Gore Vidal gestorben: Amerikas schlechtes Gewissen
Der Schriftsteller Gore Vidal ist am Dienstag 86-jährig gestorben. Die literarischen und historischen Werke des Liberalen kommentierten die USA kritisch und bissig.
NEW YORK dpa | Der US-Schriftsteller und Drehbuchautor Gore Vidal ist tot. Der 86-Jährige starb nach Angaben seiner Familie am Dienstag (Ortszeit) in seinem Haus in den Hollywood Hills nahe Los Angeles an einer Lungenentzündung, berichtete die Los Angeles Times.
Auch auf der offiziellen Webseite des Schriftstellers wurde sein Tod gemeldet. In zahlreichen Büchern hatte Vidal sich scharfzüngig mit der amerikanischen Politik auseinandergesetzt. Er schrieb Sachbücher und Romane, außerdem Drehbücher und Theaterstücke. So war Vidal zum Beispiel am Drehbuch für den Oscar-gekrönten Kinoklassiker „Ben Hur“ beteiligt.
Daneben betätigte er sich auch selbst als Schauspieler und versuchte es in der Politik. Seine politische Karriere scheiterte aber trotz vieler Anläufe und der wohlwollenden Unterstützung von John F. Kennedy.
Vidal galt als einer der intelligentesten amerikanischen Autoren, der auch gerne provozierte. „Stil ist zu wissen, wer du bist und was du zu sagen hast, und dich nicht darum zu kümmern, was andere denken“, soll er einmal gesagt haben. Vidals Bücher wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Die Los Angeles Times bezeichnete ihn als „herrischen Störenfried des nationalen Gewissens“.
Nach dem Universitätsabschluss hatte der 1925 in West Point im US-Bundesstaat New York geborene Vidal zunächst als Maat auf einem Transportschiff gearbeitet. Danach begann er einen Job als Lektor in einem New Yorker Verlag. Weil aber bereits sein erster in diesem Verlag veröffentlichter Roman über seine Zeit als Maat ein großer Erfolg wurde, gab Vidal den Job als Lektor bald wieder auf. Stattdessen reiste und schrieb er viel, darunter auch eine Reihe von Detektiv-Romanen. Für seine Werke benutzte er häufig Pseudonyme, unter anderem „Cameron Kay“ und „Katherine Everard“.
Vidal war unter anderem mit den Schriftstellern Jack Kerouac, Tennessee Williams, Orson Welles und Truman Capote, den Schauspielern Marlon Brando und Paul Newman sowie dem Sänger Frank Sinatra befreundet. Anekdoten über seine berühmten Freunde baute er gerne in seine Schriften ein.
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