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GewalttäterKoalition will elektronische Fußfesseln

Union und SPD planen elektronische Fußfesseln für verurteilte Gewalttäter. Wie viel das nützt, bezweifeln Feminist*innen.

„Mehr Härte gegen Täter“, fordert die geschäftsführende Innenministerin Nancy Faeser (SPD) Foto: Andreas Arnold/dpa

Berlin (afp) | Union und SPD wollen den Schutz von Frauen vor erneuter Gewalt mittels der elektronischen Fußfessel verbessern, wie der Spiegel am Freitag unter Berufung auf den bisherigen Stand der Koalitionsverhandlungen berichtete. Gerichte sollen künftig anordnen können, dass verurteilte Täter ein solches Überwachungsgerät tragen müssen. Unterschreiten sie dann einen zuvor festgelegten Mindestabstand zu ihrem früheren Opfer, sollen die Betroffenen per Tracker gewarnt werden.

Dem Bericht zufolge einigten sich Union und SPD auf das sogenannte spanische Modell. In dem Land kommen die GPS-gestützten Geräte seit 2009 zum Einsatz. Wird der von einem Richter oder einer Richterin festgelegte Mindestabstand unterschritten, löst das System Alarm bei der Polizei und den betroffenen Frauen aus.

Es brauche eine „konsequente Strafverfolgung, auch Fußfesseln für Täter, und mehr Prävention an Schulen, im Elternhaus und in der Gesellschaft“, zitierte der „Spiegel“ Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU). Die geschäftsführende Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach sich demnach für „mehr Härte gegen die Täter“ aus. Gewalt gegen Frauen müsse „besonders im Fokus der Strafverfolgungsbehörden und der Justiz der Länder“ stehen. Zudem müssten Fußfesseln „endlich flächendeckend“ kommen.

Die Grünen-Politikerin Ulle Schauws sagte hingegen, die Fußfessel könne „kein Allheilmittel sein“. Es müsse auch mehr aufgeklärt werden, „über Geschlechterstereotype und toxische Männlichkeit“.

Gewaltschutz bereits beschlossen

Bereits Ende vergangenen Jahres hatte das Bundesjustizministerium geplante Änderungen des sogenannten Gewaltschutzgesetzes vorgelegt, das bereits seit 2002 in Kraft ist. Danach sollte bereits damit die Möglichkeit eingeführt werden, Tätern „in schweren Fällen“ eine elektronische Fußfessel anzulegen. Im Januar wurde eine Formulierungshilfe auf den Weg gebracht, die dann aber im mittlerweile abgewählten Bundestag keine Mehrheit mehr fand.

Bundestag und Bundesrat stimmten aber Ende Januar beziehungsweise Mitte Februar dem sogenannten Gewalthilfegesetz zu, das Frauen besser schützen soll. Es sieht für Opfer geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt einen Rechtsanspruch auf Schutz und Hilfe vor, der ab 2030 gelten soll. Bis dahin soll mit finanzieller Unterstützung durch den Bund das Hilfesystem bedarfsgerecht ausgebaut werden.

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2 Kommentare

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  • 》Union und SPD planen elektronische Fußfesseln für verurteilte Gewalttäter. Wie viel das nützt, bezweifeln Feminist*innen.[...] Die Grünen-Politikerin Ulle Schauws sagte [...], die Fußfessel könne „kein Allheilmittel sein“. Es müsse auch mehr aufgeklärt werden,„über Geschlechterstereotype und toxische Männlichkeit“《



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    Merz hat auf Instagram www.instagram.com/...h=cm5venAzdTBqcXp3 die grauenvolle Realität richtig referiert: 》Jede Stunde werden in Deutschland mehr als 14 Frauen Opfer von häuslicher Gewalt. Alle 48 Stunden tötet ein Mann seine aktuelle oder ehemalige Partnerin《



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    Und die FAZ berichtet: 》Wenn der Täter den Sicherheitsabstand nicht einhält, wird die Frau, die ein Empfangsgerät am Handgelenk trägt, mit einem Signalton gewarnt. Gleichzeitig wird die Polizei informiert. [...] „Seitdem die elektronische Fußfessel so in Spanien eingeführt wurde, gab es bei den Frauen, die damit geschützt wurden, keine Tötungen mehr“ 《t1p.de/8gf6v



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    "Alle 48 Stunden tötet ein Mann seine aktuelle oder ehemalige Partnerin" ./. "Keine Tötungen mehr" - wie kann dieser höchst konkrete 'Nutzen' ernsthaft bezweifelt werden?

  • "Wie viel das nützt, bezweifeln Feminist*innen."

    Man kann sich FRAGEN, wie viel das nützt,

    OB das viel nützt

    oder man kann bezweifeln, DASS das viel nützt.