Google Campus gibt in Kreuzberg auf: Tschüss und bye-bye, Google!
Der Internetkonzern gibt den Protesten im Kiez nach und verzichtet nun doch auf den geplanten Start-up-Campus. Ein Wochenkommentar.
Na klar wollte Google seine Niederlage nicht eingestehen. Die Mitteilung vom Mittwoch, dass in das Kreuzberger Umspannwerk am Paul-Lincke-Ufer nicht der geplante Start-up-Campus einzieht, sondern dieses für Sozialunternehmen zur Verfügung gestellt wird, verband der Internetriese mit allerlei Pathos. Das hörte sich dann so an: „Wir freuen uns, mit dem Haus für soziales Engagement einen substanziellen Beitrag zur Stärkung der Zivilgesellschaft in und um Kreuzberg zu leisten.“
Glaube es, wer wolle. Klar ist: Google hatte beim Abschluss des Mietvertrags nicht geplant, die Räumlichkeiten schlussendlich zu verschenken. Dass nun genau das passiert, ist für den Konzern eine Niederlage. Laut Selbstauskunft kosten Umbau und Mietkosten bis 2023 den Konzern 14 Millionen Euro. Peanuts für eine der reichsten Firmen der Welt, logo. Würden aber alle Geschäfte so laufen, wäre Google pleite.
Am Ende schien dem Tech-Giganten einfach nichts anderes mehr übrig geblieben zu sein, als sich selbst zu löschen und das Gebäude an die Sozialunternehmen Betterplace und Karuna zu übertragen. Wenigstens noch etwas für die Imageaufbesserung tun, statt nur mit fliegenden Fahnen von dannen zu ziehen. Das ist dann in der Tat die vielen Millionen wert.
Gescheitert ist der Konzern an seiner Hybris, einen Bezirk wie Kreuzberg mit seiner Start-up-Offensive beglücken zu können. Hart ist er dann auf die Realität geprallt: auf eine Nachbarschaft, in der niemand das nächste Silicon Valley wollte und niemand den Wachstums- und Heilsversprechen durch die Unternehmensansiedlungen glaubte. Stattdessen wurde der Google Campus zu Recht als Bedrohung für einen schon jetzt kaum noch bezahlbaren Kiez wahrgenommen.
Kreuzberg hat gezeigt, dass es sich weiterhin zu wehren weiß. Mindestens vier Anti-Google-Initiativen haben fast zwei Jahre kontinuierlich gegen den Campus gearbeitet. Durchgestrichene Google-Transparente hingen überall im Kiez aus den Fenstern, demonstriert wurde monatlich, vorläufiger Höhepunkt war die Besetzung der Campus-Baustelle im September. Der Rückzug von Google ist ihr Erfolg.
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