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Goldabbau in IndonesienGeschützer Wald schrumpft

Die Regierung der indonesischen Provinz Aceh will den Bergbau in geschützten Wäldern ausweiten. Bedroht wären damit Elefanten, Orang-Utans und Nashörner.

Gold-Minenarbeiter in Pidie, in der Nähe von Aceh. Bild: reuters

Der umstrittene Plan soll nun tatsächlich umgesetzt werden: Innerhalb eines Monats wolle die indonesische Regierung in Aceh, der nordwestlichsten Provinz des Landes, 1,2 Millionen Hektar geschützter Wälder für den Bergbau freigeben, erklärte Hadi Daryanto, ranghoher Beamter in Indonesiens Forstministerium, Ende vergangener Woche.

Ähnlich äußerte sich Tengku Anwar, der Vorsitzende des Ausschusses in Acehs Parlament, der mit den neuen Raumordnungsplänen befasst ist. Es gebe viel Unterstützung für das Vorhaben: „Wir hoffen, das Ganze wird so schnell wie möglich verabschiedet.“

Nach den Plänen der Regierung sollen die geschützten Waldgebiete mit Teilen des Leuser Ökosystems – eine der letzten Heimstätten bedrohter Arten wie Orang-Utans, Nashörner, Tiger und Elefanten – auf weniger als die Hälfte der jetzigen Fläche verkleinert werden. Dabei ist Indonesien wegen seiner rasanten Entwaldung schon jetzt nach China und den USA der drittgrößte Emittent des Treibhausgases Kohlendioxid.

Die Abholzungen dürften sich beschleunigen, wenn im Mai ein Waldschutzmoratorium aus dem Jahr 2011 abläuft, in dem sich Indonesien verpflichtet hatte, auf einer Fläche von insgesamt 90 Millionen Hektar Wald- und Torfmoorflächen keine Konzessionen zu vergeben.

Bergbau freute sich über Regierungswechsel

Ein ähnlicher Aufschub auf Provinzebene war vor sechs Jahren auch in Aceh verkündet worden. Mit dem Regierungswechsel im vergangenen Jahr änderten sich dort aber die Prioritäten zugunsten der Rohstoffausbeutung. Bergbaufirmen frohlocken. Für sie wird sich der Zugriff vor allem auf Kupfer- und Goldvorkommen verbessern.

Der kanadische Konzern East Asia Minerals etwa zeigte sich „sehr erfreut über die Nachrichten“. Das Unternehmen arbeite „eng mit Regierungsbeamten im Land zusammen“ und habe Mitarbeiter vor Ort, um eine „Neueinstufung von als geschütztem Wald deklarierten Gebieten als Nutzwald zu erreichen“. Der Konzern hält Mehrheitsbeteiligungen an drei Gold- und Kupferminen in Aceh und Nordsulawesi.

Für seine Lobbyarbeit hat der Konzern einen umstrittenen Berater angeheuert: Gegen den ehemaligen Fischereiminister und früheren Gouverneur der Provinz Gorontalo Fadel Muhammad wird seit Mai 2012 ein Verfahren wegen Korruption während seiner Amtszeit als Gouverneur wieder aufgerollt.

Im September 2012 gab East Asia Minerals die Zusammenarbeit bekannt: „In seiner Beraterrolle wird Dr. Fadel wertvolle Hilfe leisten, um mit Projekten in Indonesien fristgerecht und nachhaltig voranzukommen.“

Planen, wie die Industrie will

Umweltschützer kritisieren, dass sich die Raumplanung „nicht an den Bedürfnissen lokaler Gemeinden“ ausrichte, „sondern an den Interessen der Industrie“. Deddy Ratih vom Umweltnetzwerk WALHI sagte der taz, die Einmischung von Unternehmen in lokale Politik sei „immens“. Die Behörden agierten, als sei das Waldschutzmoratorium, für das Indonesien Milliardenhilfen von ausländischen Gebern bekam, schon Geschichte.

Über eine Verlängerung des Moratoriums muss Indonesiens Präsident Susilo Bambang Yudhoyono entscheiden. Dessen Versprechen, so Deddy, gingen über Lippenbekenntnisse nicht hinaus. „Wir sehen keinerlei konkrete Schritte der Regierung in die richtige Richtung.“

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5 Kommentare

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  • AP
    andré Piquerez

    Korruption - alles korrupt dort, es ist traurig, der Mensch ist einfach zu dominant...und die Menschen dort die scheren sich doch einen Dreck um die Umwelt und die schönen Tiere...die denken doch dass die Welt achh sooo gross ist und es an anderen Orten genauso aussieht, aber es ist leider nicht so...klar geht's für die auch ums überleben aber ist einfach zu bitter dass die Umwelt dann langfristig draufgeht...

  • I
    Ingrid

    Ich kenne den Gunung Leuser NP, Nordsumatra. War 1997 dort. 3 Tage und Nächte im Urwald verbracht, mit Führer usw. So etwas Schönes und Beeindruckendes habe ich nur ganz selten gesehen. Viele Orang Utans in freier Wildbahn, alles Mütter mit Kind. Nashornvögel und viele andere Vogelarten. Echsen, Schmetterlinge, Affen, Orchideen, Kannenpflanzen, die seltene Rafflesia, unglaublich. Viele Arten endemisch, d. h. sie kommen nur dort vor. Ich dachte es ist das Paradies auf Erden. Ich habe die wohl dicksten und ältesten Urwaldriesen gesehen. Teak, Mahagoni, Meranti, Balsa, Eisenholz. Der intakte Urwald hat jede Medizin. Gegen Malaria, Fieber usw. Unser einheimischer Führer kannte sie alle. Wenn dieses Gebiet auch noch fällt, (denn im Süden Sumatras sahen wir bereits wie eine Palmöl Einöde aussieht), dann verliert Sumatra eines der wichtigsten und schönsten Naturschutzgebiete. Das Sumatra Nashorn lebt noch dort, vielleicht. Aufnahmen gelingen fast nie, Sumatra Tiger, die letzten ihrer Art, der Nebelparder, eine wunderschöne Katze, gezeichnet wie ein Ozelot lebt auch noch im Gunung Leuser. Ihr geht es in Thailand, Burma, Laos an den Kragen. Und wie langweilig es in Thailands Wäldern aussieht, nun, ich habe in 4 Tagen Trekkingtour im Norden 1995 nicht ein einziges Tier mehr gesehen, nicht einmal mehr Vögel....soll so unsere schöne, neue Welt aussehen....es ist nicht nur eine Schande dieses Gebiet freizugeben, es ist ein Verbrechen an der Menschheit. Denn wir alle werden der Artenvielfalt, der Schöpfung beraubt und bestohlen. Lassen wir es nicht soweit kommen.

  • C
    Cosi

    An dem Beispiel in Banda Aceh zeigen sich 3 Probleme.

    1. Seit der Zunehmenden Dezentralisierung und der Kompetenzzuspruch an die lokalen Regierungen, nimmt die Ausbeutung der Rohstoffe extrem zu.

    2. Der Raumordnungsplan, fällt seit 2007 ebenfalls in die Hände der lokalen Regierungen, was insofern gut ist, dass auf die Bedürfnisse vor Ort eingangen werden kann, allerdings geben 5 einzelne Pläne zu den Aspekten Wirtschaft, Technologie, Sicherheit, Umwelt und Gesellschaft den Ton an und wirtschaftliches Wachstum sichert in diesem korrupten Land nun mal die Wiederwahl.

    3. Das bürgerliche Engagement im Bereich Umwelt in Indonesien geht gegen Null. Walhi, der "BUND" Indonesiens wird nur selten zu Rate gezogen und muss zu viele Probleme gleichzeitig anpacken. Eine Stimme einer der wichtigsten NGOs in Umweltschutz kann dennoch nur wenig gegen die Stimme der Politik und Wirtschaft ausrichten.

     

    Und wer wird die drohende Katastophe stoppen?

  • K
    kritiker

    Wenn Indonesien eine Demokratie ist, sollten

    die sich vorrechnen lassen,

    a) wie hoch der Gewinnanteil Indonesiens

    an den Rohstofferlösen sein wird

    b) für wie lange und wieviele Arbeiter

    Beschäftigungen haben werden im Bergbau

    c) wie hoch die Renaturierungskosten sind

    d) wie hoch die langfristigen Einbussen

    für Tourismus sind

    e) wie teuer eine Renaturierung kommt

    f) wie gefährdet das Trink-und Grundwasser sein wird

    g) was für klimatische und Wetterkatastrophen

    nun begünstigter werden

    h) mit welchen Giftstoffverseuchungen zu rechnen sein

    wird

    i) wieviel Tiere sterben werden

    j) wieviele Tier-und Pflanzenarten sterben werden

    k) wieviele indonesische Kulturen sterben werden

    l) um wieviel die Armut in den Städten steigen wird

    m) um wieviel die Kriminalität steigen wird

    n) um wieviel das Gesundheitssystem noch mehr

    beansprucht werden würde, würde man adäquat

    diese Zunahmen der Krankheitsfälle behandeln

    o) wieviel Geld langfristig durch CO2 Zertifikate

    nicht mehr eingenommen werden kann

    p) wie stark der Rückhalt der Partei langfristig

    leiden könnte

    q) wie stark der Glaube in Demokratie leiden könnte

    r) um wieviel die Korruptionsanfälligkeit zulegen würde

    s) wieviel Reserve Agrarfläche durch Grundwasserverseuchung entfallen würde

    t) ob Indonesien ohne Tiere weiterleben will

    und so trostlos enden will, wie soviele

    andere asiatische Staaten oder ob es ein

    Vermächtnis weiterzureichen gedenkt

    u) wo die langfristigen Profiteure sitzen werden,

    die das Gold weiterverkaufen und lagern werden

    v) wie sie das ihren Nachkommen beibringen wollen,

    sich für Glaskugeln die Schätze und die

    Naturschönheit zerstört zu haben

    w) wie sie die Berufsgruppen der Bergarbeiter

    finanzieren wollen

  • H
    Hasso

    WO IST GOTT!?