Grüner Senator in Bremen gibt sein Amt auf: Loske tritt kurz nach der Wahl zurück
Nur drei Tage nach dem Wahlerfolg in Bremen tritt der grüne Verkehrs- und Umweltsenator Reinhard Loske zurück. Den Schritt erklärt er mit persönlichen Gründen.
BERLIN dpa | Bremens Verkehrs- und Umweltsenator Reinhard Loske gibt sein Amt auf. "Mein Bürgerschaftsmandat für die kommende Legislaturperiode werde ich nicht annehmen", ließ der Grünen-Politiker über die Senatspressestelle am Mittwoch mitteilen.
"Die Motive für diesen Schritt sind persönlicher Natur." Nach neun Jahren im Bundestag und vier Jahren als Bremer Senator wolle er sich neu orientieren, sagte der 52-Jährige. Weitere Details nannte der frühere Hochschullehrer nicht. Die Grünen hatten bei der Bürgerschaftswahl am Sonntag nach den Hochrechnungen mit 22,5 Prozent ihr bislang bestes Ergebnis in Bremen erzielt.
Die Fortsetzung des Regierungsbündnisses steht nach Ansicht der CDU unter keinem guten Stern. "Der Rückzug von Herrn Loske ist ein guter Tag für das Land Bremen und ein schlechter Start für die rot-grüne Koalition", sagte Landeschef Thomas Röwekamp laut einer Mitteilung. "Er hat mit seiner einseitigen Verkehrspolitik und seiner Abneigung gegen den Straßenbau und gegen die Automobilindustrie das Image unseres Logistikstandorts nachhaltig beschädigt."
Tempolimit sorgte für Aufregung
Mit der Einführung einer Umweltzone in der Innenstadt und einem Tempolimit auf der Autobahn hat Loske viele Bremer gegen sich aufgebracht. Auch wurde er im Rahmen eines Bauprojekts auf einer Weserinsel kritisiert. Loske plante eine Sichtachse zwischen Neubauten auf der Insel und der nahegelegenen Neustadt. Dazu hätten einige Bäume gefällt werden müssen. Nach massiven Protesten verzichtete der Senator auf die Sichtverbindung.
Bundesweit wird der 52 Jahre alte Grünen-Politiker jedoch als versierter Umweltexperte geachtet. Neun Jahre saß er für die nordrhein-westfälischen Grünen im Bundestag und war zeitweise umweltpolitischer Sprecher der Fraktion. 2007 wechselte Loske als Verkehrs- und Umweltsenator an die Weser - neben Bürgermeisterin und Finanzsenatorin Karoline Linnert einer der beiden Grünen in der rot-grünen Landesregierung.
Reinhard Loske wurde am 15. Februar 1959 in Lippstadt (Nordrhein-Westfalen) geboren. Nach der Realschule absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung bei einer Bank. Später holte er auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur nach und studierte Wirtschafts- und Politikwissenschaften in Paderborn, Nottingham und Bonn. Sein Studium schloss er als Diplomvolkswirt ab. 1996 promovierte Loske an der Uni Kassel über Klimapolitik, 1999 schrieb er seine Habilitation zu "Nachhaltigkeit in der Politik".
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin