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Grexit-Plan von Gianis VaroufakisDer Finanzbeamte als Hacker

Der griechische Ex-Finanzminister soll angeblich den Aufbau eines parallelen Zahlungssystems geplant haben. Die Parteien fordern eine schnelle Klärung.

Der Ex-Finanzminister im Kreise seiner KollegInnen. Was hecken sie nur wieder aus? Foto: ap

Athen dpa | Die griechischen Parteien haben am Montag eine schnelle Klärung der Berichte über einen angeblichen geheimen Grexit-Plan von Ex-Finanzminister Gianis Varoufakis gefordert. Einem Bericht der griechischen Zeitung Kathimerini zufolge soll Varoufakis den Aufbau eines parallelen Zahlungssystems für Griechenland geplant haben.

Dies habe im Falle eines Austritts aus der Eurozone (Grexit) in Kraft treten und die Grundlage für die Wiedereinführung der alten Währung der Drachme werden sollen, berichtete die Zeitung am Sonntag. Dies gehe aus einem Mitschnitt einer Telefonkonferenz von Varoufakis mit führenden Hedgefonds-Mitarbeitern am 16. Juli hervor.

Der stellvertretende griechische Finanzminister Dimitris Mardas sagte im griechischen Rundfunk, diese Pläne seien bei Sitzungen der griechischen Regierung nie zur Sprache gekommen. Varoufakis selbst schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter: „Ich bin beeindruckt von der Fantasie meiner Verleumder.“ Der britischen Zeitung Telegraph sagte er, seine Aussagen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden.

Der Plan beinhaltete laut Kathimerini angeblich auch, dass ein kleines Team des Finanzministeriums das Steuersystem des eigenen Ministeriums hacken sollte, um Steuerdaten griechischer Bürger und Unternehmen für den Aufbau des parallelen Zahlungssystems zu entwenden.

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8 Kommentare

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  • Bei aller Sympathie, die man gerade als Linker versucht, für die Syriza-Regierung aufzubringen, aber Tsipras und Varoufakis sind Geisterfahrer.

  • Einen Menschen, der immer wieder Skandale auslöst, nennt man eine Skandalnudel. Kann mir jemand sagen, wie man Leute nennt, die immer wieder Dinge zum Skandal erklären, die keine sind?

     

    Ständig wurde von den Griechen gefordert, sie mögen doch bitte endlich "ihre Hausaufgaben machen". Nun, wo eine offenbar nicht genannt werden wollende anonyme "Quelle" behauptet, der frühere Finanzminister hätte sich tatsächlich vorbereitet auf alle Eventualitäten, soll das ein Skandal sein?

     

    Der Euro-Austritt war Schäubles Lieblingsidee, nicht die von Varoufakis. Allerdings wäre ein auf alles vorbereiteter Finanzminister die einzige Rettung für Griechenlands Bürger gewesen, falls der Bundesfinanzminister sich durchgesetzt hätte mit seinem "harten" Kurs. Was also hätte Varoufakis tun sollen? Den Kopf auf die Tischplatte legen und darauf warten, dass Schäuble ihn abschlägt?

     

    Ein Finanzminister hatte (vielleicht) die Dreistigkeit, nicht jedem Hinterbänkler aus den Reihen der Opposition seinen "Plan B" für den Notfall zu erklären. So what? Ein eventueller "Plan B" war (und ist bis heute) kein "Plan A" und als solcher auch nicht zustimmungspflichtig im Parlament. Er durfte also in der "Schublade" bleiben. Das Regieren ist momentan schwer genug in Griechenland, auch ohne dass die Opposition laut über ungelegte Eier gackert.

     

    Übrigens: Die Opposition heiß deswegen so, weil ihr nicht genügend Wähler vertraut haben am Wahltag. Sollte sie versucht haben, mit illegalen Mitteln an jene Infos zu gelangen, die ihnen niemand freiwillig geben wollte, dann wäre das nur ein weiteres Zeichen für ihr politisches Totalversagen. Sie hätte dann nämlich nicht nur ihre Wähler nicht überzeugt, sondern auch nicht einen einzigen Politiker der Gegenseite. Vielleicht sollte sie also lieber irgend eine staubige Straße kehren als sich im Parlament herumzutreiben.

  • Die Intrigen gehen weiter, für wie blöd halten einige Berichterstatter Varoufakis

    denn. Er ist doch clever genug um zu wissen dass solcher Unsinn von der Journallie ausgenutzt wird und mit Hedgefonds heute noch einen Staat retten zu wollen würde vielleicht noch Schäuble, Merkel und Gabriel einfallen. Der Bankencrash ist da ja ein gutes Beispiel für. Hier geht es doch nur darum Unruhe in einem gebeutelten Land zu schaffen, das kennen wir ja auch hat ja in USA und Europa Methode. Ja und einen klugen, starken Mann zu schwächen, der mehr Ausstrahlung hat wie jeder andere Europapolitiker.

    Sicher wissen Merkel und CO schon wie die griechische Regierung der Zukunft aussehen soll. Tsipras sitzt wahrscheinlich drin, der hat seine Folgsamkeit ja schon bewiesen.

  • Mehr als das Abschreiben einer dpa-Meldung gelingt der taz auch nicht mehr. Während also Schäuble angeblich hinter Merkels Rücken mit dem Teilzeit-Grexit spielte, darf Varoufakis so also nicht handeln. Irgendwie braucht man hier Varou als Mephisto, um weiter gegen Griechenland polemisieren zu können. Oder will die konservative Kathimerini die Spaltung von Zyriza vorantreiben, um so den alten Eliten von ND und PASOK wieder ans Ruder zu verhelfen?!

    • @Philippe Ressing:

      Das ist jetzt doch etwas desillusinierend, dass sich die TAZ !!(gerade die TAZ) nun auch an dieser Schlammschlacht beteiligt. Ich verweise da doch nochmal auf das vielsagende Video von Roy Galli https://www.youtube.com/watch?v=ktqKNu4N9Ds. Schade, dass sich die TAZ nun da auch einreihen lässt.

      Daneben, was macht man als FInanzminister denn wohl am besten, wenn man Gefahr läuft, aus dem Euro zu fliegen? Rumsitzen und hoffen? Fazit: Schöner hätte es die Bild auch nicht machen können.

  • So viel Phantasie braucht man da garnicht. Die Kundendaten aus dem Finanzministerium zu benutzen, um ein alternatives Zahlungs- bzw. Kreditsystem für den Übergang bereitstellen zu können, kann man wohl als "Hausaufgaben machen" betrachten. Das wäre das Mindeste, was ich erwartet hätte. Als sicher darf gelten, dass es sich dabei um eine digitale Währung in der Art der bitcoins (o.ä.) gehandelt hätte. Mit dem grossen Unterschied, dass sie von staatlicher Seite herausgegeben und auch genutzt worden wären. Bevor mining-Effekte oder Spekulationsblasen auftreten könnten, würde die Interimswährung schon wieder durch gedruckte Geldscheine abgelöst werden.

     

    Warum allerdings die Daten aus dem Ministerium freigehackt werden müssten, bleibt das Geheimnis des Autors - oder derer, bei denen er abgeschrieben hat.

     

    Mich würde ja mal brennend interessieren, welcher Fondsmanager da die TelKo aufgezeichnet haben soll... oder handelt es sich hier vielleicht doch viel eher um eine Abhörmaßnahme?

     

    So, jetzt muss ich weiter Gottes Werk verrichten.

     

    Viele Grüße aus dem Elfenbeinturm,

    Lloyd

  • Die Konterrevolution ist in vollem Gange. Es werden Köpfe rollen. Die TAZ begleitet den Vorgang wie üblich systemkonform.

    • @Dirk Böhm:

      „Die Konterrevolution ist in vollem Gange…“ Wo eine „Konterrevolution“ ist, müsste doch vorher erst mal eine „Revolution“ gewesen sein – habe ich da was verschlafen?!

       

      Meines Wissens kam die Tsipras-Regierung durch eine WAHL an die Macht, und nicht durch eine Revolution! Und die entmachteten Kräfte veranstalten nicht etwa eine Konterrevolution, sondern tun im Parlament alles, um die Regierung an der Macht zu halten!