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Gnadenfrist für Bar 25Sie tanzen noch einen Sommer

Der Club an der Spree darf vorerst bleiben, die Eigentümerin des Geländes, auf dem die Berliner "Bar 25" residiert, saniert später.

Einmal geht noch: Nächsten Sommer wird auch noch getanzt in der Bar 25 Bild: reuters

Die Bar 25 ist tot - lang lebe die Bar 25. Das Zwischennutzungsidyll am Friedrichshainer Spreeufer bekommt noch einmal ein Jahr Aufschub. "Bis Ende der Sommersaison 2010 kann die Bar bleiben", sagte Sabine Thümler, Pressesprecherin der Grundstückseignerin Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR), am Donnerstag der taz. Danach aber müssten die Betreiber der Bar, die auch auf dem Gelände wohnen, aber wirklich gehen. "Dieser Aufschub ist endgültig", betonte Thümler. Denn bis Ende 2010 müsse das landeseigene Unternehmen das Uferstück schadstoffsanieren.

Die seit 2004 bestehende Bar 25 hat schon viele Fristen überlebt. Eine Räumungsklage wurde in einen gerichtlichen Vergleich umgewandelt. Die Barbetreiber sollten das Gelände zum 1. September 2009 "besenrein" übergeben. Doch schon vor der gigantischen, 250 Stunden langen Abschiedsfeier Ende August wurde diese Frist verlängert, die BSR gab noch mal vier Wochen dazu. Die wurden für rege Verhandlungen genutzt - offenbar erfolgreich für die Zwischennutzer.

Die Bar 25 mit ihren improvisierten Bretterbuden und Bauwagen ist ein Publikumsmagnet, mit dessen undergroundigem Image sich inzwischen sogar Immobilienentwickler schmücken. Andererseits ist das Grundstück Teil des Flächenvermarktungskonzepts "Mediaspree", das teure Wohn- und Geschäftshäuser am Ufer vorsieht. Um das schadstoffbelastete Gelände marktfähig zu machen, hat die Umweltbehörde Gelder bereitgestellt. Die aber verfallen 2011 - für die BSR der einzige Grund, die Sanierung noch 2010 durchzuführen, wie die Sprecherin betont: "Wir finden die Bar 25 ja auch gut".

Deshalb führe man die Sanierungsbohrungen auch neben und nicht mitten im Bargelände durch, um den Zwischennutzern noch einen weiteren Sommer zu gewähren. Aber verfallen lassen wolle man die Sanierungsgelder auch nicht. Die Situation bleibt also absurd. Denn ein Investor, der sich für das Gelände interessieren würde, ist weiterhin nicht in Sicht. Die Bar 25 aber hat sich mit 140 Saisonbeschäftigten sogar zum Wirtschaftsfaktor gemausert. Dass sie einer jahrelangen Baubrache weichen soll, ist nicht nur Partygängern und "Mediaspree"-Gegnern schwer zu vermitteln.

Vorerst aber können die Barbetreiber entspannt der nächsten Saison entgegensehen. Man arbeite bereits an einer Medienerklärung, sagte der Bar-25-Macher Christoph Klenzendorf. Die Party hinterher könnte mehrere Tage dauern.

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19 Kommentare

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  • T
    Tops

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    Lärmbelästigung von Anwohnern ist bei der Bar 25 doch überhaupt kein Thema.Zum einen ist die Anlage bereits sehr leise und teils in den Holzboden eingelassen und zum anderen gibt es keine Wohnungen die auch nur ansatzweise nah genug am Gelände wären als das sich jemand beschweren könnte.

  • R
    Robert

    mein fester glaube an noch eine saison hat mich durchhalten lassen! ich bin echt überglücklich und merke wie mein herz schon wieder schneller schlägt, ein ubeschreibliches lebensgefühl-die bar25.

  • MN
    mein name??

    ja das ähh...also ich bin mega glücklich...das wir weiter feiern könn..

     

    und franz ahmm wesste wat pech gehabt...

  • ED
    einem dj...

    schadstoffsanierung ...hahaha. alles voller mdma. lol.

  • IN
    Ihr Name!!!

    man kann sich doch auch einfach mal nur freuen.

  • G
    glamorama

    Hm, vielleicht übersehe ich hier irgendwas - aber kann es nicht sein, dass der nörgelnde Franz bereits vor der Eröffnung der Bar25 in der Gegend gewohnt hat? In Hörweite stehen ja nicht nur Nobel-Apartments, sondern auch Plattenbauten aus den 70ern. Da wohnen in der Regel keine bösen Yuppies aus dem Westen, sondern arme Familien, die sich keinen Umzug leisten können.

     

    Zumindest kann ich aus seinem Kommentar nicht schließen, dass er aus Stuttgart hierher gezogen ist und erst vor kurzem einen "Mietvertrag" für eine "Eigentumswohnung mit Spreeblick" unterzeichnet hat [sic].

     

    ... just my 2 cents ;-)

  • C
    crystalkind

    phantastisch...diese nachricht zieht weihn8en für mich ein paar tage vor. Ich habe es lang gehofft, immer mit dem schlimmsten gerechnet...und nun geht es weiter! die perfekte after hour reloaded. Und für alle, die sich über kommerz etc aufregen: fahrt mal in eine andere stadt und seht euch an, was man da für "parties" oder "afters" geboten bekommt...und was man dafür auf den tisch legt. Was man in der bar für das bisschen eintritt geboten kriegt is der hammer! Manchen leuten fehlt echt der maßstab...zu verwöhnt eben! Und franz...naja...gottseidank weiss nicht jeder, was wirklich gut is...wenn ich mir vorstelle, das ich zu diesem winzig kleinen teil der leute gehöre, die das erleben durften&erleben werden, dann geht mir im bauch die sonne auf!!!ich freu mich wie ein kleines kind :oDDD

  • J
    Joey

    Wenn die Betreiber im nächsten Jahr aus dem Weiterbetrieb und einem eventuellen Solifonds eine Summe, ähnlich der bereitgestellten Sanierungsgelder aufbringen könnten, wäre wohl ein Weiterbetrieb grundsätzlich nicht unverhandelbar.

  • E
    ede

    auuu jaaaa das wird ein bunter, verstrahlter, fröhlicher sommer 2010

     

    ;-)

  • DK
    die Klinge

    Berlin is Technohauptstadt.und die Bar25 ein magnet für turis...und turis braucht berlin!!!!

    es haben ja schon genug (gute) clubs in berlin zumachen müssen...und da ist es verständlich wenn bei der bar25 tränen fliessen...also lasst uns doch die paar clubs die noch sind...kann ja nich sooo schwer sein und ist glaube auch nicht zuviel verlangt...@franz...sei ma n bissl tolleranter!

  • A
    AntiFranz

    @glamorama: Wenn man das nicht aushält dann zieht man da halt nicht hin. Den Laden gibts ja nun nicht erst seit gestern, und ein bißchen informieren sollte man sich schon können bevor man den Mietvertrag unterschreibt. Wie gesagt, die Bar25 speziell geht mir persönlich am * vorbei, die Zitadelle habe ich schon ein paar mal besucht. Aber die Attitüde nervt. Hätte er geschrieben "Die ...Zitadelle Spandau muß um 22 Uhr...aber Bar 25...Warum geht das in Spandau nicht auch?" hätte ich überhaupt nicht dagegen gehabt.

     

    Und, intolerant weil ich gegen Intoleranz bin? Äh...

  • P
    Pandi

    Viel Spass & Erfolg bei einem weiteren Jahr, sprudelnder Umsätze liebe BAR25. Der Aufschub sei den Machern ja gegönnt, aber die Grenze zur Lächerlichkeit ist nicht mehr fern. Ich bin ganz XYZs Meinung & warte schon auf die 500h closing Party! (Eintritt frei?)

  • H
    hups

    @ glamorama - wer mitten ins herz von hauptstadt zieht, ins "urbane berlin", wie es im makler-deutsch so schön heisst, der muss eben auch mit urbanen gegebenheiten leben. das ist eben der preis einer eigentumswohnung mit spreeblick.

     

    ich freu mich auf einen weiteren sommer in der bar25.

  • X
    xyz

    abzocke hoch 10. dann gibt es 2010 wahrscheinlich eine 500 h closing party... die bar25 ist mittlerweile so kommerziell und die leute merken es nicht mal...

  • G
    glamorama

    Sind taz-Leser eigentlich immer so intolerant? Ich gehe zwar selbst ins Berghain und werde auch die Gnadenfrist für die Bar25 ausgiebig nutzen - aber ich kann auch gut verstehen, dass sich Anwohner gestört fühlen. In einer Nachbarschaft mit permanenter Bassdrum würde ich es, trotz aller Liebe zum Techno, keine zwei Wochen aushalten. Also, seid nachsichtig und gönnt dem Franz seine Ruhe :)

  • A
    AntiFranz

    @Franz: zieh doch zurück nach Stuttgart wenns Dir nicht passt! Mal ehrlich, ich kann mit Techno auch überhaupt nichts anfangen und die Bar25 ist mir deshalb herzlich egal. Aber die ganzen Provinzler die ins "coole" Berlin ziehen, und sich dann beschweren wenn man nachts nicht die Grillen zirpen hören kann, gehen mir gehörig auf den Sack (s.auch SO36).

  • T
    Tim

    Intolerante Kommentare wie der von Franz sind natürlich wieder mal besonders produktiv.

    Das "hohle" Technovolk hat es immerhin geschafft etwas aufzubauen, das eigenverantwortlich und ohne Bezuschussung seitens der Stadt auskommt. Eine Insel alternativen Lebens die weit über die Grenzen Berlins hinaus legendär ist und das Bild der Stadt für tausende Menschen prägt. Die Zitadelle Spandau schafft das leider nicht - ist mir als Nicht-Berliner sogar gänzlich unbekannt. Das Techno nun mal keine Nachmittagsveranstaltung ist, liegt in der Natur der Sache. In meinen Augen sollte man genauer differenzieren, was hier wertvolles Kulturgut ist und durch seine Entstehungsgeschichte und Einflussnahme einfach unverwechselbar und daher überlebensberechtigt ist und was nicht. Chiques wohnen und Sitzkonzerthallen hat es in der Stadt doch mehr als genug, oder?

  • MB
    Mr Burns

    Interessanter Vergleich.

    Bleib doch einfach in Spandau, da gibts auch kein holes Technogedudel.

  • F
    Franz

    Großartig!

    Die Konzerte in der Zitadelle Spandau müssen um 22 Uhr wegen Lärm beendet sein, aber das hohle Techno-Gedudel in der Bar 25 kann die Umgebung die ganze Nacht lang nerven.

    Wird Zeit, daß die endlich geschlossen wird.