. Vielleicht, so hoffte das Schulamt vergebens, könne man so traditionell übernachgefragte Schulen wie etwa die Papageno-Grundschule südlich der Bernauer Straße auf Alt-Mitte-Seite entlasten, indem man einige SchülerInnen in die – zumindest vor einigen Jahren noch nicht voll ausgelasteten – Schulen im Gesundbrunnen-Kiez unterbringe. Und so, ganz nebenbei, auch noch Alma und Karl an einen Tisch mit Aishe und Kevin setzen: Bildungsbürgertum meets Weddinger Sozialhilfemillieu.

Mitte-Eltern klagten allerdings immer wieder erfolgreich gegen die seit 2010 bestehende Regelung, dass nun nicht mehr das Prinzip Wohnortnähe allein gelten sollte – sondern das Schulamt bei Übernachfrage der Einzugsgrundschule die Kinder im Sprengel „verteilen“ konnte.

Geht nicht, urteilte nun auch das Verwaltungsgericht. „In allen Einschulungsbereichen, in denen Eltern erfolgreich geklagt haben, wird jetzt bei Übernachfrage einer Schule wieder das Wohnortprinzip gelten“, so Schulstadträtin Smentek. Wie viele der insgesamt zehn Schulsprengel das genau betrifft, vermochte Smentek am Montag nicht zu sagen.

Eltern: „Schlechte Nachricht“

In jedem Fall wird die neue Regelung aber für Schulsprengel sieben greifen, bestätigte Smentek. Der Einschulungsbereich reicht vom Arkonaplatz in Mitte über die Bernauer Straße in den Wedding hinein.

Vielen bildungsbewussten Eltern machen die Weddinger Schulen offenbar Angst, sagt auch Karen Händschke. Die zweifache Mutter gründete 2011 die Elterninitiative „schule-wedding“ mit: Die Ini-Kinder werden grüppchenweise zusammen eingeschult. Gemeinsam, so die Idee, fällt es den Weddinger Akademikereltern leichter, den Schulen im Kiez eine Chance geben, statt wegzuziehen.

Der Initiative, bei der auch Eltern aus dem Brunnenviertel mitmachen, kommt die bisherige Sprengellösung entgegen: Die kritischen Eltern schätzen, dass sie nicht auf eine Einzugsgrundschule festgelegt sind. „Wenn da jetzt teilweise zurückgerudert wird, ist das für uns eine schlechte Nachricht“, so Händschke.

Im Schulamt überlegt man nun bereits, ob „die Einschulungsbereiche, so wie sie jetzt sind, überhaupt noch Sinn machen“. Das könne laut Smentek entweder einen Neuzuschnitt der Sprengel bedeuten – oder auch deren Abschaffung.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare