Gründerin von Greenpeace Deutschland: Facettenreiche Karriere
Monika Griefahn, frühere Umweltministerin von Niedersachen, heuert bei Deutschlands größter Kreuzfahrtreederei an. Sie will die Traumschifffahrt nachhaltiger gestalten.
HAMBURG taz | Das Universum lockt Monika Griefahn. „Kreuzfahrtschiffe sind ein eigener Kosmos“, weiß die neue Direktorin für Umwelt und Gesellschaft bei Aida Cruises. Es war ein weiter Weg für die jetzt 57-jährige Diplomsoziologin von den Schlauchbooten von Greenpeace, das sie in Deutschland 1980 mitbegründete und zehn Jahre lang leitete, bis zu den edlen Decks der Aida-Clubschiffe.
Denn so reinlich diese sein mögen, so umweltschädlich ist, was aus den Schornsteinen qualmt. „Das muss sich zügig ändern“, sagt Griefahn. Denn die hohen Emissionen trüben das schicke Bild der Traumschiffe. Sie fahren zumeist mit Bunkeröl, dem dreckigsten und billigsten aller Kraftstoffe.
Für Ökologen sind sie „schwimmende Sondermüllverbrennungsanlagen“, die 15 größten Luxusdampfer würden so viel Schwefeldioxid ausstoßen wie alle 750 Millionen Autos weltweit, hat der Naturschutzbund jüngst vorgerechnet.
Es ist Zeit für einen Imagewechsel, und deshalb hat Deutschlands größte Kreuzfahrtreederei Griefahn angeheuert. Sie reize, „die Chance zu zeigen, welche Möglichkeiten Wirtschaft hat, führend zu sein im Bereich von Umwelt und Gesellschaft“, sagt Griefahn. Energie, Wasser, Abwasser, Verpackung – fast alles auf den schwimmenden Kleinstädten könne „nachhaltiger gestaltet werden“, glaubt Griefahn, „und dafür will ich sorgen“.
Auf nachhaltigen Planken
Es ist ein ganz neuer Akzent in ihrer facettenreichen beruflichen Karriere. Nach ihrer Zeit bei Greenpeace war sie von 1990 bis 1998 unter Ministerpräsident Gerhard Schröder SPD-Umweltministerin in Niedersachsen, danach elf Jahre lang Bundestagsabgeordnete.
Zurzeit leitet die verheiratete Mutter dreier Kinder ein selbst gegründetes Institut für Medien, Umwelt, Kultur im nordniedersächsischen Buchholz. Bei der Hamburg-Wahl 2008 war sie unter dem SPD-Spitzenkandidaten Michael Naumann als Chefin einer Klima- und Umweltbehörde vorgesehen, 2010 scheiterte sie bei dem Versuch, SPD-Vorsitzende in Niedersachsen zu werden.
Jetzt, sagt Griefahn, „will ich eine nachhaltige Zukunft im Tourismus mitgestalten“. Auf den Planken, die die Welt bereisen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen