Grüne Bilanz des schwarz-roten Regierens: „Nichts ist passiert“
Der Senat glänzt aus Sicht der Grünen nur durch Untätigkeit. Vom angekündigten „Einfach mal machen“ von Regierungschef Wegner spüren sie nichts.

Am Großdöllner See, knapp 50 Kilometer nördlich des Roten Rathauses, war die sechs Wochen zuvor gebildete schwarz-rote Landesregierung Mitte Juni in eine zweitägige Klausur gegangen. „Anpacken. Für Berlin“ stand später über einer Pressemitteilung dazu. Aus Sicht der Grünen Jarasch und Graf ist es damit nicht weit her. „Dass die SPD politisch nichts mehr will, außer an der Macht zu bleiben, war zu erwarten“, bilanzieren die beiden. „Dass aber auch die CDU so gar nicht einfach mal macht, wie Wegner es immer ankündigt, ist schon schwach.“
Der so kritisierte Regierungschef, der im Wahlkampf „einfach mal machen“ zu seinem Motto erhoben hatte, sah das am Dienstag anders. „Wir können heute sagen, dass wir so gut wie alle Maßnahmen umgesetzt oder ins Laufen gebracht haben“, sagte Wegner im Anschluss an die Senatssitzung. In der hatte die Landesregierung unter anderem den Neustart des 29-Euro-Tickets beschlossen, dem der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg vor gut zwei Wochen die nötige Zustimmung gegeben hatte.
Zu den 52 im Juni verabredeten Punkten gehört auch der Entwurf des Landeshaushalts für 2024 und 2025, den das Abgeordnetenhaus derzeit und noch bis Dezember berät. Diesen Entwurf habe der Senat „in Rekordzeit aufgestellt“, sagte am Dienstag der zuständige Finanzsenator Stefan Evers (CDU).
Wegner verteidigt Großunterkünfte für Flüchtlinge
„Machen macht den Unterschied“, sagte Wegner vor den Journalisten – unterstützt von seiner Stellvertreterin Franziska Giffey (SPD). Die führte bis Ende April noch einen rot-grün-roten Senat an und beschrieb die Veränderung seither so: „Jetzt geht’s.“ Sie rechtfertigte als Wirtschaftssenatorin auch jene über 80 Millionen Euro, die Berlin als Austragungsort der Fußball-Europameisterschaft 2024 investiert: Das werde der Stadt viel mehr an Rendite bringen als diese Summe.
Auf Kritik an fehlenden Unterkünften für Flüchtlinge und an der angekündigten zunehmenden Nutzung von Großunterkünften wie dem früheren Flughafen Tegel entgegnete Wegner: „Wenn ich jetzt nicht auf Großunterkünfte setze, schicke ich die Menschen unter die Brücke.“ Neubauten könnten frühestens in einem Jahr fertig sein.
Nach der Pressekonferenz setzte sich der Senat erneut zusammen, um Schwerpunkte der weiteren, noch bis 2026 laufenden Wahlperiode zu besprechen. Ergebnisse lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden