Gewalt in Nicaragua: Priester und Journalisten angegriffen
Die Unruhen in Nicaragua weiten sich aus. Hunderte Regierungsanhänger drangen in die Basilika in Diriamba ein und verprügelten Geistliche und Reporter.
Zuvor waren der Apostolische Nuntius in Nicaragua, Waldemar Sommertag, Kardinal Leopoldo Brenes und weitere Bischöfe nach Diriamba gereist, um sich ein Bild von den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten, Sicherheitskräften und regierungsnahen Schlägertrupps zu machen.
Bei den heftigen Tumulten wurden mehreren Journalisten zudem ihre Kameras und Telefone weggenommen. „Es gibt keine Worte, um das zu beschreiben. Sie haben keinen Respekt vor unseren Bischöfen und bestehlen Journalisten“, sagte der Leiter der Menschenrechtsorganisation ANPDH, Álvaro Leiva. Auch in der Stadt Jinotepe griffen Regierungsanhänger eine Kirche an und warfen Büromaterial und Kirchenbänke auf die Straße.
„Die Regierung hat mit ihrer Unterdrückung alle Grenzen des Vorstellbaren überschritten. Das sind Kriminelle“, sagte Azáhalea Solís von der Oppositionsbewegung Alianza Cívica. Die Regionalchefin der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, Erika Guevara-Rosas, verurteilte den Angriff auf die Priester und Journalisten.
Neuwahlen abgelehnt
Der Konflikt zwischen der Regierung und der Opposition in dem mittelamerikanischen Land eskaliert immer weiter. Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten, Sicherheitskräften und bewaffneten Regierungsanhängern kamen am Sonntag mindestens zwölf Menschen ums Leben. Unter den Opfern waren auch zwei Polizisten. „Heiliger Gott. So viel Tod, so viel Schmerz. Stoppt diese Barbarei“, schrieb der Bischof von Matagalpa, Rolando Alvarez, auf Twitter.
Vorgezogene Neuwahlen, wie von der Opposition gefordert, lehnt Präsident Ortega ab. „Wir können die Regeln nicht von einem Tag auf den anderen ändern, weil es einer Gruppe von Putschisten gerade so einfällt“, sagte Ortega zuletzt vor Anhängern. Der Dialog zur Beilegung des Konflikt dürfte damit vorerst beendet sein.
Die jüngsten Proteste gegen die Regierung hatten sich im April an einer geplanten Sozialreform entzündet. Mittlerweile fordern die Demonstranten allerdings den Rücktritt von Ortega, ein Ende der Gewalt und eine freie Presse. Bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften, regierungsnahen Paramilitärs und Regierungsgegnern kamen nach Angaben von Menschenrechtlern bereits mehr als 300 Menschen ums Leben. Die Regierung spricht von 47 Toten.
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