Grüne Hochburg Friedrichshain-Kreuzberg: Aus Monika wird jetzt Clara
Die grüne Umweltstadträtin Clara Herrmann will Bürgermeisterin werden. Das hat sie Dienstag Abend erklärt. Gegenkandidaten gibt es bisher nicht.
„Mir macht die Arbeit als Stadträtin große Freude. Da erlebe ich jeden Tag, wie Kommunalpolitik wirkt“, sagt Herrmann der taz als Grund für ihre Entscheidung. „Friedrichshain-Kreuzberg ist ein ganz besonderer Bezirk. Ich will hier gerne Verantwortung tragen.“
Allerdings habe sie sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. „Das ist keine Entscheidung, die man aus dem Bauch heraus trifft. Die vielen positiven Rückmeldungen auf meine Arbeit haben es mir am Ende aber leicht gemacht.“
Bislang, sagt Herrmann, sei ihr nicht bekannt, dass sich noch jemand anderes um das Amt bewirbt. „Aber es wäre nicht angebracht, das auszuschließen. Wir sind eine basisdemokratische Partei.“ Bis Ende Februar wird die grüne Bezirksgruppe in Friedrichshain-Kreuzberg das Bezirkswahlprogramm abstimmen und eine Spitzenkandidatin oder einen Spitzenkandidaten nominieren. Im April wird dann die Liste für das Bezirksparlament aufgestellt.
Kreuzberg ist die grüne Hochburg Berlins. Die Parteien jenseits von Grünen, Linken und SPD spielen kaum eine Rolle. 2016 kam die CDU auf 7,7 Prozent der Zweitstimmen, die AfD auf 6,2, die FDP auf 3,2 und die Piraten auf 4,8 Prozent der Stimmen.
Die Grünen erreichten bei den Wahlen 2016 32,7 Prozent, gefolgt von der Linkspartei mit 20,8 und der SPD mit 17,2 Prozent.
Mit diesem Ergebnis kamen die Grünen auf drei Stadtratsposten, die Linkspartei und die SPD auf jeweils einen. Bürgermeisterin ist bislang Monika Herrmann. Sie wird nicht mehr kandidieren und will stattdessen ins Abgeordnetenhaus. (wera)
Clara Herrmann wurde 1985 in Berlin geboren und zog 2006 als 21-Jährige ins Abgeordnetenhaus ein. Zehn Jahre lang blieb sie im Landesparlament, unter anderem zuständig für Finanzpolitik. Nach den Wahlen zur Bezirksverordnetenversammlung (BVV) im Herbst 2016 zog sie neben Monika Herrmann und Baustadtrat Florian Schmidt als eine von drei Grünen ins Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg ein.
Auf die Frage, ob Florian Schmidt, der wegen seiner Politik des Vorkaufsrechts gegen Spekulanten im Rampenlicht steht, nicht der bekanntere und damit aussichtsreichere Kandidat wäre, sagt Herrmann, sie hoffe, dass ihre Erfahrung als Stadträtin und ihre Zeit im Abgeordnetenhaus für sie sprechen. „Bei den Grünen mussten sich Frauen zum Glück noch nie dafür entschuldigen, wenn sie einen Spitzenplatz beanspruchen“, betont sie. Sie würde sich aber freuen, wenn sie weiterhin mit Florian Schmidt, auch in unterschiedlichen Rollen, zusammenarbeiten könne. „Ich kandidiere als Mannschaftsspielerin und nicht als Solokünstlerin.“
Herrmann selbst weiß, dass ein Wahlerfolg in der grünen Hochburg kein Automatismus ist. Das zeigen auch die Wahlergebnisse der vergangenen Jahre. Zwar wurden die Grünen bei den Wahlen zur BVV 2016 mit 32,7 Prozent stärkste Partei. Im Vergleich zu den Wahlen 2011 war das aber ein Minus von 2,7 Prozent. Demgegenüber konnte die Linke einen Zugewinn von 8,3 Prozent für sich verbuchen und wurde mit 20,8 Prozent zweitstärkste Kraft im Bezirksparlament. Rang drei nahm die SPD mit 17,2 Prozent ein.
Richtig knapp wurde es bei der Wahl zum Bundestag im September 2017. Hier errang die grüne Kandidatin Canan Bayram mit 26,3 Prozent nur knapp das Direktmandat gegen Pascal Meiser von der Linkspartei mit 24,9 Prozent. Zum Vergleich: Christian Ströbele hatte 2013 seinen Bundestagswahlkreis noch mit 39,9 Prozent gewonnen.
Clara Herrmann will mit den Themen Verkehr, Umwelt, aber auch sozialen Themen in den Wahlkampf gehen. Würde sie gewinnen, wäre sie erst die dritte Grüne in der Chefetage des Rathauses in der Yorckstraße. Allerdings hat die Partei das Amt schon seit 25 Jahren inne. 1996 hatte Franz Schulz als erster Grüner den SPD-Politiker Peter Strieder im Rathaus abgelöst. Schulz blieb es bis 2001 und wurde dann wieder ab 2006 Bezirksbürgermeister, bevor er 2013 von Monika Herrmann abgelöst wurde.
Monika Herrmann hatte Ende 2019 angekündigt, nicht mehr für eine weitere Amtsperiode kandidieren zu wollen. „Politik findet zunehmend in ritualisierten Auseinandersetzungsformen statt“, hatte sie der taz als Grund dafür genannt. „Das macht mich müde.“ Ganz lassen aber kann sie nicht von der Politik. Sie will für ihre Partei nun ins Abgeordnetenhaus – dorthin, wo Clara Herrmann herkommt.
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