Gipfeltreffen in Kanada: G7-Staaten kündigen neue Russland-Sanktionen an
Weil US-Präsident Trump das G7-Treffen frühzeitig verließ, gab es kein Selenskyj-Treffen. Doch Kanada und Großbritannien sichern der Ukraine weitere Hilfe zu.

Zum Abschluss des G7-Gipfels in Kanada haben Vertreter der wichtigsten Industriestaaten der Ukraine weitere Unterstützung zugesichert. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sagte am Dienstag vor Journalisten, es gebe „einen Konsens“ in der Gruppe dazu, das von Russland angegriffene Land weiter militärisch zu unterstützen.
Nicht dabei waren allerdings die USA unter US-Präsident Donald Trump, der bereits am Montag vorzeitig abgereist war. Die eigentlich für Dienstag geplante Begegnung mit dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj, der als Gast zum Gipfel nach Kananaskis kam, fiel damit aus. Trump zeigte bei dem Gipfel keine Bereitschaft, schärfere Sanktionen gegen Russland zu verhängen.
Stattdessen hatte er den Ausschluss Russlands aus der früheren G8-Gruppe kritisiert, was Kanzler Merz zurückwies. „Wir sitzen nicht mit Kriegsverbrechern zusammen“, erklärte er. Es bleibe dabei, dass Kreml-Chef Wladimir Putin „an diesem Tisch hier nichts zu suchen hat“.
Merz sagte zum weiteren Vorgehen mit Blick auf den Ukrainekrieg, die G7-Staaten würden nun „alle Möglichkeiten weiter ausschöpfen, auch Sanktionen gegen Russland zu verhängen“. Zudem äußerte er sich zuversichtlich, dass die USA trotz der zögerlichen Haltung Trumps bald weitere Sanktionen gegen Russland verhängen.
Carney und Starmer gegen „Putins Kriegsmaschine“
Der Gastgeber des Gipfels, Kanadas Premierminister Carney, sagte der Ukraine weitere kanadische Rüstungshilfen im Wert von rund 1,5 Milliarden Euro zu. Gemeinsam mit dem britischen Regierungschef Keir Starmer gab er zudem eine Verschärfung der Sanktionen gegen die sogenannte Schattenflotte Russlands bekannt, die Moskau zum Export von Erdöl trotz der gegen das Land verhängten Sanktionen nutzt. Mit den Sanktionen solle „das Herz von Putins Kriegsmaschinerie“ getroffen werden, sagte Starmer.
Auch eine Einigung im Zollstreit ist nach dem Gipfel nicht in Sicht. Zwar sprach EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit Trump über das Thema, konkrete Fortschritte konnte sie aber nicht verkünden. Die G7 einigten sich jedoch darauf, stärker gegen Schleuserbanden vorzugehen, und wollen dafür Geldflüsse besser überwachen.
Aus einer Erklärung zum Kampf gegen Waldbrände wurde ein Verweis auf den Klimawandel als Ursachenfaktor gestrichen – auf Druck aus den USA. Auch wollen die G7-Länder ihre Abhängigkeit von autoritären Rohstoffmächten wie China verringern, und eigene Lieferketten für wichtige Rohstoffe wie Lithium, Kobalt oder seltene Erden absichern. (mit dpa, afp)
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