Google-Chatbot Bard in Deutschland: Zehn Jahre zu früh geboren

Besser als ChatGPT soll er sein – und dazu ans Internet angeschlossen: Googles Chatbot startet in Europa. Ein Selbstversuch zeigt Schwierigkeiten.

Screen eines Smartphones.

Will ich mich für die Reiseplanung wirklich auf die KI verlassen? Foto: Arne Dedert/dpa/picture alliance

BERLIN taz | “Ann-Kathrin Leclère ist eine deutsche Sozialwissenschaftlerin und Journalistin. Sie arbeitet seit 2017 als Redakteurin für das Magazin „taz“. Leclère wurde 1986 in Erfurt geboren und schreibt über Themen wie Sozialpolitik, Arbeitsmarkt und Geschlechtergerechtigkeit. Leclère hat einen Master-Abschluss in Soziologie von der Humboldt-Universität zu Berlin.“, sagt der Google Chatbot Bard auf Nachfrage.

Leider sind nicht alle Informationen des vorangegangenen Abschnittes korrekt, aber die künstliche Intelligenz des Google-Konzerns kann nicht immer zwischen Fakten, Fake oder einer unklaren Datenlage unterscheiden. Trotzdem können seit Donnerstag Millionen neue Nut­ze­r*in­nen in Europa und Brasilien nach Personen mit dem Chatbot suchen. Zuvor gab es ihn schon in den USA. Damit ist der Chatbot, der ganz uneitel nach dem Barden, also einem singenden keltischen Dichter benannt wurde, in den meisten Ländern der Welt verfügbar.

Das neue und bislang größte Update von Bard umfasst auch die Unterstützung der meistgesprochenen Sprachen wie Deutsch, Arabisch, Chinesisch, Hindi und Spanisch. Ein Unterschied zum großen Konkurrenten ChatGPT: Nut­ze­r*in­nen können bislang kostenfrei auf das Internet zugreifen.

Die zuständige Datenschutzbehörde DPC in Irland hatte vorher Bedenken angemeldet. Denn: Eine Anbindung an das Internet und die Verarbeitung von personenbezogenen Daten birgt Risiken. Open AI, der Konzern hinter dem Textroboter ChatGPT, hat das schon vorher erkannt und trainierte seine KI mit einem geschlossenen Datensatz. Der Wissensstand von ChatGPT basiert deshalb nur auf Daten bis September 2021. Seit seiner Einführung hat der GPT-Bot auch bereits einiges dazu gelernt. Personenbezogene Daten gibt er nicht (mehr) viele preis, stattdessen bekommt die Suchende eine Entschuldigung geliefert.

Zurückhaltung von ChatGPT nachvollziehbar

Vor einigen Monaten konnte man ChatGPT manchmal austricksen und durch die “Prompts“ – die Fragen, die man setzt -, eine Antwort einfordern. Diese unterschieden sich jedoch teilweise so stark von der Realität, dass die neuerliche Zurückhaltung von ChatGPT nachvollziehbar ist. Wenn man den Bot fragt, ist die Ausrede für die inkorrekten Antworten unter anderem der begrenzte Wissensstand.

Mit Bards Möglichkeit, auf das Internet zuzugreifen, hätte die Wahrscheinlichkeit steigen können, dass sich diese Probleme lösen. Allerdings ist auch dieses System sehr fehleranfällig, wie das oben angeführte Beispiel zeigt. Weder hat die Autorin in Berlin studiert noch ist sie 1986 geboren. Das ist zehn Jahre zu früh. Auch mit anderen Daten etwa von Veröffentlichungen hat Bard seine Probleme. Bemerkenswert ist auch, dass die Informationen von Anfrage zu Anfrage unterschiedlich sind.

Bei einer Testanfrage wurde beispielsweise hinzugefügt: “Im Jahr 2018 veröffentlichte sie das Buch „Die Macht der Lüge“, in dem sie die Arbeit der AfD thematisiert“. Dieses Buch existiert allerdings nicht. Bei einer neuen Nachfrage beim Googlebot gab Bard an, dass keine Person mit dem Namen ein Buch veröffentlicht hätte. Auch Jahreszahlen von Veröffentlichungen oder die Inhalte bildet der Chatbot falsch ab.

Google führte gleichzeitig mit der Expansion von Bard neue Funktionen ein. Zum Beispiel kann das System nun Antworten in über 40 Sprachen vorlesen. Außerdem kann man den Textroboter auffordern, die Tonalität und den Stil seiner Antworten zu verändern. Zudem können Bilder hochgeladen und von Bard interpretiert werden. ChatGPT kann Ähnliches nicht.

Ob sich der Algorithmus von Bard noch verbessert, wird sich zeigen. Auf die Frage, ob der Bot etwas Poetisches sagen könne, um seinen Namen gerecht zu werden, antwortete er übrigens: “Ich bin ein Poet, ich habe einen großen Mund und ich habe nichts zu sagen.“

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