Giffeys Vor-Ort-Impfen: Strategie ohne genaue Analyse
Für den neuen Impfansatz gerade in Brennpunkten scheint es keine feste Basis zu geben. Konkreten Impfzahlen für Kieze und Stadtteile liegen nicht vor.
Auf Nachfrage der taz, auf welcher Faktenbasis diese erkennbar auf Migrantengruppen ausgerichtete Strategie fußt und ob es konkrete Zahlen gebe, hieß es am Donnerstag jedoch von der ehemals von der SPD und seit Dezember grün geführten Senatsverwaltung für Gesundheit und Wissenschaft: „Eine Analyse der Zusammenhänge zwischen Migrationsstatus/sozialer Lage und Impfstatus wurde bislang im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung nicht vorgenommen.“ Der Corona-Lagebericht von Giffeys Senatskanzlei wies am selben Tag unter dem Stichwort „Impfungen“ nur berlinweite Zahlen aus, aber keine für einzelne Bezirke, umso weniger für Stadtteile und Kieze.
Senatssprecherin Lisa Frerichs verwies die taz bei derselben Nachfrage auf die Gesundheitsämter der Bezirke und auf eine höhere Quote von Coronafällen in den Innenstadtbezirken. Der Senat fokussiert sich nach ihrer Darstellung bei der Strategie des dezentralen und aufsuchenden Impfens, bei dem die 49 Familienzentren Berlins eine große Rolle spielen sollen, nicht auf Bevölkerungsgruppen mit einem bestimmten Migrationshintergrund.
Regierungschefin Giffey hatte allerdings am Dienstag wiederholt von Gruppen gesprochen, bei denen Sprachprobleme die Akzeptanz von Impfungen erschweren würden. Zudem sagte sie: „Die Frage des Inanspruchnehmens des Impfens ist auch eine Integrationsaufgabe – nicht nur, aber auch.“ Imame könnten aus Sicht der Regierungschefin als Multiplikatoren dienen. Von der Senatsverwaltung für Gesundheit hieß es, man biete „in allen Bezirken Berlins niedrigschwellige Impfangebote an – mit den Mobilen Teams in den Stadtteilen und in den Impfzentren.“
In der Pressekonferenz am Dienstag hatte Giffey auch angekündigt, sich dazu noch am folgenden Nachmittag mit der Integrationsbeauftragten des Landes, Katarina Niewiedzial, zu treffen. Erstes Ergebnis ist laut Senatssprecherin Frerichs, dass Niewiedzial angeboten habe, ihre Kontakte in verschiedenen Bevölkerungsgruppen an einen Tisch zu holen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn
Kein Sparpreis, dafür schlechter Service
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Housing First-Bilanz in Bremen
Auch wer spuckt, darf wohnen